# taz.de -- Forscherin über Antifeminismus auf Tiktok: „Szene mit einer klar… | |
> Mareike Fenja Bauer forscht zu Antifeminismus auf Tiktok. Viele solcher | |
> Influencerinnen prägten ihr Publikum subtil, sagt die Expertin. | |
Bild: Wie heute auf Tiktok: Trauen Sie Bildern von glücklichen Frauen bei der … | |
taz: Frau Bauer, Sie forschen zu antifeministischen Influencerinnen auf | |
Tiktok. Wenn ich mir das Profil einer solchen Person anschaue: Was sehe ich | |
da? | |
Mareike Fenja Bauer: Das kann sehr unterschiedlich sein. Ein typisches | |
Beispiel wäre: Die Person filmt sich beim Kochen. Sie ist mit einem | |
schicken Kleid zurechtgemacht in der Küche und suggeriert, dass sie hier | |
Einblicke in ihr privates Alltagsleben erlaubt – dabei ist alles hochgradig | |
inszeniert. In der Beschreibung des Posts steht so etwas wie: „Hey, ich bin | |
total gerne Hausfrau und Mutter!“ Das allein wäre noch nicht unbedingt | |
antifeministisch. Aber dazu kommen subtilere Elemente, etwa ein Hashtag wie | |
#FemininityNotFeminism oder [1][#TradWife]. Im Ganzen betrachtet vermittelt | |
der Post ein traditionelles Frauenbild und suggeriert, Weiblichkeit stehe | |
[2][im Gegensatz zu Feminismus]. | |
Und warum ist das problematisch? Es gibt in den sozialen Medien ja auch | |
genug progressive Accounts. | |
Natürlich. Aber politische Influencerinnen – zu denen ich die | |
Antifeministinnen zähle – nutzen gezielt Techniken und Strategien des | |
kommerziellen Influencens, um politische Narrative und Ideologien zu | |
verbreiten. Sie bauen eine zwischenmenschliche Beziehung zum Publikum auf, | |
suggerieren eine Nähe und Privatheit, und die Botschaft kommt eben oft nur | |
ganz subtil daher. Damit erreichen diese Influencerinnen ganz andere | |
Zielgruppen als offen frauenfeindlich [3][auftretende Antifeministen wie | |
etwa Andrew Tate.] | |
Wer ist denn die Zielgruppe? | |
[4][Tiktok] wird vor allem von jungen Leuten bis 25 Jahre genutzt und ist | |
besonders beliebt bei Frauen. Erreicht werden sollen junge Frauen, die | |
sonst gar nicht unbedingt an rechten oder reaktionären Botschaften | |
interessiert wären. Viele antifeministische Influencerinnen versuchen auf | |
subtile Art, ihr Publikum mit ihrem Weltbild zu prägen. Es ist eine Art | |
Türöffner und der Algorithmus spielt ihnen in die Hände. | |
Inwiefern? | |
Wenn ich auf Tiktok ein paar solcher Accounts folge, dann rutschen mir | |
automatisch immer mehr davon in den Feed. Nach und nach kommen dann auch | |
Profile mit radikaleren Positionen rein. Die Influencerinnen nutzen die | |
Funktionsweise von Tiktok. Sie gehen auf aktuelle Trends ein wie das Zeigen | |
der angeblich persönlichen Morgenroutine, beliebte Hashtags oder Filter, | |
und das politische Moment passiert versteckt. Es wird Lifestyle vermarktet | |
– aber der trägt eine politische Message. | |
Reden wir hier über Einzelpersonen mit antifeministischem Weltbild? | |
Wir reden über eine Szene mit einer klaren Agenda, die aber oft nicht offen | |
gelegt wird. In vielen Profilen ist zum Beispiel nicht ersichtlich, wenn | |
die Inhaber*innen in rechten Organisationen aktiv sind. Es gibt ganz | |
klare Überschneidungen – ideologisch wie auch personell – mit Pick Up | |
Artists oder Maskulinisten, aber auch [5][mit organisierten Rechten und | |
extremen Rechten]. Die AfD und ihre Jugendorganisation Junge Alternative | |
sind zum Beispiel sehr aktiv auf Tiktok. | |
Und was wäre ein guter Umgang mit diesen antifeministischen | |
Influencerinnen? | |
Wichtig wäre mehr Aufklärung. Sowohl über die Arbeitsweise solcher | |
politischen Influencerinnen als auch über Antifeminismus allgemein. Denn | |
dieser wird immer noch viel zu oft gar nicht oder zumindest nicht als | |
Bedrohung wahrgenommen. Auf Social Media wird seine | |
[6][demokratiegefährdende Natur] noch weiter verschleiert – durch die Art | |
der Präsentation, aber eben auch, weil zu viele Menschen soziale Medien | |
immer noch nicht ernst genug nehmen. Gerade Tiktok, wo sich ja junge | |
Menschen bewegen, wird von Menschen über 25 Jahren gerne als unpolitische | |
Spaßplattform belächelt. Dabei suchen Nutzer*innen auch hier nach | |
Informationen oder betreiben politischen Aktivismus, nicht nur von rechts. | |
Und deswegen muss genau hier eben auch politische Bildungsarbeit passieren. | |
10 Mar 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.zeit.de/zett/politik/2020-02/sogenannte-tradwives-werben-fuers-… | |
[2] /Gefahr-Antifeminismus/!5916155 | |
[3] /Problematische-Aussagen-zu-Andrew-Tate/!5914065 | |
[4] /Neuer-Gesetzesentwurf/!5916441 | |
[5] /Tobias-Ginsburg-ueber-rechte-Ideologie/!5827351 | |
[6] /Expert_in-ueber-Hass-gegen-Frauen/!5909440 | |
## AUTOREN | |
Dinah Riese | |
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