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# taz.de -- Deals der Letzten Generation mit Städten: Freie Fahrt gegen Stück…
> Die Letzte Generation zeigt sich dialogfähig – und profitiert von der
> Legitimität ihrer Gesprächspartner:innen. Die bringt sie in eine
> Zwickmühle.
Bild: Verhandlungen mit Städten als Exit-Strategie? Klima-Aktivist:innen der L…
Der Klimaprotest der Letzten Generation kommt gerade in eine heikle Phase:
Die Geduld von Autofahrer:innen und Politik mit den „Klimaklebern“
scheint, falls sie je existiert hat, aufgebraucht.
In Hamburg haben wild gewordene Auto-Rambos vorige Woche versucht,
festgeklebte Menschen von der Straße abzureißen. Die Polizei musste die
Blockierer:innen schützen. In Bremen hat eine Frau gar einen Aktivisten
angefahren und deswegen ihren Führerschein verloren.
Und aus der Politik häufen sich [1][Verbalattacken auf die
Aktivist:innen]. Der Vorwurf der „Demokratieverachtung“ von Hannovers
SPD ist einer der harmloseren. Für diese Stimmung ist offenbar auch die
Justiz empfänglich: Diese Woche gab es [2][erstmals mehrmonatige
Haftstrafen wegen Straßenblockaden]. Die persönlichen Kosten für die
Aktivist:innen steigen also auf mehreren Ebenen.
Da ist es sehr clever, dass die Letzte Generation [3][mit den Städten
verhandelt]. Je mehr Erfolg sie damit hat, desto spitzer kann sie ihre
Aktions-Kapazitäten auf jene Städte fokussieren, die (noch) nicht
zugestimmt haben – und damit den Druck auf sie erhöhen. Nebenbei würden die
Aktivist:innen viele Monate Haft und Zigtausende Euro an Bußgeldern
„einsparen“.
## Vielleicht der Anfang einer Exit-Strategie
Am Ende könnte sogar eine Exit-Strategie aus einer Kampagne erwachsen, von
der die Aktivist:innen immer wieder sagen, dass sie ihnen persönlich,
physisch und emotional weh tut. Und die vom Autobahnzubringer leicht in die
Sackgasse führen könnte.
Vor allem aber zeigt die Letzte Generation sich mit den Gesprächen
dialogfähig, dekonstruiert so das kompromisslose Bild, das in der
Öffentlichkeit von ihr gezeichnet wird – und übertreibt es damit fast. Denn
was sie, [4][zuerst von Hannovers grünem OB Belit Onay], bekommen haben,
ist lediglich ein Stück Papier, eine wohlfeile Solidaritätsadresse. Aber
keine konkreten Schritte hin zu den im Verhältnis zu ihren Aktionsformen
ziemlich milden Forderungen: 9-Euro-Ticket, Tempolimit und ein
Klima-Gesellschaftsrat. Aber mit niederschwelligen Angeboten sind
Verwaltungschefs eben auch eher zu kriegen als mit Forderungen, die am Ende
zulasten des Stadtsäckels gingen.
Der größte Erfolg ist, dass die Letzte Generation sich als Partnerin der
verfassten Politik inszeniert. Ein wenig von der Legitimität der gewählten
Stadtoberen färbt dabei auf die Aktivist:innen ab – und wirkt wie ein
Gegengift zum Narrativ von den Antidemokrat:innen.
Ihre Gegenüber bringen sie in eine Zwickmühle: Wer stur bleibt, könnte
schnell als mitschuldig am Dauerstau dastehen. Das kann kaum jemand so
schwer aushalten wie die – zumal Hamburger – SPD mit ihrem stramm
etatistischen Selbstverständnis. Kein Wunder, dass deren Bürgermeister
Peter Tschentscher auf den Brief der Letzten Generation antwortet,
[5][indem er den Staatsschutz in Marsch setzt]. Ein Papier ist eben nicht
für alle nur ein Stück Papier.
9 Mar 2023
## LINKS
[1] /Letzte-Generation-beschmiert-Denkmal/!5919763
[2] /Haftstrafe-fuer-Letzte-Generation/!5917417
[3] /Letzte-Generation-Berlin/!5918348
[4] /Pakt-mit-Letzter-Generation/!5918106
[5] /Letzte-Generation-in-Hamburg/!5917323
## AUTOREN
Jan Kahlcke
## TAGS
Peter Tschentscher
Belit Onay
Schwerpunkt Klimawandel
Klima
Letzte Generation
Schwerpunkt Klimaproteste
Schwerpunkt Klimawandel
Christian Lindner
Hamburg
Letzte Generation
Schwerpunkt Klimawandel
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