# taz.de -- US-Republikaner nach den Midterms: Vorsicht mit dem Wunschdenken! | |
> Nach dem unerwartet schwachen Abschneiden der Republikaner bei den | |
> Midterms reden viele das Ende der Ära Trump herbei. Doch das ist | |
> verfrüht. | |
Bild: Irgendwo am rechten Rand: Floridas Gouverneur DeSantis mit Sohn auf der W… | |
Die mit fast 17 Milliarden Dollar Wahlkampfkosten teuersten | |
[1][Halbzeitwahlen in den USA sind vorbei]. Die Demokrat*innen haben | |
besser abgeschnitten als erwartet, und wer die politische Debatte in den | |
USA dieser Tage verfolgt, kann den Eindruck gewinnen, diese Midterms seien | |
nicht wie sonst ein Referendum über den amtierenden Präsidenten gewesen – | |
sondern über dessen Vorgänger. | |
[2][Donald Trump hatte sich in die Vorwahlen auf republikanischer Seite | |
eingemischt wie kaum jemand zuvor], und so ist es nur logisch, dass viele | |
verkaterte Republikaner*innen jetzt der Meinung sind, der Narzisst in | |
Mar-a-Lago schade ihrer Partei, weil unfähige Trump-Kandidat*innen | |
gewinnbare Mandate verloren. Immer lauter werden die Stimmen, die den | |
eindeutigen Wahlsieger, Floridas wiedergewählten republikanischen | |
Gouverneur Ron DeSantis, bei der Präsidentschaftswahl 2024 als ihren | |
Kandidaten sehen wollen. Die Partei müsse das Kapitel Trump jetzt | |
abschließen und nach vorn blicken, heißt es in unzähligen Foren und | |
Kommentarspalten. | |
Das klingt vordergründig gut, und etliche Kommentator*innen gerade im | |
Ausland schreiben schon in einer Weise, als seien diese Wahlen der | |
Wendepunkt, der die USA wieder auf einen Kurs der zivilisierten politischen | |
Auseinandersetzung jenseits von Gewaltaufrufen, Lügen, Hass und wildesten | |
Verschwörungserzählungen bringe. | |
Doch das ist Wunschdenken. Mag sein, dass sich die republikanische Partei | |
tatsächlich aus Trumps Fängen lösen kann und DeSantis der neue starke | |
Mann wird. DeSantis ist jünger und nicht so selbstbezogen wie Trump – | |
aber mit seinen Positionen wäre er, auf Deutschland übertragen, irgendwo | |
am äußersten rechten Rand der AfD anzusiedeln. In der Ära vor Trump hätte | |
er als „zu extrem“ gegolten, um als Kandidat auf nationaler Ebene | |
erfolgreich sein zu können. Das ist heute anders. | |
Denn die politischen Verschiebungen innerhalb des US-Konservativismus, die | |
Trump erst möglich gemacht haben, sind in den vergangenen sechs Jahren nur | |
verfestigt worden. Trumps Maga-Bewegung, ein durchgeknallter Personenkult | |
mit nationalrevolutionären Zügen, mag ihren dominierenden Einfluss | |
verlieren. Aber sie ist groß genug, um gebraucht zu werden, und passt ins | |
heutige republikanische Spektrum. | |
Der ideologische Kern der Partei besteht nicht mehr nur in der Skepsis | |
gegenüber einem Staat, der zu viele Steuern verlangt. Die | |
Republikaner*innen heute sind eine Partei des Antiliberalismus | |
Orban’schen Zuschnitts. Und diese Leute kontrollieren künftig das | |
Repräsentantenhaus, womöglich auch den Senat. Das sind denn doch keine | |
guten Nachrichten, die von diesen Halbzeitwahlen ausgehen. | |
12 Nov 2022 | |
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## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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