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# taz.de -- Streit um Rentenreform in Frankreich: Machtwort aus dem Bunker
> Bei seinem TV-Auftritt zeigt sich Frankreichs Präsident Macron
> selbstherrlich. Im Rentenreformstreit hätten sich viele eine Geste der
> Besänftigung gewünscht.
Bild: Streikende verfolgen den französischen Präsidenten Macron während sein…
Wenn schon autoritär, dann konsequent und bis zum bitteren Ende. Das
scheint sich Präsident Emmanuel Macron nach Rücksprache mit seinen Beratern
gesagt zu haben, als er sich auf den beiden wichtigsten Fernsehsendern zum
Interview einladen ließ. Schon im Voraus sickerte durch, dass er bei diesem
Anlass keinerlei Konzessionen machen wollte. Es war für ihn schlicht nicht
denkbar, die Regierung zu diskreditieren und die Methoden zu kritisieren,
mit denen diese ihre Rentenreform ohne Votum durchgesetzt hat. Das wäre
automatisch auf ihn zurückgefallen.
In der Fünften Republik ist der Machthaber im Elysée-Palast ein Rechthaber,
das ist so in der Verfassung angelegt. Macron hat im Verlauf des Streits um
die Rentenreform die diktatorischen Ungereimtheiten in der Machtverteilung
mit einer an Nonchalance grenzenden Selbstverständlichkeit durchgespielt.
Dabei stützte er sich lediglich auf die institutionelle Macht der
Staatsführung, die am Parlament vorbei regieren kann. Vor allem ignoriert
er die Tatsache, dass laut allen Umfragen eine große Mehrheit der
Bevölkerung diese Politik als sozial ungerecht ablehnt.
Vielleicht hätten dennoch viele TV-Zuschauer vom Staatschef ein Wort der
Einsicht erwartet, eine Geste der Besänftigung in einem Konflikt, der rasch
[1][außer Kontrolle] geraten könnte. Stattdessen hörten sie selbstgefällige
Worte. Das mag vielleicht Beobachter in der Ferne beeindrucken. Nicht aber
in Frankreich, wo das autokratische Auftreten des „gewählten Monarchen“ ein
öffentliches Ärgernis geworden ist.
Macron spielte die nur allzu bekannte Rolle des selbstherrlichen
Staatschefs, der [2][angesichts des Volkszorns] unbeirrbar und unnachgiebig
„senkrecht in den Stiefeln steht“, wie bei einer anderen Auseinandersetzung
um die Renten 1995 der damalige Premier Alain Juppé sagte. Das ging damals
nicht gut und wird auch dieses Mal kein Glück bringen. Statt einen Dialog
anzubieten, hat Macron mit seinem Auftritt provoziert.
22 Mar 2023
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## AUTOREN
Rudolf Balmer
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Kolumne La dolce Vita
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