| # taz.de -- Rücktritte im Verteidigungsministerium: Von Pools und Plagiaten | |
| > Viele Politiker*innen haben ihre Chefposten im | |
| > Verteidigungsministerium nicht lange halten können. Die Reihe an | |
| > Rücktritten ist lang. | |
| Bild: Hier gab's noch was zu lachen: Karl-Theodor zu Guttenberg bei einer USA-R… | |
| Berlin taz | Stöckelschuhe in Mali, ein Hubschrauberausflug mit dem Sohn | |
| und ein skurriles Silvestervideo: Wenn sich der Rücktritt der | |
| Verteidigungsministerin bewahrheitet, kann sich Christine Lambrecht (SPD) | |
| zumindest noch zugute halten, dass sie nicht die Erste in diesem Amt ist, | |
| die vorzeitig gehen musste. Seit der Gründung des Verteidigungsministeriums | |
| 1955 betrug die durchschnittliche Amtszeit der Minister*innen nur etwas | |
| mehr als dreieinhalb Jahre. | |
| CSU-Politiker Franz Josef Strauß musste etwa 1962 zurücktreten, weil nach | |
| einem unliebsamen Artikel im Spiegel Redaktionsräume durchsucht und | |
| zahlreiche Redakteure inhaftiert wurden. Die sogenannte [1][Spiegel-Affäre] | |
| war ein politischer Skandal und ein Angriff auf die Pressefreiheit – da | |
| wirkt ein verunglücktes Böllervideo oder das Festhalten der | |
| Verteidigungsministerin Lambrecht [2][am Pannenpanzer Puma] auf der | |
| Skandalskala ziemlich mickrig. | |
| Die bislang kürzeste Amtszeit als Verteidigungsminister hatte mit elf | |
| Monaten CDU-Politiker Rupert Scholz (1988/1989) inne. Hintergrund war vor | |
| allem die zivile Katastrophe in Ramstein am 28. August 1988: Bei einer | |
| Flugschau kollidierten drei Militärflugzeuge, etwa 70 Menschen starben, | |
| viele Hunderte wurden verletzt. Nach dem Unglück diskutierte das Land über | |
| Tiefflugverbote, Scholz wurde Führungsschwäche vorgeworfen. Als 1989 das | |
| Kabinett umgebildet wurde, war er seinen Posten los. | |
| In die Amtszeit (1998 bis 2002) von Rudolf Scharping (SPD) fielen | |
| verschiedene umstrittene Auslandseinsätze der Bundeswehr – etwa 1999 der | |
| Einsatz im Kosovokrieg oder ab 2001 in Afghanistan. | |
| ## Als zu Guttenberg fiel | |
| Der Grund für seinen Rücktritt waren aber eher eine Reihe von persönlichen | |
| Fauxpas: So wurden von Scharping etwa Fotos aus einem Sommerurlaub auf | |
| Mallorca zum Politikum. 2001, kurz vor dem Einsatz der Bundeswehr in | |
| Mazedonien, ließ sich Scharping für die Bunte mit seiner damaligen Freundin | |
| im Pool ablichten – ein ungünstiger Zeitpunkt. Zudem soll er Honorare von | |
| einem Unternehmensberater angenommen haben. Auf Wunsch des damaligen | |
| Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) musste Scharping 2002 zurücktreten. | |
| Unvergessen bleibt auch der Rücktritt von Karl-Theodor zu Guttenberg, der | |
| von 2009 bis 2011 Verteidigungsminister war. Um den beliebten CSU-Politiker | |
| wurde es einsam, als bekannt wurde, dass er bei seiner Doktorarbeit | |
| geschummelt hatte. Nach 16 Monaten auf dem Posten war wegen der | |
| Plagiatsaffäre Schluss für ihn. In seiner Amtszeit hatte zu Guttenberg die | |
| Verkleinerung der Streitkräfte vorangetrieben und die Wehrpflicht | |
| ausgesetzt. (mit afp) | |
| 15 Jan 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jasmin Kalarickal | |
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