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# taz.de -- Ökologischer Handabdruck: Die Hand ist der neue Fuß
> Als Alternative zum Fußabdruck haben indische Umweltpädagog*innen
> den ökologischen Handabdruck entwickelt. Was steckt dahinter?
Bild: Der Handabdruck ist eine Maßeinheit und ein Symbol für nachhaltiges Han…
Der CO2-Fußabdruck ist allgegenwärtig. Er verbreitet das Bild, wenn jeder
einzelne Mensch Emissionen einspart, können wir die Klimakrise aufhalten.
Wirtschaft und Politik können sich dank dieser Erzählung – die vom
Ölkonzern BP groß gemacht wurde – aus der Verantwortung stehlen. Einen
Gegenentwurf bietet der ökologische Handabdruck.
Was ist der ökologische Handabdruck?
Der Handabdruck ist eine Maßeinheit und ein Symbol für nachhaltiges
Handeln. Anders als der CO2-Fußabdruck, der Klimasünden einer Person
auflistet, misst der Handabdruck den Einfluss nachhaltigen Handelns, der
sich auch auf andere Menschen auswirkt. Ein simples Beispiel: Eine
Biomülltonne für die Hausgemeinschaft bestellen. Ziel ist es, Strukturen
und Regeln zu ändern. Anpacken statt Spuren hinterlassen.
Woher kommt die Idee?
Erstmals wurde der ökologischen Handabdruck 2007 vom Centre for Environment
Education in Ahmedabad in Indien ins Leben gerufen. Seitdem wenden auch
Forscher:innen in Deutschland ihn an.
Warum brauchen wir das?
Wer schon mal den eigenen CO2-Fußabdruck berechnet hat, zum Beispiel über
[1][den CO2-Rechner des Umweltbundesamtes], kennt eventuell das Gefühl von
Machtlosigkeit. Egal wie wenig Auto man fährt oder wie vegetarisch man sich
ernährt, der Fußabdruck in Deutschland bleibt groß. In unserer fossilen
Gesellschaft ist es fast unmöglich, vollkommen umweltfreundlich zu leben.
Der ökologische Handabdruck soll dieser Frustration entgegenwirken, denn
das persönliche Verhalten kann sich, unabhängig vom eigenen CO2-Konto,
positiv auf das Klima auswirken. Der Handabdruck soll individuelle
klimapositive Aktionen messbar machen, um Menschen aus einer Ohnmacht, die
sie womöglich durch die Klimakrise empfinden, dazu zu bewegen zu handeln.
Wie finde ich heraus, wie groß mein ökologischer Handabdruck ist?
Konkrete Indikatoren für die Berechnung des persönlichen Handabdrucks gibt
es noch nicht. Deshalb kann er nicht wie der CO2-Fußabdruck akkurat
bemessen werden. Die Organisationen Brot für die Welt und Germanwatch
[2][entwickelten einen Test], der spielerisch helfen soll, den Handabdruck
zu vergrößern. Mit sechs Fragen wird der aktivistische Charakter
analysiert. Ein Beispiel: Das Catering beim Gemeindefest wird kurzfristig
abgesagt, was machen Sie? Anhand der Antworten spuckt die Plattform Ideen
für klimapositive Anstöße aus.
Wie kann ich meinen Handabdruck vergrößern?
Der Handabdruck vergrößert sich schon durch Handlungen im engen Umfeld,
[3][Lebensmittel retten] für die WG zum Beispiel, vor allem aber durch
klimapositives Anpacken, das viele Menschen betrifft. Ein Baumpflanzprojekt
in der Stadt zu starten, lässt den Handabdruck genauso wachsen, wie sich
für eine fleischfreie Mensa einzusetzen. Oder einen Konzern dazu bringen,
den eigenen Handabdruck zu vergrößern: Wie wäre es mit Lastenrädern statt
Firmenwagen von Audi?
Und was soll man jetzt davon halten?
Pro: Der Ansatz lenkt den Blick zumindest ein Stück vom Einkaufswagen weg
auf die Möglichkeiten, Strukturen zu beeinflussen. Contra: Der Handabdruck
bleibt eher ein theoretischer Impuls als ein echtes Gegenmodell zum
CO2-Fußabdruck, solange er sich nicht konkret berechnen lässt. Denn erst
die Zahl macht Fortschritt fassbar.
14 Nov 2022
## LINKS
[1] https://uba.co2-rechner.de/de_DE/
[2] https://www.brot-fuer-die-welt.de/gemeinden/handabdruck/
[3] /Umweltaktivistin-ueber-ihre-Selbstanzeige/!5829359
## AUTOREN
Alexandra Hilpert
Sophie Fichtner
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
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