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# taz.de -- Ärger um einen Park in Madrid: Bäume fällen für die U-Bahn
> Eigentlich sollte eine neue U-Bahn-Station in Madrid auf einer
> Hauptstraße entstehen. Jetzt sollen ein Park und Bäume weichen. Anwohner
> sind wütend.
Bild: Madrids U-Bahn soll größer werden – ausgerechnet in einem der wenigen…
Madrid taz | Die Menschen im Stadtteil Arganzuela in Madrid sind
aufgebracht. Regionalregierung und Stadtverwaltung – beide in Händen der
konservativen Partido Popular (PP) – wollen im einzigen großen Park des
Bezirks 1.027 Bäume fällen, darunter eine über 50 Jahre alte Platanenallee.
Der Grund: Es soll eine [1][U-Bahn] gebaut werden. Und genau hier im Park
soll die Tunnelbohrmaschine im Boden verschwinden, hier soll während der
mehrere Jahre dauernden Arbeiten die Kontrollzentrale stehen, und hier soll
ein U-Bahnhof gebaut werden.
Am Wochenende gingen zum wiederholten Male Tausende Anwohner – meist ganze
Familien – in den Park, um sich für ihre Bäume einzusetzen. Sie haben
mittlerweile eine einstweilige Verfügung gegen den Baubeginn beantragt und
kündigen an, sich im Notfall den Baumaschinen in den Weg zu stellen.
„Der Bürgermeister fällt lieber Bäume, als eine Straße für den Verkehr zu
sperren“, beschwert sich eine der Sprecherinnen der spontan entstanden
Anwohnerinitiative, Susana de la Higuera. Sie verweist auf den
ursprünglichen Plan für die Linie 11. Dort waren die Bauarbeiten und der
neue U-Bahnhof nicht im Park „Madrid Río“ vorgesehen, sondern gleich
nebenan auf einer der Hauptstraßen des Stadtteils. Kein einziger Baum hätte
gefällt werden müssen.
## Rund 80.000 Bäume sind in vier Jahren verschwunden
Über die Gründe des Sinneswandels schweigen sich die Regionalregierung und
Bürgermeister [2][José Luis Martínez Almeida] aus. Und die
U-Bahn-Verwaltung erklärt nur, es gehe darum, Abstand zu einer
unterirdischen Schnellstraße zu halten. Doch die gab es schon, als der
ursprüngliche Plan ausgearbeitet wurde.
„Wir werden mehr neue Bäume pflanzen, als wir fällen“, sagt Bürgermeister
Almeida. Er kündigt 19.513 neue Bäume an. Wo und wann, lässt er offen. Ein
Blick in die Statistiken zeigt: Almeida ist kein Freund von Bäumen.
Standen bei seinem Amtsantritt 2019 im Stadtgebiet noch 400.000 Bäume,
waren es Ende 2022 nur noch 322.000. Almeida verweist immer wieder auf das
Winterunwetter „Filomena“ vor zwei Jahren, bei dem viele Bäume durch die
hohe Schneelast beschädigt wurden. Danach mussten 21.000 Bäume gefällt
werden. Was mit dem Rest passiert ist, zeigen die Statistiken nicht.
Die Umweltschutzorganisation „Ecologistas en Acción“ hat eine Erklärung:
„Es reicht ein Spaziergang durch die zahlreichen Baustellen in Madrid, um
zu sehen, wie die Bäume nicht geschützt werden. Wurzeln werden beschädigt,
der Boden abgetragen. Der Baum stirbt nicht sofort, sondern in ein paar
Jahren. Er wird dann mit der Begründung gefällt, er sei krank.“
19 Feb 2023
## LINKS
[1] /Verwaltungschaos-in-Spanien/!5911013
[2] /Neuer-Buergermeister-in-Madrid/!5603091
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Spanien
Protest
Umweltschutz
U-Bahn
Madrid
Lesestück Recherche und Reportage
Unesco-Kulturerbe
Spanien
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