# taz.de -- Scholz-Reise auf die arabische Halbinsel: Bald kommt Flüssiggas au… | |
> Handshake in Saudi-Arabien und zusätzliche Energielieferungen aus den | |
> Vereinigten Arabischen Emiraten: Das brachte der Kanzler-Trip. | |
Bild: Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman und Olaf Scholz | |
Als Ersatz für ausbleibende Energielieferungen aus Russland erhält | |
Deutschland Flüssiggas (LNG) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. | |
Während des Besuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz in dem Golfstaat schloss | |
der Essener Energiekonzern RWE am Sonntag einen Vertrag über eine erste | |
Lieferung von 137 000 Kubikmetern LNG ab. Sie sollen Deutschland auf dem | |
Weg aus der Abhängigkeit von russischem Gas helfen. Es soll die erste | |
Lieferung sein, die im Dezember 2022 am neuen LNG-Terminal in Brunsbüttel | |
bei Hamburg eintreffen soll. Laut RWE wurde ein Memorandum über mehrjährige | |
Lieferungen ab 2023 unterzeichnet. | |
Die Menge ist allerdings verhältnismäßig gering – weniger als das, was vor | |
dem Ukraine-Krieg an nur einem Tag durch die inzwischen abgeschaltete | |
Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland floss. Der Vertrag hat aber eine | |
gewisse symbolische Bedeutung. [1][Deutschland bemüht sich seit einem | |
halben Jahr um zusätzliche Flüssiggaslieferungen aus der Golfregion.] | |
Scholz: Keine Abhängigkeit mehr von einem Lieferanten | |
Scholz kündigte während des Besuchs an, die Zusammenarbeit mit den Emiraten | |
im Energiebereich weiter vorantreiben zu wollen. Man habe bereits „eine | |
ganze Reihe“ von Diesel- und Flüssiggasprojekten mit dem Golfstaat | |
vorangebracht, sagte der SPD-Politiker in Abu Dhabi. Bei der | |
Energieversorgung müsse man auf möglichst viele Anbieter setzen. Die | |
Abhängigkeit von einem Lieferanten „wird uns sicherlich nicht wieder | |
passieren“, sagte Scholz. | |
Laut der Vereinbarung vom Sonntag soll der emiratische Staatskonzern ADNOC | |
ab 2023 monatlich auch bis zu 250.000 Tonnen Dieseltreibstoff nach | |
Deutschland liefern. Die Vereinbarung darüber wurde mit dem | |
niedersächsischen Energieunternehmen Hoyer geschlossen. | |
Heikler Reiseauftakt in Saudi-Arabien – Gespräche länger als geplant | |
Scholz hatte seine zweitägige Reise auf die arabische Halbinsel am Samstag | |
in Saudi-Arabien begonnen – zweifellos die schwierigste von drei Stationen. | |
Im königlichen Palast wurde er von Kronprinz Mohammed bin Salman empfangen. | |
Der faktische Herrscher des mächtigsten Staates der Region wird von | |
US-Geheimdiensten für den brutalen Mord an dem saudischen | |
Regierungskritiker und Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen | |
Generalkonsulat in Istanbul vor vier Jahren verantwortlich gemacht. Er | |
selbst bestreitet allerdings, Drahtzieher der Tat zu sein. | |
Der Mord hatte zu einer internationalen Isolierung des 37-jährigen | |
Thronfolgers geführt und die deutsch-saudischen Beziehungen in eine | |
jahrelange Krise gestürzt. Die wurde am Samstag mit einem kräftigen | |
Handschlag und einem freundlichen Lächeln von Kanzler Scholz bei der | |
Begrüßung des Kronprinzen beendet. Das anschließende Gespräch dauerte | |
insgesamt eine Stunde länger als geplant – erst in großem Kreis, dann unter | |
vier Augen, schließlich noch bei einem Mittagessen. | |
Den Mord an Khashoggi sprach Scholz nach eigenen Angaben in dem Gespräch | |
mit Mohammed an. Man habe „alle Fragen besprochen“, die sich um Bürger- und | |
Menschenrechte drehen, sagte er. „Das gehört sich so. Und da können Sie von | |
ausgehen, dass nichts unbesprochen geblieben ist, was zu sagen ist.“ | |
Zum Abschluss nach Katar | |
Letzte Station der Kanzler-Reise war [2][Katar, wo im Herbst die | |
Fußball-Weltmeisterschaft] stattfindet. Das reiche Emirat steht wegen | |
Menschrechtsverstößen und [3][des Umgangs mit Arbeitern aus anderen Ländern | |
in der Kritik.] Mehr als 6500 Gastarbeiter sollen im Verlauf der Jahre auf | |
WM-Baustellen ums Leben gekommen sein. Scholz würdigte Fortschritte bei den | |
Arbeitsbedingungen, „auch wenn das noch lange nicht den Vorstellungen | |
entspricht, die wir selber haben“. | |
Die Weltmeisterschaft dort beginnt am 20. November. Ob er selbst hinreisen | |
wird, ließ Scholz zwar offen, der Kanzler kündigte aber einen Besuch | |
deutscher Regierungsmitglieder an. „Die Frage, wie wir dahin fahren, ist | |
selbstverständlich zeitnah zu entscheiden. Aber das wird schon so sein, | |
dass da jemand dabei ist“, sagte er. (dpa) | |
25 Sep 2022 | |
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