| # taz.de -- Neue Mehrheiten in Berlins Bezirksämtern: Grüne in Bezirken auf C… | |
| > Gleich in mehreren Bezirken setzen die Grünen auf Kooperationen mit der | |
| > CDU. Die Linke verliert ihre beiden Bezirksbürgermeister. | |
| Bild: Wahlauszählung im Rathaus Pankow | |
| Berlin taz | In etlichen Bezirken haben sich durch die Wahlwiederholung die | |
| [1][Mehrheitsverhältnisse verschoben]. Doch für die Wahl neuer | |
| Bezirksbürgermister:innen und Stadträte durch die | |
| Bezirksverordnetenversammlungen (BVV) fehlt bislang die rechtliche | |
| Grundlage – eine Neubesetzung innerhalb einer Legislauturperiode war nicht | |
| vorgesehen. Dies will das Abgeordnetenhaus am Donnerstag ändern. Auf Antrag | |
| der Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und Linken soll dann ein Gesetz | |
| beschlossen werden, das die Stärkeverhältnisse“ abbildet. | |
| Alle Bürgermeister:innen und Stadträte in den Bezirken wurden nach der | |
| Wahl 2021 für die Dauer der fünfjährigen Legislatur gewählt, und für diesen | |
| Zeitraum auch als Beamte auf Zeit. Erst die gesetzliche Neuregelung | |
| ermöglicht ihre Absetzung und einmalige Neubesetzung der Ämter. Die fünf | |
| Stadträte pro Bezirk werden dabei von den Parteien gemäß ihrer | |
| Wahlergebnisse ernannt, die Bürgermeister:innen von der | |
| Parlamentsmehrheit – Parteien, die sich zu einer Zählgemeinschaft | |
| zusammenschließen – gewählt. Für jene, die ausscheiden müssen, gibt es ein | |
| Trostpflaster: Sie erhalten ihre vollen Bezüge bis zum Ende der Legislatur | |
| 2026 weiter. | |
| Inzwischen zeichnet sich ab, was sich in den Bezirken in den kommenden | |
| Wochen verändern wird. Eine Zäsur ist das vor allem für die Linke, die in | |
| Lichtenberg und Pankow ihre einzigen beiden Bezirksbürgermeisterposten | |
| verlieren wird. In ihrer einstigen Hochburg Lichtenberg, in der sie sich | |
| knapp der CDU geschlagen geben musste, ist ein Bündnis mit SPD und Grünen | |
| gescheitert. Ein sozial-ökologischer Plan, den die Linke vorgelegt hatte, | |
| konnte über die persönlichen Differenzen, vor allem zwischen dem bisherigen | |
| Bezirksbürgermister Michael Grunst (Linke) und Baustadtrat Kevin Hönicke | |
| (SPD) nicht hinweghelfen. | |
| Am Samstag entschied sich die Mitgliederversammlung der Bezirksgrünen ohne | |
| Gegenstimme dafür, für die Wahl des Bürgermeisters eine Zählgemeinschaft | |
| mit CDU und SPD einzugehen und in der BVV-Arbeit auf wechselnde Mehrheiten | |
| zu setzen. Damit steht der bisherige Verkehrsstadtrat Michael Schaefer | |
| (CDU) vor der Wahl zum Bürgermeister. Michael Grunst, der für die Linke | |
| Anrecht auf einen Stadtratsposten hätte, wird sich aus dem Bezirksamt | |
| zurückziehen und der bisherigen Gesundheitsstadträtin Camilla Schuler | |
| (Linke) das Feld überlassen. | |
| ## Aus für Sören Benn | |
| In Pankow wird der Linke Sören Benn aus dem Amt gekegelt, weil sich die | |
| grünen Wahlsieger dafür entschieden haben, eine Zählgemeinschaft mit CDU | |
| und FDP zu bilden. Der Beschluss fiel am Samstag auf ihrer Hauptversammlung | |
| einstimmig. Die Sondierungen hätten „viele inhaltliche Schnittpunkte“ | |
| ergeben. Ganz überraschend kommt die Hinwendung der Grünen zum | |
| Jamaika-Bündnis nicht: So hatte Benn nach der Wahl 2021 seinerseits die | |
| grünen Wahlsieger ausgestochen, in dem er auf eine rot-rote Gemeinschaft | |
| unter Tolerierung der CDU gesetzt hatte. Neue Bezirksbürgermeisterin soll | |
| die Grüne und bisherige Sozialstadträtin Cordelia Koch werden. | |
| Ihren CDU-Kurs setzen die Grünen auch in weiteren Bezirken fort. In Spandau | |
| wollen sie dem CDUler Frank Bewig ins Amt verhelfen und nennen ihre | |
| Koalition den „Spandauer Weg“. In Charlottenburg-Wilmersdorf wollen sie mit | |
| den Konservativen koalieren, nachdem durch den Wahlsieg der CDU die | |
| bisherige Zählgemeinschaft der Grünen mit der SPD ihre Mehrheit verloren | |
| hat. Die CDU entschied sich am Wochenende ebenfalls für das Bündnis und | |
| gegen die SPD. Nicht ausgemacht ist derweil, ob die CDU ihren | |
| Führungsanspruch auch bei der Bürgermeisterwahl durchsetzen will oder die | |
| bisherige Bürgermeisterin Kirstin Bauch (Grüne) im Amt bleiben kann. | |
| Von acht Bezirken, in denen SPD, Grüne und Linke eine Mehrheit haben, kommt | |
| diese maximal in drei Bezirken zum Tragen. In Treptow-Köpenick einigten | |
| sich die Parteien, ihre Kooperation fortzusetzen, Bürgermeister Oliver Igel | |
| (SPD) bleibt im Amt. In Tempelhof-Schöneberg wollen Grüne und SPD, die bei | |
| der Wahl der CDU den Vortritt lassen mussten, ihre Zusammenarbeit mithilfe | |
| der Linken fortsetzen. Ebenso könnte es in Neukölln laufen, wo die SPD | |
| trotz CDU-Wahlsieges gern Martin Hikel als Bezirksbürgermeister halten | |
| will. | |
| 19 Mar 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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