# taz.de -- Letzte Generation Berlin: „Wir sind zur Zusammenarbeit bereit“ | |
> Auch in Berlin seien für sie Absprachen wie in Hannover möglich. Die | |
> Forderungen sind die gleichen, sagt „Letzte Generation“-Aktivistin Irma | |
> Trommer. | |
Bild: Wie man die Aktionen der Letzten Generation kennt: klebend | |
taz: Frau Trommer, in Hannover hat die „Letzte Generation“ jetzt nach einem | |
[1][Pakt mit Oberbürgermeister Belit Onay] von den Grünen ihre | |
Protestaktionen beendet. Sind solche Absprachen auch für die | |
Aktivist:innen in Berlin denkbar? | |
Irma Trommer: Ja. Wir machen die Protestblockaden ja nicht, weil wir Leute | |
damit nerven wollen. Unser Ziel ist es, mit den Verantwortlichen in der | |
Politik ins Gespräch zu kommen. Dafür haben wir immer auch selbst | |
Gesprächsangebote gemacht. Wenn unsere Forderungen gehört werden, dann sind | |
wir auch bereit, die Proteste einzustellen. | |
Welche Forderungen müssten umgesetzt werden, damit die Blockaden in Berlin | |
beendet werden? | |
Die Forderungen sind landesweit die gleichen. Es geht um die | |
Wiedereinführung eines 9-Euro-Tickets und ein Tempolimit von 100 km/h auf | |
den Autobahnen. Außerdem fordern wir die Einführung eines | |
Gesellschaftsrats. Dieser soll Maßnahmen erarbeiten, wie Deutschland bis | |
2030 emissionsfrei wird. Die Lösungsansätze sollen von der Bundesregierung | |
anerkannt und in der Politik umgesetzt werden. | |
Gibt es Befürchtungen, dass solche Absprachen vorgeschoben werden, um die | |
„Letzte Generation“ zu besänftigen und damit Blockaden zu verhindern? | |
Wir sind bereit, unsere Aktionen zu unterbrechen, wenn unsere Forderungen | |
gehört werden. Werden sie dann aber nicht verwirklicht, dann werden wir die | |
Proteste auch wieder aufnehmen. Es geht schließlich um die Umsetzung und | |
nicht bloß um die Worte. Die Forderungen sind erste, kleine Maßnahmen, die | |
nicht das ganze Ruder rumreißen werden. Umso wichtiger ist es, dass sie | |
ernst genommen werden. Das zeigt, dass auch die Krisensituation, in der wir | |
uns befinden, ernst genommen wird. | |
Onay wurde stark dafür kritisiert, das Gespräch mit der „Letzten | |
Generation“ gesucht zu haben. Man wirft ihm sogar vor, sich erpressen zu | |
lassen. | |
Ich kann den Vorwurf der Erpressung nicht verstehen. Erpressung bedeutet, | |
dass man Gewalt anwendet oder androht, um sich selbst einen Vorteil zu | |
verschaffen. Darum geht es der „Letzten Generation“ nicht. Es geht uns um | |
unsere gemeinsame Zukunft. Alles, was wir fordern, ist wissenschaftlich | |
belegt. Demokratie lebt auch davon, dass die Gesellschaft sich aktiv | |
einbringt. Und das bedeutet nicht nur, alle vier Jahre wählen zu gehen. Die | |
Klimakrise hat enorme Auswirkungen und große Teile der Bevölkerung finden | |
die aktuelle Klimapolitik zu lasch. In dieser Situation finde ich es | |
deutlich verwerflicher, nicht auf unsere Gesprächsangebote einzugehen. | |
Am 3. März findet der nächste globale Klimastreik von Fridays for Future | |
(FFF) statt, die Gruppe „Wald statt Asphalt“ hat bundesweite | |
Autobahnblockaden angekündigt. Gibt es eine Abgrenzung zwischen den | |
verschiedenen Klimabewegungen? | |
Ganz im Gegenteil. Wir verfolgen die gleichen Ziele, daher ist es auch | |
extrem wichtig, dass wir zusammenarbeiten. Nur weil wir ein anderes | |
Protestmittel gewählt haben, heißt das nicht, dass deswegen andere Wege | |
falsch sind. | |
Ebenfalls am Freitag veranstaltet Verdi gemeinsam mit FFF einen | |
Verkehrswende-Aktionstag. Kommen solche Kooperationen auch für die „Letzte | |
Generation“ in Frage? | |
Ja, auf jeden Fall. Wir sind ständig im Gespräch mit anderen Gruppen und | |
Gewerkschaften, um gemeinsame Ziele zu formulieren. Wir bleiben unserem | |
Aktions- und Wertekodex treu, das heißt aber nicht, dass wir nicht auch | |
bereit sind, mit anderen zusammenzuarbeiten. | |
28 Feb 2023 | |
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[1] /Pakt-mit-Letzter-Generation/!5918106 | |
## AUTOREN | |
Lea Fiehler | |
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