| # taz.de -- EU-Entscheidung zum Verbrenner-Aus: Europa öffnet Hintertür für … | |
| > Ab 2035 dürfen in der EU keine neuen Verbrenner mehr zugelassen werden. | |
| > Dafür soll es synthetische Kraftstoffe geben – ein Kompromiss mit Fragen. | |
| Bild: Ausgepufft: Das Ende des Verbrennermotors wird kommen | |
| Das Drama ist vorbei: Nach einer wochenlangen Hängepartie wegen deutscher | |
| Sonderwünsche haben die Energieminister der EU am Dienstag in Brüssel | |
| endgültig grünes Licht für das Aus von Verbrennungsmotoren gegeben. Um das | |
| Veto aus Berlin zu überwinden, wurde zugleich eine Hintertür für | |
| synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) geöffnet. | |
| Damit dürfen ab 2035 in der EU keine Autos mit Benzin- oder Dieselmotor neu | |
| zugelassen werden. Dies soll die CO2-Emissionen im Straßenverkehr auf Null | |
| reduzieren. Die Sonderregeln für E-Fuels, auf denen die FDP bestanden | |
| hatte, will die EU-Kommission in den nächsten Monaten vorlegen. Dabei | |
| zeichnen sich aber bereits grundlegende Probleme ab. | |
| Für den Kompromiss stimmten 23 EU-Staaten. Bulgarien und Rumänien | |
| enthielten sich, Italien und Polen stimmten dagegen. Die Regierung in | |
| Warschau nannte die Pläne unrealistisch, sie fürchtet steigende Preise für | |
| Fahrzeuge. Italien wollte eigentlich noch eine Ausnahme für Biosprit, | |
| konnte sich jedoch nicht durchsetzen. | |
| Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und EU-Klimakommissar Frans | |
| Timmermans hatten sich nach zähen Verhandlungen erst am Wochenende darauf | |
| geeinigt, das Verbrennerverbot um eine Ausnahme für Autos zu ergänzen, die | |
| ausschließlich mit E-Fuels betrieben werden. | |
| ## Zulassung kommt vielleicht erst 2026 | |
| Bisher gibt es diese Autos aber noch gar nicht – ebensowenig wie die | |
| versprochene technische Einrichtung, die erkennen soll, ob ein Fahrzeug | |
| ausschließlich E-Fuels tankt. Die neuen synthetischen Kraftstoffe gelten | |
| als ineffizient und teuer. Zudem stehen sie noch nicht in ausreichender | |
| Menge zur Verfügung, um in PKW genutzt zu werden. Nur Porsche und Ferrari | |
| setzen auf den Treibstoff. | |
| Der Kompromiss wirft auch rechtliche und politische Fragen auf. So will die | |
| EU-Kommission eigens für E-Fuel-Autos einen neuen Zulassungsrahmen | |
| schaffen. Zudem ist ein sogenannter delegierter Rechtsakt geplant, um die | |
| neue Fahrzeugklasse in die bestehende EU-Gesetzgebung einzufügen. | |
| „Das bis Herbst 2024 zu schaffen, ist ehrgeizig“, heißt es in der Brüssel… | |
| Behörde. Es sei zudem unklar, ob der delegierte Rechtsakt die nötige | |
| politische Unterstützung finden werde. Notfalls müsse die Zulassung von | |
| E-Fuels bis 2026 warten – dann ist ohnehin eine Überprüfung der | |
| einschlägigen EU-Gesetze geplant. | |
| Auch aus dem Europaparlament kommt Gegenwind. Die nun geplante Ausnahme für | |
| E-Fuels „steht auf tönernen Füßen“, sagt Michael Bloss, klimapolitischer | |
| Sprecher der Grünen. Für den delegierten Rechtsakt fehle die nötige | |
| Ermächtigung durch das Parlament. „Wenn es trotzdem kommt, haben wir gute | |
| rechtliche Argumente, um dagegen zu klagen.“ | |
| ## Verbrenner-Aus ist sicher | |
| Kritisch äußerte sich auch Jens Gieseke (CDU). Verkehrsminister Wissing | |
| habe lediglich eine „unverbindliche Zusage“, dass die Kommission einen | |
| Vorschlag zu E-Fuels vorlegt. Das Verbrennerverbot hingegen sei sicher. | |
| Gieseke spricht von einer „herben Niederlage für den Minister, der den | |
| Anspruch hatte, den Verbrenner zu retten“. | |
| Klimakommissar Timmermans begrüßte hingegen die Einigung als „wichtigen | |
| Schritt in Richtung Null-Emissions-Mobilität“. Auch Bundesumweltministerin | |
| Steffi Lemke (Grüne) sprach von einem positiven Signal für E-Autos. | |
| Künftig soll es auch mehr Ladestationen für E-Autos geben. Europaparlament | |
| und Mitgliedstaaten einigten sich in der Nacht zum Dienstag auf gemeinsame | |
| Vorgaben. Demnach soll es bis 2026 auf den zentralen Verkehrsachsen der EU | |
| mindestens alle 60 Kilometer eine Lademöglichkeit geben. Auch die Bezahlung | |
| soll einheitlich geregelt werden. | |
| 28 Mar 2023 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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