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# taz.de -- Infantino nach dem Fifa-Kongress: Der Teufel wirbt für Equal Pay
> Gianni Infantino ist der Seelenverkäufer des Fußballs. Sein nächstes
> Opfer hat er schon ausgemacht: das Spiel der Frauen.
Bild: Der Teufel trägt Glatze: Fifa-Präsident Gianni Infantino beim Denken
Der Teufel trägt Glatze. Er ist gefürchtet und er ist sehr beliebt. Gerade
wurde er [1][für vier weitere Jahre im Amt des Präsidenten des
Internationalen Fußballverbands] bestätigt. Jenes Wesen aus dem Reich der
Finsternis, das sich Gianni Infantino nennt, wenn er mit gewöhnlichen
Menschen interagiert, wird weiter die Seele des Fußballs an die Mächte des
Bösen verkaufen.
Und er wird sein diabolisches Lächeln aufsetzen, wenn ihm Kritiker
vorwerfen, er habe den Fußball, das Spiel der Götter Pelé, Beckenbauer und
Maradona, an Mörder, Kriegstreiber und Sklavenhalter verscherbelt. Nehmt
und baut Stadien davon, wird er sagen, und den Führern der Fußballfamilien
allüberall in der Welt dicke Schecks ausstellen. So kauft sich der Teufel
die Liebe der Fußballwelt. Man weiß es längst.
Und doch haben sich nicht wenige die Augen gerieben, als der Teufel am
Donnerstag, nachdem die große Messe zu seiner Wiederwahl gelesen war,
zugeben musste, dass ihm nicht alles gelingt. Er wollte den Frauen dieser
Welt ein Geschenk machen, indem er ihnen [2][Geld aus der Schatulle der
Mächtigen aus Saudi-Arabien] beschafft. „Visit Saudi“, die staatliche
Tourismusagentur des Landes, sollte Sponsor der Weltmeisterschaft werden,
die die besten Frauenteams der Welt im kommenden Sommer in Australien und
Neuseeland ausspielen.
## Deals mit den Saudis
Der Satan, den sie Infantino nennen, wunderte sich nicht schlecht, dass die
Ausrichter sich darüber nicht freuen wollten. Sie protestierten vielmehr
lautstark dagegen, so vehement, dass am Ende nichts geworden ist aus dem
Deal. Komisch, wird sich der Fifa-Lenker fragen, wo doch dort Frauen schon
am Steuer eines Autos sitzen, bisweilen sogar auf ausgewählten Plätzen im
Stadion ein Fußballspiel von Männern anschauen dürfen und der
Fußballheilige Ronaldo mit einer Frau zusammenleben darf, mit der er nicht
verheiratet ist. Der Teufel wird die Niederlage verschmerzen können. Der
nächste Deal mit Saudi-Arabien kommt bestimmt.
Selbst Lionel Messi, der eingeborene Sohn des Fußballgotts, hat keine
Berührungsängste mit den Saudis. Mit einem Blumenkranz im Haar wirbt er für
„Visit Saudi“. [3][Da heißt es]: „Lionel Messi möchte, dass Sie Ihren
inneren Nervenkitzel entfesseln und das Ungeahnte entdecken.“ An der
Fifa-Spitze hat man jedenfalls schon begonnen, die Schecks vorzubereiten,
mit denen auch die Seele des Frauenfußballs gekauft werden soll.
150 Millionen US-Dollar sollen an Preisgeldern bei der Frauen-WM im Sommer
ausgeschüttet werden. Dreimal so viel wie vor vier Jahren. Und ab 2027
sollen die Frauen ebensoviel Geld kassieren wie die Männer. Der Teufel
wirbt für Equal Pay. Er will nicht viel als Gegenleistung dafür. Nur ein
bisschen Liebe.
19 Mar 2023
## LINKS
[1] /Praesidentschaftswahl-bei-der-Fifa/!5918937
[2] /Sportswashing-beim-Fussball/!5910367
[3] https://www.visitsaudi.com/en/Messi
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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