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# taz.de -- Belarus im Ukraine-Krieg: Lukaschenkos Zwickmühle
> Der belarussische Präsident kündigt die Aufstellung einer Eingreiftruppe
> mit Russland an. Grund dafür seien Angriffspläne der Ukraine auf Belarus.
Bild: Seite an Seite: Die Präsidenten Wladimir Putin und Alexander Lukaschenko…
Berlin taz | Der offizielle Eintritt der belarussischen Armee an die Seite
Russlands in den Krieg gegen die Ukraine – er scheint unmittelbar bevor zu
stehen: Am Montag kündigte der belarussische Präsident Alexander
Lukaschenko bei einem Treffen zu Sicherheitsfragen die Aufstellung einer
gemeinsamen Truppe an. Darauf habe er sich mit dem russischen Staatschef
Wladimir Putin verständigt, berichtet die belarussische Nachrichtenagentur
BelTA.
[1][Zur Begründung sagte Lukaschenko, die Bedrohungslage an den westlichen
Grenzen des Unionsstaates] (eines Staatenbundes zwischen Belarus und
Russland auf der Grundlage eines Vertrages von 1999; Anm. d. Red.) mache
diese Entscheidung notwendig. Grundlage der Militäreinheit sei die
belarussische Armee. Die Aufstellung habe vor zwei Tagen begonnen. Schon
bald würden mehr als 1.000 russische Soldaten nach Belarus kommen.
Angeblich habe er am Sonntag über inoffizielle Kanäle Informationen
erhalten, wonach die Ukraine einen Angriff auf Belarus plane, so Präsident
Lukaschenko. Anstifter sei der Westen, der Belarus in den Krieg
hineinziehen wolle. „Mein Antwort darauf an unsere Militärs ist einfach:
Beweist dem ukrainischen Präsidenten und den anderen Verrückten, dass die
Krim-Brücke ihnen wie ein paar Blumen vorkommen wird, wenn sie mit ihren
schmutzigen Händen auch nur einen Meter unseres Territoriums berühren“,
sagte Lukaschenko.
Bisher hatte er steif und fest behauptet, Belarus werde sich nicht aktiv an
den Kampfhandlungen beteiligen. Dabei ist der Nachbar der Ukraine schon
längst mitten drin in der sogenannten Spezialoperation. Seit dem Ausbruch
des Krieges am 24. Februar 2022 stellt Belarus den russischen Truppen
bereit- willig Logistik sowie seinen Luftraum zur Verfügung. Immer wieder
erfolgen Angriffe auf die Ukraine auch von belarussischem Territorium aus.
## Generalmobilmachung in Belarus erwartet
Lukaschenko befindet sich in einer Zwickmühle. Die Mehrheit der
Belaruss*innen lehnt den Krieg gegen die Ukraine, der sich viele
verbunden fühlen, entschieden ab. Seit Monaten häufen sich Berichte über
die Flucht von Männern im wehrfähigen Alter, die sich einem drohenden
Einsatz in der Ukraine zu entziehen versuchen,.
Gleichzeitig ist Lukaschenko, Belarus gehört dem von Moskau angeführten
Militärbündnis „Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit“
(OVKS) an, komplett von Russland abhängig – politisch wie wirtschaftlich.
Vor diesem Hintergrund war es für viele Beobachter*innen ohnehin nur
noch eine Frage der Zeit, wann Lukaschenko sich einem entsprechenden Begehr
von Putin nicht mehr würde widersetzen können. Mit ausbleibenden Erfolgen
Moskaus auf dem Schlachtfeld sowie einer Teilmobilisierung, die ebenfalls
nicht die gewünschten Ergebnisse bringt, scheint dieser Zeitpunkt
offensichtlich gekommen zu sein.
Lukaschenkos Kehrtwende wieder Willen hatte sich bereits vor knapp einer
Woche angedeutet. Belarus nehme an der „kriegerischen Spezialoperation“
gegen die Ukraine teil, entsende seine Soldaten aber nicht in das
Konfliktgebiet und töte auch niemanden, hatte er gesagt. Kurz darauf
erklärte der belarussische Verteidigungsminister Wiktor Chrenin, Belarus
müsse vorbereitet sein, um einen Angriff von Polen, Litauen, Lettland und
der Ukraine abzuwehren. Am vergangenen Samstag war der ukrainische
Botschafter in Minsk, Igor Kisim, ins belarussische Innenministerium
einbestellt worden. Dort war ihm eine Protestnote folgenden Inhalts
übergeben worden: Die Ukraine plane einen Angriff auf Belarus.
Laut der belarussischen Menschenrechtlerin Olga Karatsch dürfte eine
Generalmobilmachung in Belarus nicht lange auf sich warten lassen. „Leider
hat der Westen unsere verzweifelten Hilferufe ignoriert“, sagt sie. „Das
betrifft auch die Öffnung humanitärer Korridore für diejenigen, die nicht
an Putins Seite in der Ukraine kämpfen wollen. Doch dafür ist es noch nicht
zu spät.“
10 Oct 2022
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## AUTOREN
Barbara Oertel
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Alexander Lukaschenko
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