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# taz.de -- Abriss und Neubau des Jahnstadions: Keine andere Wahl
> Ohne Abriss keine Barrierefreiheit: Der Berliner Senat hat beim
> Jahnsportpark bekommen, was er wollte. Dennoch hat er viel Vertrauen
> verspielt.
Bild: Neben dem Stadionneubau gibt es auch Platz für Freizeitsport: Modell des…
Hätte das Jahnstadion mit seiner markanten Tribüne zumindest in Teilen
erhalten werden können? Nein, sagte dazu am Donnerstag Uwe Schröder der
[1][Vorsitzende der Jury eines Architektenwettbewerbs]. Alle Entwürfe, die
eine Einbeziehung der Tribüne oder gar des ganzen Stadions beinhaltet
haben, so Schröder, hätten die Fragen der Inklusion nicht beantworten
können.
Dass es an dieser Aussage bis zuletzt Zweifel gab, haben sich die
Verantwortlichen allerdings selber zuzuschreiben. Von Anfang an hat die
Sportverwaltung unter dem damaligen Senator Andreas Geisel (SPD) keinen
Zweifel gelassen, worum es ihr ging: Abriss des alten Jahnstadions und
Neubau eines schicken Runds, das nicht nur behindertengerecht, sondern auch
zweitligatauglich sein solle. Richtig auf die Tube gedrückt hat der
Senator, weil er auch einen prestigeträchtigen Eröffnungstermin vor Augen
gehabt hat: Die 2023 stattfindenden [2][Special Olympics in Berlin].
Dafür ist es nun viel zu spät. Außerdem ist Geisel nicht mehr Sport-,
sondern Bausenator, und wer weiß, ob er das über den 12. Februar 2023
hinaus noch bleiben wird. Doch auch als klar war, dass der Termin für die
Secial Olympics nicht zu halten sein wird, hat die Sportverwaltung weiter
auf einen Abriss gedrungen. Widerstand der Bauverwaltung war keiner zu
erwarten. Selbst eine so streitbare Senatorin wie Katrin Lompscher hat sich
aus dem Konflikt fein herausgehalten.
Ganz im Gegensatz zu den Grünen und der [3][Bürgerinitiative
Jahnsportpark]. Wiederverwertung, Nachhaltigkeit, auch Identität waren ihre
Stichworte. Und sie waren, zumindest zeitweise, erfolgreich. Im Rahmen
eines [4][Werkstattverfahrens] war plötzlich wieder von einem möglichen
Erhalt des Stadions die Rede. Zumindest sollte ernsthaft geprüft werden, ob
nicht auch ein (teilweiser) Umbau inklusiv werden könne. Entsprechend offen
war die Auslobung des Wettbewerbs formuliert, der am Donnerstag mit der
Präsentation des Siegerentwurfs von [5][O+M Architekten] endete.
## Fluchtlichtmasten bleiben
Die Frage, ob beides, Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit, unter einen Hut
zu bekommen sei, ist damit beantwortet. Nein, ist es nicht. Auch der
Vertreter der Bürgerinitiative in der Jury hat das einsehen müssen. Er
freut sich nun, dass wenigstens die Flutlichtmasten erhalten bleiben.
Funktional sind sie nicht mehr, moderne Stadien werden übers Dach
beleuchtet. Nicht zu unrecht ist deshalb von einer Reminiszenz die Rede, zu
der auch das rote Band am neuen Stadiondach gehört, das an die alte rote
Tribüne erinnert.
Auch die Sportverbände, allen voran der Landessportbund, sind nun
zufrieden. Sie hatten von Anfang an auf einen inklusiven Jahnsportpark
gedrungen. Glaubhafter wäre es gewesen, sie hätten auch einmal von
Nachhaltigkeit und grauer Energie gesprochen. Denn genau darum ging es bei
der Juryentscheidung: Um die Abwägung zweiter wichtiger Prämissen. Die darf
man sich nicht leicht machen.
Die Jury hat das verstanden. Die Politik musste erst dahin getragen werden.
Keine guten Aussichten für das Thema Nachnutzung von Bestandsbauten in
Berlin.
17 Dec 2022
## LINKS
[1] /Siegerentwurf-fuer-den-Jahnsportpark/!5899394
[2] https://www.berlin2023.org/
[3] https://www.jahnsportpark.de/
[4] https://jahnsportpark-fuer-alle.berlin.de/werkstattverfahren/
[5] https://www.ottoundmueller.de/
## AUTOREN
Uwe Rada
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Inklusion
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