| # taz.de -- Märzrevolution in Berlin: „Ein Tag des Sieges der Demokratie“ | |
| > Die Initiative „Aktion 18. März“ will den Tag zum nationalen Gedenktag | |
| > erklären lassen. Warum, erklärt Gründer Volker Schröder. | |
| Bild: Jedes Jahr gedenken zahlreiche Menschen auf dem Platz des 18. März den O… | |
| taz: Herr Schröder, Sie wollen den 18. März zum Gedenktag erklären lassen, | |
| um an die Märzrevolution zu erinnern. Warum? | |
| Volker Schröder: Die Einrichtung eines Gedenktags ist nicht die Hauptsorge | |
| der Menschheit, das ist mir auch klar. Ich bin aber der Meinung, dass | |
| Symbole ihren Wert haben. Und ein Mensch ohne Geschichte, das ist wie ein | |
| Baum ohne Wurzeln. | |
| Inwiefern? | |
| Dass viele Menschen sich scheuen, Schwarz-Rot-Gold zu zeigen finde ich | |
| schlimm. Das liegt auch daran, dass die AfD sich gerne mit der Flagge | |
| schmückt. Dabei hatten die Farben ihren Ursprung in der Revolution. Wir | |
| müssen in die Zukunft schauen und die Vergangenheit aufrecht verarbeiten, | |
| anstatt uns mit nationaler Selbstverleugnung aus der Affäre zu ziehen. Es | |
| gibt diese positiven Identifikationsmerkmale in der Geschichte. Und dazu | |
| zählt für mich die [1][Märzrevolution]. Der 18. März, das ist ein Tag des | |
| Sieges der Demokratie. Das strömt für mich einen Geist aus, auf den man | |
| sich mit Leidenschaft berufen kann. | |
| Wie tritt Ihre Initiative „Aktion 18. März“ am anstehenden [2][Berliner | |
| Wochenende der Demokratie] auf? | |
| Jedes Jahr am 18. März finden am Brandenburger Tor und auf dem Friedhof der | |
| Märzgefallenen Gedenkveranstaltungen statt. Am Brandenburger Tor erstmals | |
| 1998, zum 150. Jubiläum der Märzrevolution. Damals hatte die Initiative | |
| vorgeschlagen, den Platz vor dem Brandenburger Tor [3][in Platz des 18. | |
| März 1848 umzubenennen]. Geklappt hat die amtliche Umbenennung im Jahr | |
| 2000, allerdings nur mit dem Vorschlag, die Jahreszahl wegzulassen. Der | |
| Paul-Singer-Verein hat inzwischen den Friedhof der Märzgefallenen | |
| übernommen und zur Gedenkstätte hergerichtet. Hier finden bereits seit 1987 | |
| Gedenkveranstaltungen am 18. März statt. | |
| Wie sorgen Sie mit Ihrer Initiative „Aktion 18. März“ auch abseits des | |
| Jubiläums für Aufmerksamkeit? | |
| Am Nationalfeiertag, dem 3. Oktober, verteilen wir Flugblätter. Der 3. | |
| Oktober erinnert nur an einen Verwaltungsakt, bei dem die Einheit mit einer | |
| Unterschrift vollzogen wurde. Der 18. März aber hat eine Symbolkraft, die | |
| darüber hinaus geht. Deshalb rufen wir am 3. Oktober dazu auf, auch an den | |
| 18. März zu denken. Wir bringen außerdem jährlich unsere Zeitung „Aufruf“ | |
| heraus. Und auf dem Friedhof der Märzgefallenen veranstaltet der | |
| Paul-Singer-Verein das ganze Jahr über Führungen. | |
| Was müsste passieren, dass der 18. März als Gedenktag durchgesetzt wird? | |
| Gedenktage sind keine Feiertage. Aber es sind Tage, an denen an historische | |
| Ereignisse erinnert wird, wie etwa beim [4][Holocaust-Gedenktag]. Um das zu | |
| realisieren, müsste es im Bundestag beschlossen werden. Der Bundespräsident | |
| kann aber auch qua Amt den Gedenktag einrichten. Frank-Walter Steinmeier | |
| hat 2019 dazu aufgefordert, sich für den 18. März als Gedenktag | |
| einzusetzen. Es ist aber nichts passiert und ich sage immer: Steinmeier hat | |
| Angst vor seiner eigenen Courage bekommen. | |
| Was spricht gegen einen Gedenktag? | |
| Oft kommt als Argument, dass viele Menschen die Geschichte des 18. März | |
| nicht kennen. Das finde ich einen Skandal. Im Geschichtsunterricht lernt | |
| man viel über die NS-Zeit, über die Geschichte vor 1933 wissen die Menschen | |
| aber oft weniger Bescheid. Aber mit einem Gedenktag macht man die | |
| Geschichte bekannt. Meine Hoffnung ist, dass das Thema durch den 175. | |
| Jahrestag mehr Aufmerksamkeit bekommt. | |
| 16 Mar 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Lea Fiehler | |
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