Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Energie sparen: Warme Waffe
> Sie hatte lange keinen guten Ruf. Nun verhilft Wladimir Putin der
> Wärmflasche zu neuem Ansehen. Von der Magie dieses Gummidings.
Bild: Auch Menschen eignen sich als Wärmflaschen. Doch sie haben einen eigenen…
Die Wärmflasche hat es schwer. Sie ist naturgemäß nicht cool. Richtig hot
darf sie aber auch nicht sein, sonst verbrennt man sich. Sie ist genauso
mittelmäßig wie das Wörtchen warm. An ihren Nutzer*innen bleibt auch
immer etwas von der Flasche hängen, die sie im Namen trägt.
So war es bislang. Ausgerechnet Wladimir Putin, der sich als harter Mann
inszeniert, verhilft der Wärmflasche nun zu neuem Ansehen. Plötzlich steht
sie für Durchhaltevermögen. Für Widerstand. Hat man sie auf dem Schoß, kann
die Gasheizung ruhig aus bleiben. Es schlüpft sich auch viel leichter unter
eine kühle Bettdecke, wenn dort irgendwo die warme Flasche wartet.
Langjährige Nutzer*innen wissen freilich schon lange um die Magie dieses
Gummidings. Eisige Füße fangen unter seiner Berührung an zu prickeln, die
Wärme fließt weiter, langsam und lautlos, durch Beine und Arme bis hinauf
in die Ohren. Irgendwann schwimmt man ganz in einer wohligen Welle. Das ist
sehr entspannend, beruhigend – in Zeiten des Krieges auch nicht falsch.
Es gibt Alternativen. Auch Menschen eignen sich als Wärmflaschen.
Allerdings haben die einen eigenen Willen. Sie gehen mal früher ins Bett,
mal später. Sie bewegen sich im Schlaf oder machen Geräusche. Gelobt sei
die warme Gummiflasche, sie hält immer fein still.
Tatsächlich steigt bereits die Nachfrage. Die Ausstattung der Wärmflaschen
kennt dabei keine Grenzen: Ob in schlichtem Plastik oder mit flauschigem
Bezug – jeder Geschmack findet eine. Und anders als ihre elektrischen
Verwandten (Heizdecke, Heizkissen), die zurzeit auch viel gekauft werden,
ist die Wärmflasche eher ungefährlich, sie brennt nie an. Sie verliert bloß
nach dem Füllen nach und nach an Strahlkraft, wird lauwarm und dann doch
wieder mittelmäßig. Aber zu diesem Zeitpunkt sind die meisten eh
eingeschlafen.
3 Oct 2022
## AUTOREN
Antje Lang-Lendorff
## TAGS
Energiesparen
Wladimir Putin
Gasknappheit
IG
Energiekrise
Ukraine-Krise
Energiepreise
Berlin
Sexismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Frankreich will Energieverbrauch senken: Etwas Sparen, s'il vous plait!
Zu Hause nur noch 19 Grad, in den Büros von Beamten nur noch 18 Grad:
Frankreichs Regierung wirbt mit einer Kampagne fürs Energiesparen.
Globale Energiekrise: EU rüstet sich gegen Stromausfälle
Die Europäische Union hält Blackouts und andere Notlagen in Europa für
möglich. Die Kommission stellt Notfallmaßnahmen vor.
Die These: Sparen kann auch Spaß machen
Angesichts gestiegener Preise für Strom und Gas ist Sparen das Gebot der
Stunde – mitunter auch Hamstern, meint unser Autor. Er übt sich in beidem.
Energie sparen beim Brot backen: Das Runde muss ins Eckige
10 Prozent Energie will der Berliner Senat sparen. Auch das Backhandwerk
soll einen Beitrag leisten. Runde Brote kosten mehr Energie als
Kastenbrote.
Frauenfeindliche Energiesparmaßnahmen: Frieren für die Männer
Immer noch werden in erster Linie Frauen Unannehmlichkeiten abverlangt,
damit Männer Krieg führen können. Das fängt beim Energiesparplan an.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.