| # taz.de -- Fluchtroute über den Balkan: Pushbacks von Ampel mitfinanziert | |
| > Die Regierung unterstützt Grenzpolizeien der Balkanstaaten mit viel Geld. | |
| > Deswegen fordert die Linke Offenlegung durch die Bundesinnenministerin. | |
| Bild: Ein bosnischer Grenzpolizist bewacht einen Abschnitt der Drina zu Serbien | |
| Berlin taz | An fast allen Grenzen der [1][Balkanroute] müssen Flüchtlinge | |
| mittlerweile damit rechnen, gewaltsam zurückgewiesen zu werden. Die Ampel | |
| hält diese Pushbacks offiziell für rechtswidrig und kritisiert sie. | |
| Gleichzeitig unterstützt sie die Grenzpolizeien der [2][Balkanstaaten mit | |
| Millionensummen]. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage des | |
| Linken-Abgeordneten Victor Perli hervor, die der taz vorliegt. | |
| Demnach bekommen die Grenzpolizeien der südosteuropäischen Staaten | |
| Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Moldau, | |
| Nordmazedonien und Serbien in den Haushaltsjahren 2021 und 2022 insgesamt | |
| rund 6,6 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt für sogenannte polizeiliche | |
| Ausbildungs- und Ausstattungshilfe. Kroatien, das für seine besonders | |
| exzessive und gewalttätige Pushback-Praxis [3][bekannt ist], erhält rund | |
| 200.000 Euro. Für welche konkreten Anschaffungen oder Projekte die Gelder | |
| verwendet werden sollen und welche Gegenleistungen gegebenenfalls dafür | |
| erwartet werden, teilte das Bundesinnenministerium Perli auf Anfrage nicht | |
| mit. | |
| „Die Bundesregierung finanziert die Grenzschutzbehörden der Balkanstaaten | |
| mit Millionensummen, obwohl Presseberichte über illegale Pushbacks | |
| zunehmen“, sagt Perli. Er fordert, dass Bundesinnenministerin [4][Nancy | |
| Faeser] (SPD) die entsprechenden Vereinbarungen mit den Staaten offenlegt. | |
| Es werde immer deutlicher, dass die Balkanländer zu Türstehern der EU gegen | |
| flüchtende Menschen aufgerüstet werden, so Perli. „Es ist mehr als | |
| irritierend, dass auch ein SPD-geführtes Innenministerium die Polizeikräfte | |
| in zahlreichen Diktaturen in Asien und Afrika unterstützt.“ Faeser setze | |
| damit den Kurs ihres Vorgängers Horst Seehofer fort. | |
| Die direkten Zuwendungen aus Berlin kommen neben den teils erheblich | |
| höheren Unterstützungszahlungen aus verschiedenen EU-Fonds, die seit Jahren | |
| fließen. Kürzlich wurde bekannt, dass die Balkanstaaten weitere 39 | |
| Millionen Euro aus Brüssel zur Abwehr von Flüchtlingen erhalten sollen. | |
| Neben den Balkanstaaten bekommen auch Länder wie Algerien, Ägypten, Katar, | |
| Saudi-Arabien, Sudan, Vereinigte Arabische Emirate und aktuell aus | |
| Deutschland Geld für ihre Polizeibehörden. An Katar etwa flossen 2021 und | |
| 2022 rund 56.000 Euro, an Saudi-Arabien rund 63.000 Euro für Grenzschutz. | |
| ## Schwerpunkt bleibt der Balkan | |
| Ein Schwerpunkt der grenzpolizeilichen Zusammenarbeit wird aber weiter der | |
| Balkan bleiben. In der vergangenen Woche hatte Faeser dazu die | |
| Innenminister der Westbalkanstaaten in Berlin [5][zu einem Treffen] | |
| empfangen. Zu den vereinbarten Maßnahmen, um die irreguläre Migration über | |
| die sogenannte Balkanroute zu begrenzen, gehören unter anderem eine | |
| „Angleichung der Visa-Politik an die Regeln der Europäischen Union“ sowie | |
| eine „effektive Sicherung der EU-Außengrenzen, [6][mit Unterstützung der | |
| Grenzschutzagentur Frontex]“. Um zu verhindern, dass die Maßnahmen im Sande | |
| verlaufen, sollen die Treffen ab sofort alle sechs Monate statt wie bisher | |
| einmal im Jahr stattfinden. | |
| 7 Nov 2022 | |
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| [1] /Frontex-auf-der-Balkanroute/!5887264 | |
| [2] /Vor-der-Westbalkan-Konferenz-in-Berlin/!5892657 | |
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| [5] /Vor-der-Westbalkan-Konferenz-in-Berlin/!5892657 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christian Jakob | |
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