# taz.de -- Koalitionsverhandlungen in Berlin: Haben sie sich auch lieb? | |
> Friede, Freude, Koalitionsvertrag? CDU und SPD wollen mehr Geld für die | |
> Hochschulen. Im Gespräch ist auch die Randbebauung des Tempelhofer | |
> Feldes. | |
Bild: Ob SPD und Grüne auch so miteinander lachen würden? | |
Berlin taz | Ein bisschen Widerspruch kann auch nicht schaden bei all der | |
demonstrativen Einigkeit. Also verrät Raed Saleh, dass er das Tempelhofer | |
Feld gerne offen halten will. „Was die Randbebauung betrifft, bin ich | |
persönlich skeptisch“, sagt der SPD-Fraktionschef im [1][Interview mit der | |
taz]. | |
Als Landeschef aber muss der 45-Jährige auch auf seine Partei hören. Und in | |
der sei er in einer Minderheit. „Es gibt einen Parteitagsbeschluss, danach | |
soll es eine behutsame Bebauung am Rand geben“, betont Raed Saleh, auch | |
wenn er schnell hinzufügt, dass bislang völlig unklar sei, was dort | |
entstehen soll: „Wie soll denn die Infrastruktur aussehen? Wird es soziale | |
Angebote geben?“ Vor allem aber müsse ein „respektvoller Umgang mit dem | |
Ergebnis des Volksbegehrens mitgedacht werden“. | |
Die Argumente der anderen hören, Kompromisse finden, das gilt nicht nur für | |
die innnerparteiliche Debatte der Berliner Sozialdemokraten, sondern auch | |
für die Koalitionsverhandlungen mit der CDU. „Ich werde nie ein Freund der | |
CDU“, sagt Saleh dann auch eher an die Adresse der eigenen Parteibasis, der | |
die Koalitionsvereinbarung in einem Mitgliederentscheid zur Abstimmung | |
vorgelegt wird. | |
An die Adresse der CDU selbst sagte der Fraktions- und Landeschef am | |
Freitag: „Es ist nichts offen, wo es keinen Weg für eine Einigung gibt.“ | |
Es scheint, als hätten sich SPD und CDU gefunden. Aber haben sie sich jetzt | |
auch lieb? | |
## Eine gewisse Erleichterung | |
Als die Unterhändler der Dachgruppe am Freitag vor die Presse traten, war | |
zumindest eine gewisse Erleichterung zu spüren: „Dass wir immer noch im | |
Zeitplan sind, freut uns sehr, und deswegen sind wir auch weiterhin gut | |
gelaunt“, freute sich Kai Wegner, der darauf hofft, nach dem Entscheid der | |
SPD-Basis zum Regierenden Bürgermeister gewählt zu werden. | |
Franziska Giffey, die dann als Senatorin neben Wegner Platz nehmen muss, | |
meinte: „Wir sind auf einem sehr guten Weg.“ Die Parteien hätten bei den | |
bisher in der Dachgruppe besprochenen Themen bereits mehr als 200 | |
Einzelmaßnahmen verabredet. | |
Zu denen zählt auch mehr Geld für die Hochschulen. Um jährlich 5 statt | |
bisher 3,5 Prozent soll deren Budget steigen. Nach Angaben von | |
CDU-Generalsekretär Stefan Evers macht das etwa 80 Millionen Euro pro Jahr | |
aus. | |
9 der 13 Facharbeitsgruppen hätten inzwischen ihre Ergebnisse vorgelegt, so | |
Kai Wegner. So soll das Vergabegesetz „entschlackt“, also vereinfacht | |
werden – eine Forderung der Wirtschaft. CDU und SPD bekennen sich zudem zum | |
Ziel, mehr Einfluss auf das Gas- und Fernwärmenetz anzustreben. Die | |
[2][Messe] soll ein landeseigenes Unternehmen bleiben. Geplant ist auch | |
eine Rückführung der Tochterfirmen der landeseigenen Klinikkonzerne Charité | |
und Vivantes in die Mutterfirmen, damit das Prinzip gleicher Lohn für | |
gleiche Arbeit gilt. | |
Letzteres ist auch eine Herzensangelegenheit von Raed Saleh. „Die Stadt | |
Berlin muss eine gute Arbeitgeberin bleiben“, sagt er der taz. Deshalb soll | |
auch der Mindestlohn nicht nur bei 13 Euro die Stunde bleiben, was die CDU | |
im Wahlkampf noch kritisiert hatte. Er soll sogar „dynamisiert“, also den | |
Preissteigerungen angepasst werden. | |
Auch ein Bekenntnis zur Kultur haben Giffey und Wegner abgegeben. So soll | |
die Komische Oper grundlegend saniert und erweitert werden. Die Kosten | |
wurden zuletzt auf 437 Millionen Euro geschätzt. | |
## Entscheidung im April | |
Beide Parteien halten daran fest, den Koalitionsvertrag Anfang April | |
vorstellen zu wollen. Das Ergebnis des Mitgliederentscheids der SPD-Basis | |
soll dann am 23. April verkündet werden. „Was wir nicht gebrauchen können, | |
sind Endlosdebatten“, sagte Wegner. | |
Ein Thema, das das Zeug dazu hätte, ist der Wohnungsbau. Die Dachgruppe, in | |
der unter anderem Kai Wegner, Stefan Evers, Franziska Giffey und Raed Saleh | |
zusammensitzen, will das heiße Eisen erst in der kommenden Woche anfassen. | |
Durchgesickert ist allerdings schon, dass der Bau neuer Stadtquartiere | |
vorangetrieben werden soll. Auch der Zentrale Festplatz soll nun | |
dazugehören. Allerdings müsse zuvor noch ein Ersatzstandort gefunden | |
werden. Gegen die Bebauung des Festplatzes hatte sich bislang immer | |
Franziska Giffey ausgesprochen. | |
Und das Tempelhofer Feld? Darüber sei noch nicht entschieden worden, hieß | |
es am Freitag knapp. Die Facharbeitsgruppe „Stadtentwicklung, Bauen, | |
Wohnen“ hat sich allerdings nach Angaben des [3][Tagesspiegels] für eine | |
Randbebauung ausgesprochen. Unklar sei allerdings noch, ob die endgültige | |
Entscheidung dafür oder dagegen nochmals durch eine Volksbefragung | |
ermittelt werde. | |
Falls ja, kann Raed Saleh dann ja doch noch seine Stimme in die Waagschale | |
werden und mit Nein stimmen. | |
26 Mar 2023 | |
## LINKS | |
[1] /SPD-Chef-zu-Koalitionsverhandlungen/!5921942 | |
[2] https://www.messe-berlin.de/de/ | |
[3] https://www.tagesspiegel.de/berlin/koalitionsverhandlungen-in-berlin-cdu-un… | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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