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# taz.de -- Thüringen bekommt NSU-Mahnmal: „Es beschämt uns bis heute“
> Thüringen bekommt ein NSU-Denkmal: Eine Säulenskulptur soll an die
> rechtsextreme Terrorserie erinnern. Auch andererorts sind Gedenken
> geplant.
Bild: So soll es einmal aussehen: Entwurf für das Denkmal für die NSU-Opfer i…
BERLIN taz | Es sind Stahlbögen, die sich auf dem Erfurter Beethovenplatz
erheben sollen, gleich neben dem Thüringer Landtag. An der Spitze sollen
auf Metallplatten die [1][Namen der zehn NSU-Mordopfer] stehen – die im
Sonnenlicht auch als Schatten auf den Boden geworfen würden. Ein Symbol für
die Schatten, welche die Mordserie bis heute auf die Opferfamilien wirft –
und auf die gesamte Gesellschaft.
Am Donnerstag stellte Thüringens Kulturstaatssekretärin Tina Beer den
Entwurf des Mahnmals vor, mit dem in Thüringen an die [2][Terrorserie des
Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU)] erinnert werden soll. Das
Kerntrio Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatte sich in Jena
radikalisiert und war dort 1998 abgetaucht – [3][unter den Augen von
Ermittlern und Verfassungsschützern]. Die zehn Morde wurden in anderen
Bundesländern verübt und blieben jahrelang ungeklärt.
Beer erklärte, das Mahnmal sei „das Mindeste, was wir für die
Hinterbliebenen und Opfer des NSU leisten können“. Dass die Mörder lange
Zeit im Umfeld der Opfer gesucht wurden, „beschämt uns bis heute“. Das
Denkmal sei „eine beständige Mahnung, unsere Auseinandersetzung mit dem
Rechtsextremismus intensiv fortzusetzen“. Auf Informationstafeln soll dort
über die Terrorserie und vor allem auch die Mordopfer informiert werden.
## Schon 2017 wurde das Denkmal beschlossen
Die Errichtung einer NSU-Gedenkstätte hatte Thüringen [4][bereits 2017
beschlossen], nachdem ein Untersuchungsausschuss des Landtags zu der
Terrorserie dies empfohlen hatte. Im Mai dieses Jahres wurde dann ein
Wettbewerb ausgelobt, den nun das Stuttgarter Künstlerduo Dagmar
Korintenberg und Wolf Kipper gewann. Die Hinterbliebenen waren über
[5][Barbara John], die Ombudsfrau der Bundesregierung für die
NSU-Opferfamilien, eingebunden. Für das Mahnmal stehen 200.000 Euro zur
Verfügung, bis 2024 soll es errichtet werden.
Die Thüringer Grünen-Abgeordnete Madeleine Henfling lobt den Entwurf für
das Mahnmal als „wirklich beeindruckend“. Auch die Linke Katharina
König-Preuss erklärte: „Allein die Vorstellung, unter den Stahlträgern
hindurchzugehen, durch und mit den Namen der Ermordeten, erzeugte bei mir
Gänsehaut.“ Der Entwurf übertreffe ihre persönlichen Erwartungen.
## Gedenkorte auch in anderen Städten
Auch in anderen Ländern wird bereits der Opfer des NSU-Terrors gedacht.
Neben Platten zum Gedenken an die Mordopfer an den meisten Tatorten gibt es
bereits in Zwickau eine [6][Gedenkstelle mit zehn Bäumen], die an die
Getöteten des NSU-Terrors erinnern. Entstehen soll in der Stadt auch noch
ein NSU-Dokumentationszentrum.
Dazu soll auch in Köln ein Gedenkort entstehen, wo der NSU [7][in der
Keupstraße mit einem Bombenanschlag] mehr als 20 Menschen schwer verletzte.
Die Stadt teilte im Frühjahr mit, dass die Errichtung aber „noch ein paar
Jahre“ dauern könne. Die nötige Grundstücksfläche stehe aber nun endlich
zur Verfügung. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) nannte das
geplante Denkmal „ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit den Opfern
rechten Terrors“.
Die Ampel-Bundesregierung will zudem ein virtuelles Archiv zum
Rechtsterrorismus einrichten. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne)
erklärte zuletzt, dass dafür „erste erfolgversprechende Planungen mit den
Ländern stattgefunden“ hätten. Auch in Thüringen ist [8][ein NSU-Archiv in
Planung]. Die Landesregierung hatte zuletzt eine Kooperation mit dem
geplanten Bundesarchiv angeregt.
1 Dec 2022
## LINKS
[1] /10-Jahre-nach-dem-Auffliegen-des-NSU/!5808645
[2] /10-Jahre-nach-dem-Auffliegen-des-NSU/!5808645
[3] /NSU-Ausschuss-in-Thueringen/!5630581
[4] /Jahrestag-der-NSU-Aufdeckung/!5722528
[5] /Barbara-John-ueber-Migration/!5475715
[6] /Aufarbeitung-des-NSU-Terrors/!5635349
[7] /Vor-Jahrestag-des-Koelner-NSU-Anschlags/!5601476
[8] /Aufklaerung-des-NSU-Terrors/!5628458
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Erinnerungspolitik
Rechtsextremismus
Schwerpunkt Rechter Terror
Erinnerungskultur
Beate Zschäpe
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Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
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Rechtsextremismus
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