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# taz.de -- Arschbohrer-Trend auf Tiktok: Videos von Fingern an meinem Arsch
> Das Private ist vergangen: Der Arschbohrer ist zu einem Tiktok-Trend
> geworden. Unser Autor kennt das Spiel. Will aber sicher keine Videos
> davon online.
Bild: „Arschbohrer kriegt jeder“, manche finde es lustig, zumindest dieses …
Die Clowns, die ahnungslose Passant*innen erschrecken, haben mich schon
immer genervt. Ich finde es gefährlich, wenn Menschen ihre Lippen in
Flaschenhälse stecken. Ich will keine Scheibe Toast oder einen Löffel Zimt
runterschlucken müssen. Und sicherlich will ich nicht Sprite mit Bananen in
meinem Magen zum Brechmittel reagieren lassen. Internettrends und ich
finden in diesem Leben nicht mehr zueinander. Auch ein neuer Hype auf
[1][TikTok] lässt mich ratlos zurück: das Arschbohren.
Ein Arschbohrer ist genau das, wonach es klingt. Jugendliche rammen ohne
Ankündigung ihren Zeigefinger zwischen die Pobacken anderer Jugendlicher
und filmen die Reaktion. In den Kommentaren kursiert das geflügelte Wort
„Arschbohrer kriegt jeder!“ und so bleibt niemand verschont, selbst an
Grundschulen nicht.
Kinder und Jugendliche erforschen Körper. Wer kennt nicht Geschichten aus
Kindergarten, Grundschule oder Oberstufe, in denen Körper erkundet und Sex
gespielt wurde. Aber den Arschbohrer-Trend find ich eklig. Bin ich zu
prüde? Zu langweilig? Versteh ich den Reiz des Arschbohrens nicht?
Der Finger zwischen den Pobacken von Freund*innen kann der ultimative
Vertrauensbeweis sein. In meinem Freund*innenkreis gab es Arschbohrer
auch schon vor ihrer digitalen Bekanntheit, die hießen nur nicht so. Und
wurden nicht gefilmt. Es war tatsächlich ein gemeinschaftliches Erkunden
der Grenzen, die einen revanchierten sich, die anderen drehten den Po weg
und bekamen keinen Bohrer. Unser Arschbohren blieb im Privaten und unter
uns.
„Arschbohrer kriegt jeder“, das Momentum der Überraschung, das auf eine
Einwilligung verzichtet und die Zurschaustellung im Internet sind eine
Verschiebung von Grenzen, die über das Ausprobieren hinausgehen. Im Kampf,
den ungefragten Griff an den Hintern nicht als Lappalie und Normalität
abzutun, rudert der neue TikTok-Trend in die entgegengesetzte Richtung.
Demütigende Übergriffigkeit als Witz im Internet. Doch [2][das Anfassen
intimer Körperstellen ohne Einvernehmlichkeit und die Veröffentlichung
davon ist ein Angriff]. Und sich an den Reaktionen der Opfer zu erfreuen,
Voyeurismus.
Da bleib ich lieber bei nie alternden Klassikern der Witzkultur. Den kennen
Sie sicher schon: Wie kommt man am schnellsten nach Dresden? Steckst’n
Finger in den Po und …
18 Feb 2023
## LINKS
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[2] /Unfreiwillig-intime-Fotos-im-Netz/!5738064
## AUTOREN
Anton Kämpf
## TAGS
TikTok
Mobbing
Schule
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Trend
Jugendliche
Sexualität
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Schwerpunkt Feministischer Kampftag
Social Media
Schwerpunkt Rassismus
Algorithmus
Holocaustüberlebende
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