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# taz.de -- Alle Zahlen zur Berlin-Wahl: Wer regiert nun die Hauptstadt?
> Berlin-Wahl in Grafiken: Die Union hat die Wahl gewonnen. Die SPD landet
> knapp vor den Grünen. Wie wanderten die Wähler? wer gewann die
> Wahlkreise?
Bild: Die CDU liegt vorn, aber was nützt ihr das?
Berlin taz | Die CDU hat die Wahl in Berlin gewonnen. Sie hat am Ende sogar
noch etwas besser abgeschnitten als nach den letzten Umfragen zu erwarten
gewesen war und kommt auf 28,2 Prozent, das sind immense 10,2 Prozentpunkte
mehr als noch beim ersten Wahlversuch im September 2021. Sie hat damit
einen deutlichen Vorsprung vor SPD und Grünen, die jeweils 18,4 Prozent der
Zweitstimmen bekamen.
In absoluten Zahlen liegt die SPD hauchdünn vor den Grünen. Sie kommt auf
278.978 Zweitstimmen, nur 105 mehr als die Grünen, die 278.873 holen. Diese
105 Stimmen könnten noch wahlentscheidend sein. Denn falls es eine
Fortsetzung der rot-grün-roten Koalition gibt, stünde der SPD weiterhin das
ungeschriebene Recht zu, als stärkste der drei Parteien die Regierende
Bürgermeister:in zu stellen.
Für die FDP endet die Wahl mit einem Desaster. In den letzten Umfragen lag
sie noch bei 5 bis 6 Prozent. Am Ende wurden es nur 4,6, sie wird im neuen
Abgeordnetenhaus nicht mehr vertreten sein.
Die Linkspartei musste leichte Verluste hinnehmen, sie fällt auf 12,2
Prozent, das ist aber besser als vielfach in der Partie befürchtet wurde.
Die AfD kann leichte Gewinnen verzeichnen, sie bleibt mit 9,1 Prozent aber
anders als erhofft im einstelligen Bereich.
Trotz der Verluste von SPD, Grünen und Linkspartei hätte die rot-grün-rote
Koalition weiterhin eine Mehrheit im neuen Abgeordnetenhaus rechnen.
Die Wahlgewinnerin CDU muss hingegen entweder die SPD oder die Grünen dazu
bewegen, mit ihr eine Regierung zu bilden. Allerdings hatte
[1][CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner] vor der Wahl eine Zusammenarbeit mit
den Grünen ausgeschlossen.
Eine Erklärung für die großen Verschiebungen bei den Wahlen in Berlin zeigt
ein Blick auf die Wählerwanderung. SPD, Grünen und Linkspartei haben alle
besonders stark an die Nichtwähler:innen verloren. Das deutet darauf
hin, dass die Koalitionäre einen Teil ihrer Klienten nicht mehr begeistern
konnten. Sie wählten zwar keine andere Partei, sondern gar nicht. Außer bei
der SPD. Die verlor oben drauf nochmal fast so viel Wähler:innen an die
CDU.
Die Union wiederum gewann zudem rund 37.000 Berliner:innen für sich,
die beim letzten Mal FDP gewählt hatten. Offenbar gab es im
konservativ-bürgerlichen Lager den Hang, für den sich in Umfragen
abzeichnenden Wahlsieger zu stimmen – mit fatalen Folgen für die Liberalen,
die unter die 5-Prozent-Hürde rutschten.
Extreme Umwälzung gab es auch bei den Wahlkreisen. Die Karte mit den
Gewinner:innen zeigt eine grobe Spaltung der Stadt – aber nicht mehr
wie noch lange nach dem Mauerfall in Ost und West, sondern in Innenstadt
und Außenbezirke.
Innerhalb des S-Bahn-Rings lagen die Grünen Kandidat:innen in den
meisten Wahlkreisen vorn. In den Außenbezirken gewann fast überall die CDU.
Im Westen ist das nichts Neues. Im Ostteil der Stadt hingegen sehr.
Hier lagen und liegen auch immer noch die Hochburgen der Linkspartei,
allerdings ist die Linke auch hier nicht mehr dominant. Nur in Lichtenberg,
Treptow und Köpenick konnte sie insgesamt vier Wahlkreise gewinnen.
Auch die SPD, die einst die Wahlkreiskarte der Hauptstadt dominiert hatte,
kann nur noch vier Direktkandidat:innen ins Abgeordnetenhaus
schicken.
Zwei Wahlkreise am extrem rechten Stadtrand in Marzahn-Hellersdorf gingen
wie schon bei den letzten Wahlen an die AfD.
Ein paar der Entwicklungen am Wahlsonntag hatten sich bereits in
Vorwahlbefragungen abgezeichnet. Giffey war laut Umfragen die beliebteste
der drei aussichtsreichen Spitzenkandidat:innen. Bei einer fiktiven
Direktwahl hätten sich rund ein Drittel der Wähler:innen für sie als
Regierende Bürgermeisterin entscheiden.
Kai Wegner, ihr Gegenkandidat von der CDU, konnte etwa ein Viertel aller
Wähler:innen für sich begeistern. Für die Spitzenkandidatin der Grünen,
[2][die Verkehrssenatorin Bettina Jarasch], hätten nicht einmal jede fünfte
Berliner:in votieren. Wie wenige wertvoll solche fiktiven Fragen vor
sind, zeigte sich jedoch am Wahlabend. Giffey hatte offenbar eher einen
Amtsmalus als einen Amtsbonus.
Kai Wegner hatte wie die meisten Landespolitiker in Berlin aber noch ein
Problem: Er war vielen Berliner:innen einfach egal. Laut infratest
dimap hatten rund 40 Prozent aller Wahlberechtigten keine Meinung zu ihm,
zumeist weil sie ihn nicht oder kaum kennen. Noch schlimmer erging es den
Spitzenkandidat:innen der Oppositionsparteien [3][FDP, Sebastian
Czaja], und der AfD, die sogar 50 beziehungsweise mehr als 70 Prozent nicht
bewerten mochten.
Dieses Problem hatte die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey nicht.
Zu ihr hatten mehr als 90 Prozent der Berliner:innen eine Meinung. Dass
Prominenz aber auch schaden kann, zeigten die Zahlen zur
Politikerzufriedenheit. Mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten war
unzufrieden mit Giffeys Arbeit.
Immerhin stand Giffey damit nicht allein. Wirklich begeistern konnte
kein:e Spitzenkandidat:in. Bei fast allen war die Zahl der unzufriedenen
Wähler:innen deutlich größer als die der zufriedenen.
Einzige Ausnahme dabei war Kultursenator Klaus Lederer. Beim
Spitzenkandidaten der Linkspartei hielt sich das Urteil in der Waage. Ein
Drittel findet ihn gut, ein Drittel schlecht, ein Drittel hat keine
Meinung. Das könnte ein Grund für das verhältnismäßig gute Abschneiden der
Linkspartei in Berlin sein.
6 Feb 2023
## LINKS
[1] /Kai-Wegner-CDU-zur-Wahlwiederholung/!5911539
[2] /Bettina-Jarasch-zum-Klima-Volksentscheid/!5910708
[3] /FDP-Spitzenkandidat-ueber-Koalitionen/!5906876
## AUTOREN
Gereon Asmuth
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