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# taz.de -- Schwarz-Grün in Berlin: Eine Koalition gegen die Spaltung?
> Klaus Wowereit brach 2001 ein Tabu. Nur eine Koalition mit der PDS könne
> die Stadt wieder zusammenführen, sagte er. Gilt das auch für
> Schwarz-Grün?
Bild: Werden auf jeden Fall miteinander sprechen: Kai Wegner und Bettina Jarasch
Als Regierender Bürgermeister hat Klaus Wowereit einst ein Tabu gebrochen.
Gegen den Widerstand großer Teile seiner Partei hat er 2001 die Berliner
SPD in eine Koalition mit der PDS geführt. Seine Begründung war am Ende
auch für die eigenen Genossinnen und Genossen überzeugend. Weil die SPD vor
allem im Westen der Stadt stark sei, die PDS dagegen im Osten, wäre ein
solches Bündnis auch ein Zeichen des Zusammenwachsens in einer gespaltenen
Stadt.
Auch nach der Wiederholungswahl am Sonntag zeigt sich Berlin wieder
gespalten. Die Wahlkarte zeigt eine grüne Innenstadt und drumherum viel
Schwarz. Da überrascht es nicht, dass Kai Wegner, der Wahlsieger der CDU,
ebenfalls das Argument Wowereits bemüht. [1][In einem Interview] sagte er
dem Tagesspiegel: „Berlin ist gespalten, wir sollten die Stadt jetzt wieder
zusammenführen.“
Wäre Schwarz-Grün heute ein ebenso mutiges Modell wie Rot-Rot vor mehr als
20 Jahren? Noch halten sich die Beteiligten bedeckt. Zwar gratulierte
Jarasch in der Runde der Spitzenkandidaten noch am Wahlabend dem CDU-Chef.
Doch sie betonte auch, dass es ihr Ziel sei, die bisherige Koalition mit
SPD und Linkspartei fortzuführen. Das galt auch am Tag danach, als
feststand, dass Jarasch mit einem denkbar knappen Vorsprung der SPD mit 105
Stimmen nicht selbst ins Rote Rathaus einziehen wird.
## Die Tür ist nicht ganz zu
Einen Spalt aber lässt die Grüne die Tür offen. „Es gibt bei den Grünen
kein Bündnis ohne Mobilitäts- und Wärmewende, ohne Berlin wirklich
klimaneutral umzubauen und ohne echten Mieterschutz“, sagte [2][Jarasch im
RBB-Inforadio]. Nur bei starken Zugeständnissen der CDU hielte sie
Schwarz-Grün für möglich. Aber auch die Grünen müssen sich natürlich
fragen, ob sie nicht selbst Teil des Problems sind. Die Sperrung der
Friedrichstraße hat die Partei womöglich die Stimmen gekostet, die es
gebraucht hätte, um auf Platz zwei zu landen.
Darüber hinaus zeigen die 28,2 Prozent, die Wegners CDU eingefahren hat,
dass die Berlinerinnen und Berliner außerhalb des S-Bahn-Rings gerne etwas
mehr über Integration und weniger über die Verkehrswende diskutieren
wollten. Noch ist schwer vorstellbar, wie das Entgegenkommen, das Jarasch
fordert, aussehen könnte. Auch Schwarz-Grün müsste schließlich ein
Enteigungsgesetz auf den Weg bringen.
Gleichzeitig dürfen die Grünen nicht tatenlos zusehen, wie die CDU der SPD
Avancen macht. Bei aller Liebe zu Rot-Grün-Rot könnte es am Ende auch auf
Schwarz-Rot hinauslaufen. Die Grünen wären dann ebenso raus, wie die SPD
bei Schwarz-Grün raus wäre. Ziemlich riskant wäre es für die Grünen
deshalb, darauf zu bauen, dass die SPD-Basis Schwarz-Rot schon einen Strich
durch die Rechnung machen würde. Schon am Abend wurden in manchen Kreisen
die Genossen bereits auf die Große Koalition eingestimmt.
Die Regierungsbildung in Berlin droht nicht nur langwierig, sondern auch zu
einem Roulette zu werden. Vielleicht wäre es da auch ratsam, mal einen
Moment nicht nur auf die eigene Partei, sondern auch auf die Stadt zu
schauen. Gerade Berlin hat mit seiner Geschichte auch eine gewisse
Verantwortung, Teilungen und Spaltungen zu überwinden.
13 Feb 2023
## LINKS
[1] https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-wahlsieger-kai-wegner-man-kann-…
[2] https://www.rbb24.de/politik/wahl/abgeordnetenhaus/agh-2023/beitraege/wiede…
## AUTOREN
Uwe Rada
## TAGS
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