# taz.de -- Rohstoffgewinnung: Keine Regeln für Tiefseebergbau | |
> Obwohl die Zeit drängt, konnte sich die Internationale Meeresbodenbehörde | |
> nicht auf Vorschriften einigen. Bis Juli läuft eine wichtige Frist. | |
Bild: Nahrhafte Brocken: Manganknollen, gehoben von einem Forschungsschiff | |
BERLIN taz | Die Internationale Meeresbodenbehörde hat es auf ihrer | |
aktuellen Tagung nicht geschafft, Regeln für den Tiefseebergbau | |
aufzustellen. Das heißt, dass Unternehmen ab Juli ohne spezielle Vorgaben | |
Lizenzen für den Abbau beantragen können. | |
Mit Spezialtechnik Rohstoffe in der Tiefsee zu heben, genau das hat das | |
kanadische Unternehmen The Metals Company vor. Der Inselstaat Nauru, der | |
die Firma unterstützt, hat deswegen 2021 die sogenannte „2-Jahres-Regel“ | |
aktiviert. Demnach kann sie im Juli 2023 eine Lizenz [1][für den Abbau von | |
Manganknollen] auf dem Boden des Pazifik zwischen Mexiko und Hawaii | |
beantragen. Nauru hat angekündigt, nicht gleich nach Ablauf der Frist eine | |
Lizenz für The Metals Company zu beantragen. Doch solange sich die | |
Staatengemeinschaft nicht auf Regeln einigt, wie genau beispielsweise | |
Umweltverträglichkeitsprüfungen gestaltet sein oder ob vor den Arbeiten | |
Abbautests stattfinden müssen, kann jederzeit ein Antrag gestellt werden. | |
Die Verhandlungen der 36 Mitgliedstaaten der Meeresbodenbehörde seien | |
schleppend gelaufen, die Wünsche und Vorstellungen der einzelnen | |
Delegationen hätten weit auseinandergelegen, berichtet ein Teilnehmer. Es | |
gebe Länder, die den Tiefseebergbau komplett ablehnten – in der EU etwa | |
Frankreich. Spanien und Deutschland setzten sich für ein Moratorium ein, | |
bis die Folgen für die Ozeane besser erforscht sind. Und China, Russland | |
und Nauru hätten sich in den Verhandlungen für möglichst schnelle | |
Abbauregularien eingesetzt. | |
„Die [2][ökologischen Folgen von Tiefseebergbau wären dramatisch]. Er würde | |
den Meeresboden zerstören, mit verheerenden Auswirkungen auf die | |
Artenvielfalt“, kommentiert der Meeres-Experte von Greenpeace, Till | |
Seidensticker. „Wenn die ISA-Staaten jetzt nicht handeln, wäre das ein | |
großer Rückschlag für den Meeresschutz und würde dem Zweck des Anfang März | |
beschlossenen UN-Hochseeschutzabkommens widersprechen“, so Seidensticker. | |
Die Meere dürfen nicht durch die Interessen einzelner Konzerne gefährdet | |
werden. | |
Einige Beobachter warfen dem ISA-Sekretariat zuletzt mangelnde Neutralität | |
und eine Nähe zur Industrie vor. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete, | |
kritisierte Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin im | |
Bundeswirtschaftsministerium, in einem Brief an Generalsekretär Michael | |
Lodge, dass dieser gegen Vorschläge von Mitgliedstaaten öffentlich Position | |
bezogen habe. Lodge wies die Kritik zurück. | |
3 Apr 2023 | |
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## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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