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# taz.de -- Atemwegserkrankungen: Kinderärzt*innen warnen
> Kinderärzte-Präsident Thomas Fischbach fürchtet, der Gipfel der
> Infektionswelle mit dem RSV-Virus stehe noch bevor. Man sei in einer
> „gefährlichen Situation“.
Bild: Gefährliches RSV-Virus: Die Lage in den Kinderkliniken droht sich weiter…
Osnabrück/Berlin dpa | Kinderärztepräsident Thomas Fischbach befürchtet
eine Verschärfung der [1][angespannten Lage in den Kinderkliniken], hält
aber eine Maskenpflicht eher für kontraproduktiv. „Wir sind in einer
gefährlichen Situation für die Kinder, besonders für die Kleinsten“, sagte
der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ)
angesichts der wegen Atemwegserkrankungen überfüllten Praxen und
Kinderkliniken der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ/Mittwoch).
Es könne noch schlimmer kommen: „Denn normalerweise stehen wir Anfang
Dezember erst am Beginn der Erkältungssaison. Die Spitze der
Infektionswelle steht also noch vor uns.“
Rufen nach einer Rückkehr der Maskenpflicht für Kinder und Eltern erteilte
Fischbach jedoch eine Absage. „Der Schrei nach Masken ist der übliche
Reflex der Politik. Dabei ist die Maskenpflicht der zurückliegenden zwei
Jahre ja ein wichtiger Grund für die aktuelle Krise“, meinte er. Denn wegen
der Masken seien weder die Immunsysteme der Kinder noch der Eltern
trainiert worden.
Viele Kinderpraxen und Kinderstationen sind aktuell extrem überfüllt.
Expert*innen berichten von einer [2][enormen Welle an Infektionen mit
dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV)], das für Babys gefährlich sein
kann.
## Auch viele Erwachsene erkrankt
Die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD),
Pflegekräfte aus dem Erwachsenenbereich zur Unterstützung in der Pädiatrie
einzusetzen, nannte Fischbach „irrwitzig“. Ähnlich kritisch äußerte sich
dazu der Deutsche Pflegerat (DPR). „Das kann man nur als Verzweiflungstat
bezeichnen“, sagte DPR-Präsidentin Christine Vogler dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland (RND/Mittwoch).
Vogler sagte weiter: „In den Kliniken kann bereits jetzt nur die
Minimalversorgung gesichert werden. Wir haben keine Station mehr, wo man
Pflegepersonal abziehen kann.“ Pflegekräfte aus anderen klinischen
Abteilungen hätten auch nicht automatisch die Qualifikation zu Versorgung
im pädiatrischen Intensivbereich.
Angesichts des [3][Fachkräftemangels in Sozial- und Pflegeberufen]
plädierte Vogler auch für ein verpflichtendes soziales Gesellschaftsjahr
für alle Schulabgänger*innen in Deutschland. „Wir müssen als
Gesellschaft wieder zusammenrücken und lernen, dass wir uns im Sozialsystem
wieder verstärkt den Kranken, den Kindern und Schwachen widmen müssen.“ Das
zeige nicht zuletzt die aktuelle Situation in den Kliniken, sagte Vogler.
Aktuell werden nach Angaben niedersächsischer Hausärzt*innen auch mehr
erwachsene Patienten mit grippalen Infekten und Atemwegserkrankungen in den
Praxen behandelt als für diese Jahreszeit üblich. „Auch bei den Erwachsenen
sehen wir derzeit eine Welle von Erkältungskrankheiten“, sagte der Sprecher
des Hausärzteverbandes Niedersachsen, Tim Fischer, am Dienstag der dpa.
„Die Hausarztpraxen haben derzeit alle Hände voll zu tun, da viele
Virusinfektionen gleichzeitig auftreten“, sagte der Sprecher. „Dabei hilft
die telefonische Krankschreibung, den Andrang in den Praxen abzumildern.“
Wenn ein Patient nur über leichte Erkältungssymptome klage, reichten meist
Ruhe und eine Krankschreibung. „Bei schwereren Erkrankungen kann ein
Telefonat aber niemals den direkten Patientenkontakt ersetzen“, betonte
Fischer.
7 Dec 2022
## LINKS
[1] /Infektionswelle-ueberlastet-Kinderkliniken/!5897173
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