# taz.de -- Umgangsformen in Schleswig-Holstein: Lehrerverband belehrt Minister… | |
> Weil Integrationkurse fehlen, regt Sozialministerin Aminata Touré an, | |
> Anforderungen an Kursleiter zu senken. Nun attakiert sie der | |
> Philologenverband. | |
Bild: Integrationskurse sind sehr gefragt. Hier üben zwei Teilnehmerinnen eine… | |
HAMBURG taz | Daneben gegriffen hat der Philologenverband | |
Schleswig-Holstein (PHV) in der Wortwahl: „Schuster, bleib bei deinen | |
Leisten!“, empfahl er der grünen [1][Sozialministerin Aminata Touré]. Ein | |
Satz für arrogante Bildungsbürger: unangenehm, respektarm, auch wegen der | |
Anrede des Schusters in zweiter Person. | |
Was war geschehen? Touré hatte vergangene Woche in der [2][Frankfurter | |
Allgemeinen Zeitung] anlässlich [3][des Flüchtlingsgipfels in Berlin] den | |
Mangel an Integrationskursen beklagt, in denen auch Deutsch gelehrt wird. | |
Allein in Schleswig-Holstein fehlten fast 10.000 Plätze. „Der Bund muss | |
seine Integrationskurse ausbauen und die Mindestanforderungen für die | |
Lehrkräfte senken“, so die Ministerin. | |
Im Büro des Philologenverbandes, der sich die Gymnasiallehrer-Belange auf | |
die Fahnen schreibt und durch Lobbyarbeit dazu beitrug, dass die auch | |
weiter hübsch getrennt von Gemeinschaftsschullehrern studieren, reagierte | |
man alarmiert. Touré wolle „die Mindestanforderungen an die berufliche | |
Qualifikation für Lehrkräfte senken!“ | |
Diese Verallgemeinerung auf „Lehrkräfte“ insgesamt gehörte in einem | |
Schulaufsatz rot angekringelt und mit fünf bewertet. Denn dass es Touré nur | |
um die Integrationskurse des Bundes geht und nicht um die Lehrerausbildung | |
der Schulen, wird in der Pressemitteilung nicht richtig erklärt. | |
Stattdessen wird in einem Ton, als drohe schon wieder der Untergang des | |
Gymnasiums, gewarnt, dass Einwanderungsgesellschaften Bildungsanforderungen | |
herunterfahren, um „Integration zu erleichtern“. Das dürfe Deutschland | |
nicht, wolle es seine „führende Stellung“ behalten. | |
## Es fehlt ein Kurs für Höflichkeit | |
Auch sei Touré ja gar nicht zuständig. Die Mindestanforderungen der | |
Ausbildung für Lehrkräfte gehöre „eindeutig“ in das Ressort von | |
Bildungsministerin Karin Prien (CDU), dann folgt der Satz mit Schusters | |
Leisten. Nur dass für Integration nun mal Touré schon die richtige | |
Fachministerin ist. Sie hatte ihr Abitur übrigens an einer | |
Gemeinschaftsschule erworben und studierte in Kiel Politik und Französische | |
Philologie. Und auch Prien hat kein Lehramt studiert, so wie es der PHV für | |
eine, die mitreden will, vorgeblich verlangt. | |
Dafür findet Aminata Touré aber die passenden Worte für die Lage der | |
Menschen, die auf ihren [4][Integrationskurs warten]: „Es geht nicht darum, | |
Heinrich-Heine-Deutsch zu lernen, sondern die Grundzüge der deutschen | |
Sprache.“ Womit sie recht hat. Als Kampffeld zur Verhinderung der | |
Durchlässigkeit des Bildungssystems taugen Integrationskurse nicht. Hier | |
ist Pragmatismus nötig. [5][Derzeit ist Bedingung], dass Integrationslehrer | |
Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache studierten oder ein anderes Lehramt | |
mit spezieller Zusatzqualifikation. | |
„Die Ministerin plädiert dafür, hier künftig auch Personal einzusetzen, | |
dass nicht zwingend einen Hochschulabschluss in Deutsch oder Germanistik | |
besitzt, sondern möglicherweise in anderen Fächern“, sagt ihr Sprecher | |
Patrick Tiede. Eventuell sei noch ein niedrigschwelligerer Ansatz möglich. | |
„Das muss der Bund entscheiden.“ | |
Ach ja. Vielleicht brauchen wir ein neues Kursformat für weiße Vertreter | |
langjähriger Lehrerverbände: „Höflichkeit in der modernen Gesellschaft“. | |
Kaija Kutter | |
23 Feb 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Gruene-Landesministerin-ueber-die-Union/!5904442 | |
[2] https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/toure-fordert-vom-bund-finanzierun… | |
[3] /Fluechtlingsgipfel-im-Innenministerium/!5912974 | |
[4] /Integrationsbeauftragte-ueber-Einbuergerung/!5895499 | |
[5] https://www.bamf.de/DE/Themen/Integration/TraegerLehrFachkraefte/LehrFachkr… | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
## TAGS | |
Integration | |
Flüchtlinge | |
Aminata Touré | |
Integrationskurs | |
Lehrer | |
Gaza-Krieg | |
CDU Schleswig-Holstein | |
Brennpunktschulen | |
Nancy Faeser | |
Einbürgerung | |
Einbürgerung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Ein seltsamer Rauswurf in Kiel: Zu viel Herzchen fürs Amt | |
Für die Zustimmung zu einem Post, der Israels Regierung kritisiert, schasst | |
Kiel Sozialstaatsekretärin Marjam Samdzade: Ein Fall von Pseudomoral. | |
Rassismus-Vorwurf gegen Karin Prien: Sachlich sollen nur andere sein | |
In der Asyldebatte greift Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien | |
ihre Kabinettskollegin Aminata Touré an. Zu Recht steht Prien nun in der | |
Kritik. | |
Länder boykottieren den Bildungsgipfel: Eine schallende Ohrfeige! | |
Die Länder blockieren den Bildungsgipfel von Bundesministerin Bettina | |
Stark-Watzinger. Dies ist ein neuer Tiefpunkt in den Beziehungen. | |
Flüchtlingsgipfel im Innenministerium: Faesers Gipfel ohne echtes Ergebnis | |
Die Bundesinnenministerin hatte am Donnerstag zum Krisentreffen mit Ländern | |
und Kommunen geladen. Heraus kam dabei nicht viel, und die Kritik ist groß. | |
Grüne Landesministerin über die Union: „Mich gruselt es“ | |
Die CDU-Stimmungsmache beim Einbürgerungsrecht sei schäbig, sagt Aminata | |
Touré. Trotz grüner Zugeständnisse stellt sie der Ampel ein gutes Zeugnis | |
aus. | |
Integrationsbeauftragte über Einbürgerung: „Viele haben lange darauf gewart… | |
Die Ampel will Einbürgerungen vereinfachen. Das sei eine Frage des | |
Respekts, sagt die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Reem | |
Alabali-Radovan. |