| # taz.de -- Siegerentwurf für den Jahnsportpark: Es bleibt nur ein rotes Band | |
| > Im Wettbewerb für den Jahnsportpark ist die Entscheidung gefallen: Das | |
| > Stadion wird mit der markanten Tribüne abgerissen und neu gebaut. | |
| Bild: Die Plaza erschließt Stadion und Sportpark | |
| Berlin taz | Zehn Jahre ist es nun her, dass auf der Architekturbiennale in | |
| Venedig die Themen „Reduce“, „Reuse“ und „Recycle“ diskutiert wurde… | |
| Berlin dagegen wird weiter munter abgerissen, statt den Bestand zu | |
| ertüchtigen. Jüngstes Beispiel ist der Jahnsportpark in Prenzlauer Berg. | |
| Seit diesem Donnerstag steht fest: Das alte Stadion wird zugunsten eines | |
| Neubaus abgeräumt. Auf dem größten innerstädtischen Sportgelände der Stadt | |
| soll dann ein inklusiver Sportpark entstehen. | |
| Für die Tabula-rasa-Lösung hat sich die Jury des Wettbewerbs zum | |
| Jahnsportpark entschieden. „Das Thema der Inklusion war fǘr uns von | |
| entscheidender Bedeutung“, sagte der Jury-Vorsitzende Uwe Schröder bei der | |
| Präsentation des Siegerentwurfs am Donnerstag. | |
| Zwar hätten drei der 15 eingereichten Entwürfe teilweise einen Erhalt des | |
| Bestandes vorgesehen. Diese Entwürfe aber hätten die „Frage der Inklusion“ | |
| nicht vollständig beantworten können, so Schröder. „Jede Entscheidung für | |
| den Erhalt wäre eine Entscheidung gegen die Inklusion gewesen.“ | |
| [1][Der Entwurf des Büros O+M Carsten Otto und Christian Müller | |
| Architekte]n sieht dagegen den Totalabriss des Jahnstadions vor, das einst | |
| für die Weltjugendfestspiele 1951 entstand. Einzige Reminiszenz soll ein | |
| rotes Band entlang des neuen Stadiondachs sein. Auch die weithin sichtbaren | |
| Flutlichtmasten blieben erhalten. | |
| Dafür sollen alle Plätze für Rollstuhlfahrer zugänglich werden. Möglich ist | |
| das durch den Bau zahlreicher Rampen, die nicht nur das Stadion, sondern | |
| auch die anderen Einrichtungen auf dem Gelände erschließen. „Diese Rampen�… | |
| sagt Architekt Carsten Otte, „sind das architektonische Leitmotiv unseres | |
| Entwurfs.“ | |
| ## Viele Jahre Streit | |
| Mit der Entscheidung der Jury für O+M Architekten geht eine langjährige | |
| Auseinandersetzung um Abriss oder Erhalt des Jahnstadions zu Ende. | |
| Zahlreiche Proteste der Bürgerinitiative Jahnsportpark und auch ein | |
| Werkstattverfahren konnten den Abriss am Ende nicht verhindern. Einzig der | |
| aufgeschüttete Hügel am Mauerpark konnte gerettet werden. | |
| Entsprechend ernüchtert zeigte sich am Donnerstag Philipp Dittrich von der | |
| [2][Bürgerinitiativ]e, der selbst an der Sitzung der Jury teilgenommen | |
| hatte. „Aus der Auslobung zum Wettbewerb war schon herauszulesen, dass der | |
| Erhalt des Stadions keine Herzensangelegenheit war“, sagte Dittrich der | |
| taz. „Die Erfahrung zeigt, dass bei den meisten Wettbewerben, bei denen | |
| diese Frage offen bleibt, am Ende der Abriss steht.“ Er selbst trauere am | |
| meisten der Haupttribüne nach. | |
| „Berlin bekommt nicht nur ein neues, inklusives Stadion“, freute sich | |
| dagegen der Staatssekretär für Bauen und Wohnen, Christian Gaebler (SPD), | |
| zu Beginn der Präsentation. „Der Sportpark wird auch um zahlreiche neue | |
| Sportanlagen ergänzt.“ So solle ein „Begegnungsraum zwischen Zuschauenden, | |
| Sportlerinnen und Sportlern sowie Freizeitsportlerinnen und | |
| Freizeitsportlern“ entstehen. | |
| Tatsächlich ist das städtebauliche Konzept, das dem Entwurf von O+M | |
| Architekten zugrunde liegt, so einfach wie überzeugend. Mit einer „Plaza“ | |
| genannten Nord-Süd-Achse wird nicht nur der Eingang zum neuen Stadion | |
| erschlossen, sondern auch ein Begegnungszentrum sowie ein Funktionsgebäude. | |
| „Die Plaza verknüpft das ganze Areal mit der Stadt und ist ein Angebot an | |
| die Bewohner der Stadt“, sagte Architekt Otte, der von einem „Raum für | |
| alle“ spricht. Außerdem soll ein sogenannter Skywalk rund um das | |
| Stadiondach zu einem „neuen Identifikationsmerkmal“ werden. | |
| Auch Philipp Dittrich von der Bürgerinitiative lobte das Konzept. Vor allem | |
| freut er sich über den Erhalt der Sportwiese. „Außerdem sollen beim | |
| Siegerentwurf nur 100 statt wie vorgesehen 300 Bäume gefällt werden“, sagte | |
| Dittrich der taz. | |
| Offen ist bislang, wo die Flutlichtmasten stehen werden, die selbst nicht | |
| mehr zur Beleuchtung des Stadions gebraucht werden. Der Siegerentwurf | |
| schlägt vor, die vier Masten entlang der Plaza aufzustellen. BI-Vertreter | |
| und Juror Dittrich gibt allerdings zu bedenken, dass die Fundamente viel | |
| Platz bräuchten. Ihm zufolge würde es auch reichen, wenn zwei der Masten | |
| auf dem Hügel auf der Westseite des Stadions stehen blieben. | |
| Nach der Entscheidung solle es nun „zügig vorangehen“, kündigte | |
| Staatssekretär Gaebler an. Ende 2024 soll mit dem Neubau begonnen werden. | |
| Die Bauzeit soll zweieinhalb bis drei Jahre dauern. „Die Baudurchführung | |
| soll bis Ende 2027 abgeschlossen sein und weitgehend bei laufendem | |
| Sportbetrieb durchgeführt werden“, heißt es in der Pressemitteilung der | |
| Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Der Kostenrahmen soll 97 Millionen | |
| Euro betragen. | |
| 15 Dec 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.berlin.de/sen/sbw/presse/pressemeldungen/2022/pressemitteilung.… | |
| [2] https://www.jahnsportpark.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Uwe Rada | |
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