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# taz.de -- Kampf um Lützerath: Mit grüner Energie gegen die Kälte
> Das rheinländische Dorf Lützerath soll für den Tagebau abgerissen werden.
> Die Besetzer:innen trotzen der angedrohten Räumung und mobilisieren.
Bild: Die Polizei auf Besuch in Lützerath im Dezember
Lüzerath taz | Löcher im Boden, Barrikaden aus Sperrmüll oder mit Bannern
verzierte Bauzäune – die Wege in das vom Abriss bedrohte rheinländische
Dorf Lützerath kann man dieser Tage nur noch schwierig betreten. Zumindest
optisch haben die Aktivist:innen das Dorf gründlich verbarrikadiert.
„Jetzt fangen wir an, wirklich alle zu mobilisieren, im Januar hier zu
sein, zivilen Ungehorsam zu leisten und die Räumung zu verhindern“, so
Ronni Zepplin, Aktivistin in Lützerath und Pressesprecherin der Initiative
„Lützerath lebt“.
Rund um den 14. Januar will die Polizei versuchen die Besetzung zu beenden
und den Abriss des Dorfes einzuleiten. Die zuständige Polizeidienststelle
Aachen hat für diesen Zweck bereits Polizist:innen aus Köln zur
Verstärkung gerufen. Der Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen,
Herbert Reul (CDU), spricht von einem bevorstehenden Großeinsatz.
„Wir können den Informationen der Polizei nie zu hundert Prozent
vertrauen“, sagt Ronni. Auf den sozialen Netzwerken erklärten die
Aktivist:innen daher, sich bereits ab Anfang Januar auf einen
Räumungsversuch einzustellen.
Die Lützerather:innen sind gut vernetzt. In vielen Städten gebe es
solidarische Gruppen, die über die Besetzung des Ortes und die Zerstörung
der rheinländischen Dörfer informieren. Sie sind auch bereit, ihre Sachen
zu packen und nach Lützerath zu kommen. Auch die bundesweit agierenden
Klimabündnisse: Ende Gelände und Fridays for Future rufen ihre
Anhänger:innen auf, für die Räumung im Januar anzureisen.
## Solarpaneele zur Stromversorgung
Bereits vorige Woche hatte die Situation für die Bewohner:innen des
Ortes eine neue Eskalationsstufe erreicht: Am Dienstagmorgen unterbrach
der Energiekonzern RWE ihre Stromversorgung. RWE habe im Nachbardorf die
Stromkabel für Lützerath aus dem Boden entfernt, um dort die Grube des
Tagebaus Garzweiler II zu erweitern, erklärt Ronni: „Wir haben jetzt nur
noch den Strom aus unseren Solaranlagen.“
Gleich am darauffolgenden Morgen stellten Aktivist:innen auf einem
Acker zusätzliche Solarpaneele auf eigens zusammengeschraubte Holzböcke,
verlegten Leitungen zu den von ihnen besetzten Gebäuden und trafen sich in
Plena, um zu überlegen, wie man die Strukturen der Besetzung unter den
neuen Umständen aufrechterhalten kann.
Viele der Bewohner:innen [1][des kleinen Ortes] schlafen in Holzhütten
und Baumhäusern. Es fehlen an vielen Stellen die Fenster, was nicht nur der
Kälte, sondern auch der Feuchtigkeit Einlass gewährt.
## Der Kampfgeist bleibt
Für einige der mangels Stromversorgung entstandenen Probleme wurden
Alternativen gefunden: warm duschen mit dem heißen Wasser aus der Küche,
alle herkömmlichen Glühlampen wurden durch LED-Birnen austauschen und das
ganze Dorf nach Öfen abgesucht.
Und der grüne Strom der Besetzer:innen reiche bereits für Lichter und
Handys, schreiben sie auf Twitter. „Sie können uns den Strom nehmen, nicht
aber unseren Kampfgeist“ so Feluda, ebenfalls Aktivist und Sprecher in
Lützerath.
Auch wenn die aktuellen Umstände auf die Stimmung drückten, sagt Feluda,
die Bewohner:innen von Lützerath seien felsenfest entschlossen, dass
Dorf zu erhalten.
Einen Tag bevor im Dorf der Strom abgeschaltet wurde, war eine
Hundertschaft Polizist:innen im Ort gewesen. Die Vorbereitung für den
Einsatz. Ende Februar endet die Rodungssaison. [2][Die Besetzung] bis
dahin zu halten wäre wichtig. Denn wenn nicht mehr gerodet werden darf, ist
eine Räumung unwahrscheinlich. Dann könnten die Aktivist:innen die
Bäume, die noch stehen, direkt wieder besetzen.
13 Dec 2022
## LINKS
[1] /Braunkohlefoerderung-in-NRW/!5882364
[2] /Luetzerath-als-Protestsymbol/!5884278
## AUTOREN
Annika Reiß
## TAGS
Umweltaktivisten
Solarenergie
klimataz
GNS
Tagebau
Widerstand
Lützerath
Resilienz
Zukunft
Letzte Generation
Schwerpunkt Klimawandel
Klimakonferenz in Dubai
Energiekrise
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