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# taz.de -- Afghanistan unter den Taliban: UNO prüft Afghanistan-Mission
> Die Weltorganisation reagiert darauf, dass die Taliban afghanischen
> Frauen verboten haben, in der gesamten UN-Mission mitzuarbeiten.
Bild: Stetige Verschlechterung der Menschenrechte für Frauen in Afghanistan: D…
Berlin taz | Die UNO wird bis Anfang Mai ihren Gesamteinsatz in Afghanistan
einer „operationalen Überprüfung“ unterziehen. Das betrifft ihre politisc…
Mission Unama und den vom Koordinierungsbüro Unocha umgesetzten humanitären
Einsatz.
Von westlichen Geberländern finanzierte und über die UNO sowie
[1][Nichtregierungsorganisationen] implementierte Entwicklungsvorhaben
liegen wegen früherer Taliban-Verbote bereits seit Monaten auf Eis.
Ausnahmen gibt es im Gesundheits- und einigen anderen für die Bevölkerung
überlebenswichtigen Bereichen. Solch eine Überprüfung schließt auch die
Schließung, zeitweilige Suspendierung der Gesamtmission oder Verlagerung
ins Ausland nicht aus.
Die Entscheidung ist eine Reaktion auf das vorige Woche vom Taliban-Regime
ausgesprochene [2][Arbeitsverbot für afghanische UN-Mitarbeiterinnen], das
auf eine Reihe ähnlicher Verbote für Afghaninnen folgte.
Bis zum 5. Mai wird das gesamte lokale UN-Personal von zu Hause aus
arbeiten. Eine interne Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats am Freitag in
New York segnete die Entscheidung offenbar ab.
## Frauenarbeitsverbot verstößt gegen UN-Charta
Die Weltorganisation verurteilte am Dienstag das Taliban-Arbeitsverbot als
„ungesetzlich“ unter ihrer Charta. Afghanistan ist auch unter den Taliban
UN-Mitglied. Doch verweigerte die Generalversammlung ihnen, den Sitz ihres
Landes einzunehmen.
Die UN-Sondergesandte für Afghanistan, die kirgisische Ex-Präsidentin und
-Außenministerin Rosa Otunbajewa, will nun die wichtigsten Akteure
konsultieren und Ausnahmeregelungen für „alle möglichen Ergebnisse“ der
Überprüfung vorbereiten. Mit ihrem Verbot, so Otunbajewa, wollten die
Taliban „die Vereinten Nationen zwingen, eine scheußliche Wahl zu treffen,
zwischen Bleiben und die afghanischen Menschen zu unterstützen oder zu
Normen und Prinzipien zu stehen, denen wir verpflichtet sind“ – darunter
der Nichtdiskriminierung von Frauen. Die Verantwortung für etwaige negative
Konsequenzen liege allein bei den Taliban.
Von 3.900 UN-Angestellten in Afghanistan sind 3.300 lokaler Herkunft, davon
400 Frauen. Viele arbeiten bereits außerhalb des Landes.
Nach dem Verbot, das die Taliban nur mündlich mitgeteilt hatten, hatte die
UNO für ihr afghanisches Personal zunächst zwei Tage Homeoffice angeordnet.
Diese Zeit wollten Otunbajewa und ihr deutscher Vize Markus Potzel nutzen,
die Taliban zur Rücknahme des Verbots zu bewegen.
Taliban-Chef trifft keine UN-Diplomaten
Das klappte offenbar nicht. Die eigentlichen Taliban-Entscheidungsträger um
De-facto-Staatsoberhaupt Hibatullah Achundsada mit Sitz im südlichen
Kandahar treffen keine Diplomaten aus dem Westen, zu dem sie auch die UNO
zählen. Nur dem Botschafter eines islamischen Landes soll es bisher
gelungen sein, Achundsada zu treffen.
Eine Koalition der Frauenprotestbewegung forderte am Montag in Kabul die
UNO und Nichtregierungsorganisationen auf, ihre Operationen im Land
einzustellen, bis die Frauenarbeitsverbote aufgehoben seien. Sie warfen der
UNO vor, gegenüber den Taliban „zu flexibel“ zu sein und das Unama-Büro
wegen seiner vom UN-Sicherheitsrat befürworteten Gesprächsstrategie „in ein
Gästehaus für die Taliban“ verwandelt zu haben.
Am Montag warnte das UN-Welternährungsprogramm, Afghanistan stehe vor der
größten Hungerkrise seit 25 Jahren. Die Arbeitsverbote für bei der UNO und
NGOs angestellte Afghaninnen erschwerten bereits die Verteilung von
Nahrungsmitteln. Laut Unocha handelt es sich um die weltgrößte humanitäre
Krise, während die [3][Hilfen für das Land am stärksten unterfinanziert]
seien. Dazu tragen auch die Taliban mit ihrer frauenfeindlichen Politik
bei.
12 Apr 2023
## LINKS
[1] /Frauenrechte-in-Afghanistan/!5901335
[2] /Unterdrueckung-der-Frauen-in-Afghanistan/!5926645
[3] /UN-Geberkonferenz-fuer-Afghanistan/!5827205
## AUTOREN
Thomas Ruttig
## TAGS
Schwerpunkt Afghanistan
Uno
Frauenfeindlichkeit
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