Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Schrumpfende Volksparteien: Strukturkonservativer Geist
> SPD und CDU verlieren weiter Mitglieder. Das liegt auch daran, dass die
> Beharrungskräfte gegen mehr innerparteiliche Demokratie enorm sind.
Bild: Wird immer seltener ausgegeben: Parteibücher für Mitglieder der SPD
Die ehemaligen Volksparteien SPD und CDU sind, was ihre Mitgliederzahlen
angeht, auf dem absteigenden Ast. Bundesweite Zahlen gibt es für dieses
Jahr noch nicht, aber aktuelle Daten aus einigen Bundesländern bestätigen
eine Entwicklung, die seit Jahren andauert: SPD, CDU und auch die
Linkspartei verlieren weiter Mitglieder. Die Grünen wachsen weiter
(Klimakrise, Habeck), wenn auch nicht mehr so schnell; die FDP bleibt nach
Jahren des Lindner-Booms stabil.
CDU und SPD zählen inzwischen deutlich unter 400.000 Mitglieder. Bei der
SPD, [1][die zu Willy Brandts Zeiten mal über eine Million Fans in ihrer
Kartei führte], ist der kurze Zuwachs, als Kevin Kühnert 2018 die
Anti-Groko-Kampagne anführte, kläglich wieder verpufft.
Dabei hat das Schrumpfen durchaus eine positive Seite: Die Zahlen sind
ehrlicher als früher, weil der Anteil der KarrieristInnen kleiner wird.
Früher war es üblich, dass der Chef der Stadtwerke das richtige Parteibuch
hatte, um seinen Posten abzusichern. Und der eine oder andere Unternehmer
dürfte der dominierenden Partei in seinem Ort zwecks Kontaktpflege
beigetreten sein. Dieses Karrierekalkül klappt inzwischen nicht mehr so
einfach, weil man nicht mehr auf ein Pferd setzen kann –
Mehrparteienbündnisse sind auch in den Kommunen normal geworden.
Aber natürlich ist es für die Demokratie keine gute Entwicklung, denn
schließlich repräsentieren Parlamente und Stadträte die WählerInnen, und
Abgeordnete organisieren sich nun mal in Parteien. Irgendwann droht SPD und
CDU, in der Fläche das Personal auszugehen.
Zu einer Analyse, warum sie schrumpfen, gehört diese Einsicht: Die
[2][zahlreichen Parteireformen der Vergangenheit] sind auch deshalb
gescheitert oder verpufft, weil die Beharrungskräfte der Platzhirsche vor
Ort enorm sind. Jede Öffnung und mehr Beteiligungsmöglichkeiten für
„einfache“ Mitglieder heißt, Macht abzugeben und alte Routinen infrage zu
stellen. Solange dieser strukturkonservative Geist dominiert, wird die
Kurve bei den ehemaligen Volksparteien weiter nach unten gehen.
29 Dec 2022
## LINKS
[1] /Vor-der-Scholz-Wahl-zum-Kanzler/!5809695
[2] /Peter-Tauber-nach-seiner-Krankheit/!5524347
## AUTOREN
Gunnar Hinck
## TAGS
Kevin Kühnert
Die Linke
SPD
CDU
Parteien
GNS
Bündnis 90/Die Grünen
Konservative
FDP
SPD
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
SPD Berlin
## ARTIKEL ZUM THEMA
Politikwissenschaftler über Konservatismus: „Im Kern zutiefst reaktiv“
Gemäßigte Konservative würden oft zwischen Liberalen und Rechtsautoritären
zerrieben, sagt Wissenschaftler Thomas Biebricher. Für die Demokratie sei
das eine schlechte Nachricht.
Lindners Wirtschaftspapier: Keine Zeitenwende
Finanzminister Lindner hat ein Papier erstellt, das eine Zeitenwende in der
Wirtschaftspolitik fordert. Es besteht aus den bekannten FDP-Forderungen.
Vor der Scholz-Wahl zum Kanzler: Ohne Visionen und Gefühle
Olaf Scholz wird der vierte SPD-Kanzler sein – nach Brandt, Schmidt und
Schröder. Doch den sozialdemokratischen Zauber von einst sucht man
vergebens.
Nach der Bundestagswahl: Adieu, Volksparteien
Die eierlegende Wollmilchsau der repräsentativen Demokratie hat ihre
Existenzbedingungen verloren. Wir sollten uns daran gewöhnen.
Programm für die Berlin-Wahl 2016: SPD lässt ihre Mitglieder entscheiden
Die Parteibasis der Berliner Sozialdemokraten kann bis Anfang November über
zwölf strittige Fragen abstimmen
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.