# taz.de -- Kurator über Filme mit Zukunftsvision: „Kritik, um es besser zu … | |
> Das Bremer Utopia Film Festival zeigt filmische Visionen einer besseren | |
> Gegenwart. Kurator Sebastian Heidelberger über utopische Gedanken. | |
Bild: Die Hauptfigur des Eröffnungsfilm „Gunda“ ist tierisch sympathisch | |
taz: Herr Heidelberger, was ist denn so utopisch an Ihrem Festival? | |
Sebastian Heidelberger: Wir zeigen Filme zu unterschiedlichsten Themen, ich | |
habe da keine Scheuklappen. Die einzige Bedingung ist, dass sie einen | |
bestehenden Zustand kritisieren, um es besser zu machen, also dass sie | |
einen utopischen Gedanken haben – sei es, dass die Filmemacher*innen | |
einen entsprechenden Hintergrund haben, oder sich die Filme mit konkreten | |
Projekten beschäftigen, die es schon gibt. | |
Das trifft auf [1][Sci-Fi] zum Beispiel nur selten zu. | |
Ja, nur wenige Spielfilme beschäftigen sich mit [2][Utopien]. Da sind eher | |
die Dystopien gefragt. Meistens geht im Kino ja die Welt unter. | |
Aber jetzt haben Sie „Everything will change“ von Marten Persiel im | |
Programm, in dem es um eine bessere Zukunft geht. | |
Das ist seit 2015 der erste Science-Fiction-Film, den wir zeigen. Er | |
entwirft eine große Utopie. Und er tut dies low level. Ich glaube, er wird | |
junge Menschen ansprechen. Er ist der richtige Film für die Generation | |
[3][„Fridays for future“] weil er nichts voraussetzt. Auch wer gar nichts | |
über die Umweltzerstörung weiß, kann durch den Film motiviert werden, für | |
eine Utopie zu kämpfen. | |
Das Festival beginnt heute Abend mit „Gunda“ von Victor Kossakovsky, einem | |
völlig anderen Film. | |
Das ist ein sehr ruhiger Dokumentarfilm in schwarz-weiß, in dem nur | |
Schweine, Ferkel und andere Tiere auf einem Bauernhof gezeigt werden. Aber | |
wenn man sich die Zeit nimmt, dann passiert viel im Kopf. Man fragt sich: | |
Wenn ich anderthalb Stunden diesen Tieren beim Leben zuschaue, warum sollen | |
die dann nicht auch ein Recht auf Leben haben? | |
Das „Utopia Film Festival“ ist auch in der Machart utopisch. Es kommt ohne | |
Förderung aus und der Eintritt ist frei. Wie machen Sie das? | |
Wir finanzieren uns komplett über Spenden. Der Eintritt ist kostenlos, weil | |
wir niemanden aufgrund seiner finanziellen Situation ausschließen wollen. | |
Aber es funktioniert, wenn die Leute freiwillig etwas geben. Und das ist | |
tatsächlich eine kleine gelebte Utopie. | |
14 Nov 2022 | |
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## AUTOREN | |
Wilfried Hippen | |
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