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# taz.de -- Unesco-Status von Madrid: Parkhaus gefährdet Weltkulturerbe
> Wegen Bauvorhaben und hoher Luftverschmutzung läuft Madrid Gefahr, den
> Titel Weltkulturerbe der Unesco zu verlieren.
Bild: Gefährdetes Unesco-Weltkurlturerbe: Retiro Park in Madrid
Madrid taz | Madrid läuft Gefahr, den Titel [1][Weltkulturerbe der Unesco]
zu verlieren. Seit 2021 ist der Paseo del Prado mit seinen Kunstmuseen
sowie der anliegende Stadtpark Buen Retiro in der Unesco-Liste geführt.
Jetzt stellte der unabhängige „International Council on Monuments and
Sites“ (ICOMOS), der die UN-Kulturorganisation Unesco berät, ein negatives
Gutachten aus.
Der Grund: Trotz mehrmaliger Warnung seitens der Unesco soll in direkter
Nachbarschaft zum Retiro-Park mit dem Bau eines riesigen, teils
unterirdischen Parkhauses begonnen werden. Das gaben die [2][konservative
Regionalregierung] unter Isabel Díaz Ayuso und ihr Parteikollege, der
Bürgermeister von Madrid, José Luis Martínez-Almeida, bereits im Oktober
bekannt. Es sollen 800 Stellplätze für Anwohner sowie Besucher und Personal
des Kinderkrankenhauses Niño Jesus entstehen.
ICOMOS warnt in seiner Studie, die von mehreren spanischen Zeitungen
veröffentlicht wurde, dass „dies das Weltkulturerbe gefährden könnte,
insbesondere in Anbetracht seiner architektonischen Gestaltung und des
zusätzlichen Verkehrs, der durch eine Zunahme der verfügbaren Parkplätze
verursacht wird“.
„Das beratende Gremium ist der Ansicht, dass das vorgestellte Projekt den
städtebaulichen und architektonischen Qualitätsanforderungen, die an
Neubauten innerhalb eines Unesco-Welterbes gestellt werden, nicht
angemessen entspricht“, heißt es in dem Dokument, das an das spanische
Kulturministerium geschickt wurde, weiter.
## Unesco forderte Verbesserung der Luftqualität
Das Kulturerbe mit dem offiziellen Namen „Paseo del Prado und Buen Retiro,
eine Landschaft der Künste und Wissenschaften“ wurde einst von der
linksalternativen Bürgermeisterin Manuela Carmena vorgeschlagen. Die Unesco
hatte von Anfang an Bedenken wegen der Luftverschmutzung durch den
Straßenverkehr. Carmena schränkte diesen ein.
Ihr konservativer Nachfolger lockerte die Bestimmungen wieder.
Bürgermeister Almeida wurde von der UNESCO mehrmals aufgefordert, diese
Politik zu ändern, um die Luftqualität in der Zone des Weltkulturerbes zu
verbessern. [3][Bis heute hat er nichts dafür unternommen].
Im 16. Jahrhundert entstand das Gebiet rund um den Paseo del Prado – eine
Allee mit altem Baumbestand und Plätzen mit monumentalen Brunnen. Für die
Unesco verkörpert dieser Teil Madrids „eine neue Vorstellung von Stadtraum
und Stadtentwicklung aus der Zeit des aufgeklärten Absolutismus des 18.
Jahrhunderts.“
Hier liegen unter anderem das Nationalmuseum El Prado mit einer der
wichtigsten Gemäldesammlung weltweit sowie das Thyssen-Museum mit einer
umfangreichen Privatsammlung. Hinzu kommt der 120 Hektar große Retiro Park,
der Botanische Garten sowie der Stadtteil Barrio Jerónimos mit seiner
reichen Vielfalt an Gebäuden aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
## Anwohner protestieren gegen das Parkhaus
In den vergangenen Monaten kam es immer wieder zu Protesten der Bewohner
der Stadtteile rund um das geplante Parkhaus. Die Regionalregierung will
jedoch nicht darauf verzichten. „Die Leute haben das Recht, mit den
Verkehrsmitteln, die sie für nötig erachten, zu ihrem Krankenhaus zu
fahren“, erklärt der regionale Gesundheitsminister Enrique Ruiz Escudero.
Das Parkhaus soll privat gebaut werden. Ein Konsortium aus den größten
Bauunternehmen des Landes soll es dann 45 Jahre lang betreiben dürfen. Im
Gegenzug dazu soll das Konsortium das Kinderkrankenhaus renovieren.
18 Jan 2023
## LINKS
[1] https://whc.unesco.org/en/list/1618
[2] /Konservative-Partido-Popular-in-Spanien/!5836289
[3] /Verurteilung-wegen-Luftverschmutzung/!5904557
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Unesco-Kulturerbe
Madrid
Luftverschmutzung
Unesco-Welterbe
Spanien
Lesestück Recherche und Reportage
Spanien
Sachsen-Anhalt
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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