| # taz.de -- Preisregeln für Kindermedikamente: Weihnachten ohne Fieber | |
| > Gesundheitsminister Karl Lauterbach will gegen die Billig-Politik bei | |
| > Medikamentenpreisen vorgehen. Dazu legte er Eckpunkte vor. | |
| Bild: Hustensaft | |
| Berlin taz | Seit Wochen gibt es einen [1][Engpass bei Medikamenten] für | |
| Kinder. Groß war und ist die Empörung und Sorge bei Eltern, die für ihre | |
| erkrankten Kinder keinen Fiebersaft oder andere Arzneien mehr in den | |
| Apotheken bekommen. In einer [2][Hauruckaktion will das | |
| Bundesgesundheitsministerium] nun nachsteuern und hat dazu ein | |
| Eckpunktepapier für einen Gesetzentwurf veröffentlicht. „Wir haben es mit | |
| der Ökonomisierung auch in der Arzneimittelversorgung mit patentfreien | |
| Medikamenten übertrieben. Besonders bei Kinderarzneimitteln spüren wir die | |
| Konsequenzen gerade besonders hart“, erklärte Bundesgesundheitsminister | |
| Karl Lauterbach (SPD). Dass man in Deutschland nur schwer einen Fiebersaft | |
| für sein Kind bekomme, der im Ausland noch erhältlich sei, sei | |
| inakzeptabel. | |
| Lauterbachs Ansatz: Die Preisgestaltung von Kinderarzneien radikal ändern – | |
| und die Krankenkassen mehr zahlen lassen. „Wenn zum Beispiel die jungen | |
| Patientinnen und Patienten auf teurere Medikamente ausweichen müssen, | |
| sollen die Krankenkassen künftig deutlich mehr Kosten als heute übernehmen. | |
| Das wird kurzfristig für mehr Angebot bei Kinderarzneimitteln sorgen“, so | |
| Lauterbach. Für ihn ein „Weihnachtsgeschenk in erster Linie für die | |
| Kinder“. | |
| ## Zahl der Infektionsfälle bei Kindern ist nach wie vor hoch | |
| Allerdings ist das Problem der Medikamentenbeschaffung größer. | |
| Lieferengpässe betreffen vor allem patentfreie Medikamente, sogenannte | |
| Generika. Neben Kinderarzneimitteln wie Fieber- und Hustensäfte sind auch | |
| einige Krebsmedikamente und Antibiotika derzeit knapp. Die Gründe sind | |
| vielfältig. Gravierend ist vor allem, dass Krankenkassen mit den | |
| günstigsten Herstellern Verträge schließen müssen. Apotheken dürfen nur | |
| diese Arzneimittel an die Kundschaft abgeben. Die Zahl der Anbieter ist | |
| zudem gesunken, die Produktion hat sich in Länder verlagert, in denen | |
| billiger produziert werden kann. Künftig sollen Lauterbach zufolge bei | |
| Ausschreibungen für bestimmte Produkte auch Hersteller berücksichtigt | |
| werden, die Medikamente in Europa produzieren, Vorräte mit den günstigen | |
| Arzneien sollen angelegt und das Monitoring verbessert werden. | |
| „Die krisenhafte Entwicklung, die wir im Bereich der Medikamenten- und | |
| Arzneimittelversorgung erleben, ist nicht vom Himmel gefallen, sondern hat | |
| sich seit Jahren angebahnt“, sagte der Grünen-[3][Gesundheitsexperte | |
| Janosch Dahmen der taz]. Er befürwortet das Vorhaben, für Arzneimittel | |
| mindestens eine Produktionsstätte in Europa einzufordern, und nicht nur auf | |
| Drittstaaten in Asien zu setzen. „Wir machen uns resilienter und | |
| unabhängig, wenn es zu einer krisenhaften Entwicklung wie aktuell kommt“, | |
| sagte Dahmen. Zudem forderte er die Aufsichtsbehörden auf, bei Großhandel | |
| und Apotheken genauer hinzuschauen. In Krisen müssten knappe Ressourcen | |
| systematischer verteilt werden, um bei Medikamenten eine bestmögliche | |
| Verteilung und Versorgung zu gewährleisten. „Auch das gehört zum | |
| erforderlichen Notfallmodus.“ | |
| Die Zahl der Infektionsfälle bei Kindern ist nach wie vor hoch, vor allem | |
| durch Grippe- und RS-Viren. Ärzt:innen rechnen auch über Weihnachten mit | |
| vielen neuen Patient:innen, besonders in den Kinderkliniken, denn viele | |
| Praxen schließen über die Feiertage. Lauterbach hofft, [4][die akute Not zu | |
| lindern.] Kommt es zu Lieferengpässen, sollen die Apotheken Alternativen | |
| mit den gleichen Wirkstoffen ausgeben. Wenn Rücksprache mit Ärzt:innen | |
| notwendig ist, soll es ein Zusatzhonorar von 50 Cent geben. Ein | |
| Gesetzentwurf soll im Januar folgen. | |
| 20 Dec 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tanja Tricarico | |
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