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# taz.de -- Ermittlungen gegen Online-Portal: Papst-Kritik mit Folgen
> Die Berliner Polizei ermittelt gegen queer.de wegen eines kritischen
> Textes über Joseph Ratzinger. Die Anzeige stammt wohl von einem
> Verwandten.
Bild: Kritik an Joseph Ratzinger wollen die Angehörigen des Ex-Papstes nicht i…
Berlin taz | Gegen das Online-Magazin queer.de wird wegen eines kritischen
Berichts über den verstorbenen Joseph Ratzinger, besser bekannt als Papst
Benedikt XVI., strafrechtlich ermittelt. Wie ein Sprecher der Berliner
Polizei am Sonntag der taz mitteilte, wurde am 31. Dezember, also [1][dem
Todestag des 95-Jährigen], über die Internetwache Anzeige wegen
„Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener“ gestellt. Daraufhin wurde ein
Strafverfahren eingeleitet, die Ermittlungen dauern noch an, so der
Sprecher weiter.
Grund für die Anzeige ist laut dem Herausgeber des LGBTQI-Onlineportals,
Micha Schulze, [2][ein Artikel], in dem das ehemalige Oberhaupt der
römisch-katholischen Kirche als „queerfeindlicher Hetzer“ bezeichnet wird.
„Wir erleben schon seit einiger Zeit, dass queerfeindliche Gruppierungen
und Personen unsere Redaktion mit Strafanzeigen – oder der Drohung, Anzeige
zu erstatten – einschüchtern wollen“, sagt Schulze zur taz.
Bisher habe das allerdings nie zu Ermittlungen geführt. „Ich bin sehr
überrascht und auch entsetzt, dass in diesem Fall tatsächlich
Vorermittlungen laufen.“ Dass es auch zu einer Anklage kommt, glaubt
Schulze nicht. „Es ist leicht zu belegen, dass Joseph Ratzinger einer der
größten queerfeindlichen Hetzer war“, so der Journalist.
Die „Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener“ ist ein Antragsdelikt und
kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren geahndet werden.
Antragsberechtigt sind nur die Angehörigen. Die Anzeige müsste also von
einem Verwandten Ratzingers gestellt worden sein. Grundlage ist eine
besonders schwere Beleidigung.
## Gewerkschaft fordert Einstellung der Ermittlungen
Die ist laut dem Landesgeschäftsführer der
Journalist*innengewerkschaft Deutsche Journalistinnen- und
Journalisten-Union (DJU), Jörg Reichel, nicht gegeben. „Ich kann in dem
Artikel keine Beleidigung erkennen. Er verstößt auch nicht gegen den
Pressekodex“, so Reichel am Sonntag zur taz. Er fordert daher, dass die
Polizei die Ermittlungen umgehend einstellt, um die Pressefreiheit nicht zu
behindern.
Dass es überhaupt zu einer Anzeige gekommen ist, ist laut dem
DJU-Vorsitzenden „sehr ungewöhnlich“ und werfe die Frage auf, ob die
Angehörigen künftig jegliche kritische Berichterstattung über den wegen
seiner frauen-, trans- und homosexuellenfeindlichen Äußerungen umstrittenen
Ex-Papst behindern wollen. „Joseph Ratzinger hat politisch gewirkt. Seine
Angehörigen müssen daher hinnehmen, dass er politisch bewertet wird“, so
Reichel.
8 Jan 2023
## LINKS
[1] /Nachruf-auf-Benedikt-XVI/!5905602
[2] https://www.queer.de/detail.php?article_id=44232
## AUTOREN
Marie Frank
## TAGS
Homophobie
Transfeindlichkeit
Antifeminismus
Papst Benedikt XVI.
Polizei Berlin
Queer
Schwerpunkt Pressefreiheit
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Antifeminismus
Transpersonen
Männer
Evangelische Kirche
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