# taz.de -- documenta im Kulturausschuss: Kassel aufarbeiten | |
> Ein Gutachten und ein Expertenbericht nehmen die documenta 15 in den | |
> Blick. Staatliche Vorab-Kontrollen sind grundrechtlich ausgeschlossen. | |
Bild: Banner des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wird abgehängt | |
Gleich zwei Dokumente sind in den letzten Tagen veröffentlicht worden, die | |
sich mit [1][der documenta fifteen] beschäftigen. Juristisch nahm der | |
Berliner Rechtswissenschaftler Christoph Möllers die Kunstausstellung in | |
den Blick. | |
„Die Freiheit der Kunst kann auch in Fällen rassistischer oder | |
antisemitischer Tendenzen im Rahmen der Verhältnismäßigkeit vor staatlichen | |
Zugriffen schützen“, heißt es in seinem Gutachten. Und, am wichtigsten: | |
Grundrechtlich kategorisch ausgeschlossen sei es, „künstlerische Programme | |
einer staatlichen Vorab-Kontrolle zu unterwerfen“. | |
Im von dem Expertengremium unter Vorsitz von Nicole Deitelhoff, Direktorin | |
der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, [2][verfassten | |
Bericht] wiederum steht die Aufarbeitung des Antisemitismusskandals im | |
Vordergrund. | |
Wie ein Klima der Verantwortungslosigkeit und Fehlkommunikation entstehen | |
konnte, darum ging es am Mittwoch auch im Kulturausschuss des Bundestags. | |
Der Bund sei bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen, sagte | |
[3][Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne).] Sie hoffe sehr, dass man | |
sich in Kassel bald entscheide, ob dies gewünscht sei oder nicht. | |
## Doppelspitze für die documenta | |
Konkret regen die Expert:innen in ihrem Bericht an, die | |
documenta-Geschäftsführung mit einer Doppelspitze zu besetzen, die aus | |
einer kaufmännischen Direktor:in und einer künstlerischen | |
Intendant:in besteht. Doch auch mit Reformen bleibt ein Restrisiko: Dass | |
antisemitische Bilder auftauchen, sei immer mal wieder vorgekommen und | |
werde auch weiterhin passieren, sagte Deitelhoff. Bei der letzten documenta | |
seien diese Bilder jedoch teilweise [4][bis zum Ende der Kunstschau zu | |
sehen gewesen] und nicht einfach „durchgerutscht“. | |
Die vielfach kritisierte, unübersichtliche personelle Struktur der | |
documenta war ebenfalls Thema im Ausschuss. Wie Ferdinand von Saint André, | |
Interims-Geschäftsführer der documenta, berichtete, besteht das | |
documenta-Kernteam aus 30 Personen. Im Vorfeld der Ausstellung wächst die | |
Zahl der Mitarbeiter:innen auf etwa 1.000 Menschen an. | |
Ob die Kulturstiftung des Bundes (KSB) die documenta wie gehabt mit 3,5 | |
Millionen Euro fördern werde, sei Thema im nächsten Stiftungsrat, sagte | |
KSB-Vorstandsmitglied Kirsten Haß. Vor fünf Jahren hatte die KSB ihre zwei | |
Sitze im documenta-Aufsichtsrat niedergelegt, nachdem dieser bei wichtigen | |
Entscheidungen im Nachgang der documenta 14 außenvor gelassen worden sei, | |
so Haß. | |
Dass die KSB ihre Sitze wieder wahrnimmt, forderte hingegen das | |
Expertengremium, fehle dem Aufsichtsrat doch im Moment eine | |
gesamtstaatliche und gesamtgesellschaftliche Perspektive. | |
10 Feb 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Documenta/!t5030011 | |
[2] https://www.documenta.de/files/230202_Abschlussbericht.pdf | |
[3] /Roth-ueber-politische-Herausforderungen/!5901185 | |
[4] /Antisemitismus-auf-der-documenta15/!5881352 | |
## AUTOREN | |
Julia Hubernagel | |
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