| # taz.de -- Berliner Verwaltungsmisere: „Das dauert mindestens fünf Jahre“ | |
| > Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch stellt Leitlinien für eine | |
| > Verwaltungsreform vor. Die sei nur mit Konsequenz und Zähigkeit | |
| > umzusetzen | |
| Bild: Eine besser funktionierende Verwaltung ist ein großes Thema vor der Wahl… | |
| Berlin taz | Verwaltungsabläufe beschleunigen, aber nicht schlicht | |
| zentralisieren, mehr Mitarbeiter gewinnen, ohne mehr zahlen zu können, | |
| Dinge umsetzen, die schon länger klar sind, aber dennoch nicht voran | |
| kommen: Das [1][„Update Berlin!“], das Grünen-Spitzenkandidatin Bettina | |
| Jarasch am Mittwoch vor Journalisten präsentiert hat, kommt einer Quadratur | |
| des Kreises nahe. | |
| Wenn man eine Verwaltungsreform wirklich wolle, brauche das „Konsequenz und | |
| Zähigkeit“, war von Jarasch zu hören. Und viel Zeit: „Das dauert mindeste… | |
| fünf Jahre.“ 42 Seiten umfasst die Broschüre, die sie vorlegt, erarbeitet | |
| nach Grünen-Angaben von mehr als 100 Verwaltungsexperten. Eine von ihnen: | |
| Monika Herrmann, die Exbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg: Die | |
| sieht die Verwaltungsmisere als Langzeitfolge einer Nachlässigkeit bei der | |
| Gründung Groß-Berlins 1920. Da sei eben nicht festgeschrieben worden, | |
| welche Ebene für was zuständig sei: der Magistrat und später der Senat oder | |
| die Bezirke. Diesen fortwährenden Zustand beschrieb Jarasch als | |
| „organisierte Verantwortungslosigkeit“. | |
| Erste Vorstöße in diese Richtung hatten die Grünen jüngst über [2][eine | |
| Rede von Fraktionschef Werner Graf] im Abgeordnetenhaus und einen | |
| Leitantrag bei ihrem Parteitag gemacht: Vieles funktioniere nicht in | |
| Berlin, die gescheiterte und [3][nun zu wiederholende Wahl vom 26. | |
| September 2021] sei nur die Spitze des Eisbergs. Da seien ja gute Punkte | |
| dabei, lobte auch der Landeschef der CDU, Kai Wegner, eine Woche später bei | |
| deren Parteitag – aber die Grünen würden doch schon sechs Jahre mitregieren | |
| und hätten das ja ändern können. Man habe ja nicht erst jetzt damit | |
| angefangen, antwortete Jarasch nun auf eine entsprechende Frage, außerdem | |
| habe „die Binnensicht des Regierungsalltags“ geholfen, viel dazu zu lernen. | |
| Bei einer besseren Zuordnung von Zuständigkeiten trennt die Grünen im Kern | |
| wenig von der CDU – oder dem, was jüngst der dafür zuständige Staatsekret�… | |
| Ralf Kleindiek (SPD) im Senat vorstellte (siehe Kasten). Es geht aus | |
| Grünen-Sicht aber nicht ohne umfassende Einbindung der Bezirke. Ihnen am | |
| Ende, so wie zumindest grob von Kleindiek angedacht, nur die Zuständigkeit | |
| etwa für Volkshochschulen und örtliche Museen zu lassen, sah | |
| Exbürgermeisterin Herrmann nicht als motivierend an. Dass Kleindieks | |
| Eckpunkte ohne Beteiligung der Bezirke entstanden seien, kam laut Jarasch | |
| zudem bei deren Bürgermeistern parteiübergreifend nicht gut an. | |
| Mit Blick auf Reformvorschläge der CDU hielt Jarasch nichts von einem | |
| großen Verfassungskonvent. Der sorge nur für monatelange Verzögerung. | |
| Außerdem seien die meisten Dinge ohne Verfassungsänderungen machbar, die | |
| eher am Ende der Reform stehen sollen. | |
| Für nicht machbar hält Jarasch auch die [4][Anregung von CDU-Chef Wegner], | |
| die Berliner Verwaltungsmitarbeiter besser zu bezahlen, nämlich auf dem | |
| Niveau von Bundesbehörden, mit denen das Land Berlin um Arbeitskräfte | |
| konkurriert. „Nicht, dass das nicht wünschenswert wäre“, sagte Jarasch. | |
| Aber es ist aus ihrer Sicht nicht zu bezahlen – „wir können nicht einen so | |
| großen Schluck aus der Pulle nehmen.“ | |
| 8 Dec 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://gruene.berlin/fileadmin/BE/lv_berlin/Wahl_2023/Update_ein_neues_Fun… | |
| [2] /Giffey-lobt-Gruenen-Fraktion-kritisiert/!5892496 | |
| [3] https://www.berlin.de/gerichte/sonstige-gerichte/verfassungsgerichtshof/pre… | |
| [4] https://www.tagesspiegel.de/berlin/gendarmenmarkt-vergrossern-berliner-cdu-… | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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