| # taz.de -- Vor Scholz' China-Reise: Kritik von Menschenrechtsvertretern | |
| > Am Donnerstag reist Olaf Scholz nach China. Exil-Uiguren und | |
| > Menschenrechtler:innen fürchten, dass der Kanzler ihr Thema | |
| > vernachlässigen könnte. | |
| Bild: Verweist auf die Intransparenz in Chinas Baumwollproduktion: Sabine Feren… | |
| Berlin taz | Mit den Worten „Es ist nicht die Zeit für freundliche | |
| Gespräche und ‚business as usual‘“ hat am Dienstag der Präsident des in | |
| München ansässigen Weltkongresses [1][der Uiguren], Dolkun Isa, | |
| Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Verzicht auf seine China-Reise | |
| aufgefordert. Der Kanzler will am Donnerstag als erster Regierungschef | |
| eines G7-Staates seit Pandemiebeginn und nach Chinas Parteikongress mit | |
| einer Wirtschaftsdelegation für einen Tag nach Peking reisen. | |
| Der Exilvertreter der [2][verfolgten uigurischen Minderheit] im Nordwesten | |
| Chinas warf dem Kanzler vor, mit seinem Besuch dem gerade mit einer | |
| außergewöhnlichen dritten Amtszeit gekrönten Parteichef Xi Jinping zu | |
| huldigen und damit das Leid von Millionen Menschen außer Acht zu lassen. | |
| Scholz’ Begleitung durch deutsche Konzernchefs zeige, dass für Deutschland | |
| der Profit weiter über den Menschenrechten stehe. Scholz solle in Peking | |
| „wenigstens die Schließung der Konzentrationslager fordern“. | |
| Laut Menschenrechtsorganisationen sind in Xinjiang rund eine Million | |
| Menschen in „Umerziehungslager“ gesperrt und zur Zwangsarbeit verdammt. Bei | |
| bisherigen Besuchen deutscher Politiker sei es ihm nicht einmal gelungen, | |
| etwas über den Verbleib der eigenen Geschwister herauszufinden, kritisierte | |
| Isa. | |
| Andere Menschenrechtsvertreter argumentierten gemäßigter. So sprachen sich | |
| Wenzel Michalski von Human Rights Watch (HRW) und Hanno Schedler von der | |
| Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) nicht grundsätzlich gegen Scholz’ | |
| Reise aus. Sie mache aber nur dann Sinn, wenn er deutlich | |
| [3][Menschenrechtsverletzungen anspreche]. „Wir fordern, dass das Thema der | |
| Menschenrechte bei der Reise so wichtig ist wie die Wirtschaft“, sagte | |
| Michalski. Längst sei auch den Wirtschaftsverbänden klar, dass die Fomel | |
| „Wandel durch Handel“ gescheitert sei. | |
| ## Reise nicht mit europäischen Partnern abgestimmt | |
| Schedler kritisierte, dass Scholz die Reise nicht mit europäischen Partnern | |
| abgestimmt habe: „Nur abgestimmt kann man in China Menschenrechte sinnvoll | |
| vertreten.“ Sabine Ferenschild vom Südwind Institut für Ökonomie und | |
| Ökumene verwies auf die Intransparenz in Chinas Baumwollproduktion. | |
| In Xinjiang, wo bis zu 85 Prozent der chinesischen Baumwolle produziert | |
| wird, sei Zwangsarbeit verbreitet. „Man kann davon ausgehen, dass sich bei | |
| keiner Lieferkette aus Xinjiang Zwangsarbeit ausschließen lasse,“ so | |
| Ferenschild. Schedler sagte, der VW-Konzern könne sich bei seinem Werk in | |
| Xinjiang nicht mehr rausreden, dass er zur Frage der Zwangsarbeit den | |
| Aussagen seiner chinesischen Partner vertraue. | |
| Die Menschenrechtsvertreter waren Gast der Bundespressekonferenz in Berlin, | |
| einem Verein von Journalist:innen. Vorstandsmitglied Ute Welty, die | |
| moderierte, äußerte zu Beginn „das Erstaunen“ des Vorstands, dass Chinas | |
| Botschaft sich zuvor an den regierungsunabhängigen Presseclub gewandt habe. | |
| Details zur chinesischen Intervention nannte sie aber nicht. | |
| 1 Nov 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Unruhen-in-chinesischer-Uiguren-Region/!5036307 | |
| [2] /Erklaerung-von-50-UN-Staaten/!5891649 | |
| [3] /UN-Bericht-zur-Lage-der-Uiguren/!5878712 | |
| ## AUTOREN | |
| Sven Hansen | |
| ## TAGS | |
| China | |
| G20-Gipfel | |
| Olaf Scholz | |
| Menschenrechte | |
| Xi Jinping | |
| Volkswagen | |
| China | |
| Niederlande | |
| China | |
| China | |
| Hamburger Hafen | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Untersuchung in Uiguren-Provinz: VW will Werk in China prüfen | |
| Lange wehrte sich Volkswagen, Verantwortung für die Menschenrechte in | |
| seiner Fabrik in der Uiguren-Provinz zu übernehmen. Nun wird untersucht. | |
| Deutsch-chinesische Beziehungen: Peking will ein „Weiter so“ | |
| Chinesische Kommentatoren schätzen Kanzler Scholz als relativ pragmatischen | |
| Politiker. In den sozialen Medien wird er aber vor allem mit Häme bedacht. | |
| Niederländische Regierung greift durch: Den Haag gegen Chinas Polizeibüros | |
| Außenminister Hoekstra ordnet Schließung von zwei illegalen chinesischen | |
| Polizeibüros an. Sie sollen auch der Einschüchterung von Dissidenten | |
| dienen. | |
| Erklärung von 50 UN-Staaten: China soll Uiguren freilassen | |
| 50 Staaten prangern „schwere und systematische“ Menschenrechtsverletzungen | |
| in der chinesischen Provinz Xinjiang an. Unter ihnen auch Deutschland. | |
| Chinesischer Konzern im Hamburger Hafen: Scheinheilige Empörung | |
| Der umstrittene Containerterminal-Deal ist nur ein Symbol. Dahinter steckt | |
| eine viel größere Abhängigkeit von China – über die muss geredet werden. | |
| Konzern aus China im Hamburger Hafen: Einfallstor für China? | |
| Olaf Scholz hat die Beteiligung der chinesischen Staatsreederei Cosco an | |
| einem Containerterminal ermöglicht. Gegen Bedenken aus seinem Kabinett. |