# taz.de -- Präsident Herzog im Bundestag: „Die Zukunft gehört uns“ | |
> Nach dem bewegenden Gedenken an die Opfer des Olympia-Attentats spricht | |
> der israelische Präsident Herzog im Bundestag. Er mahnt zur Wachsamkeit. | |
Bild: Israels Präsident Herzog am 6. September im Bundestag | |
BERLIN taz | Sein Besuch wurde mit Spannung erwartet – und ist | |
hochemotional besetzt. Israels Präsident Isaac Herzog ist derzeit auf | |
Staatsbesuch in Deutschland. In einer Rede im Bundestag am Dienstagmorgen | |
bekräftigte er die starke Partnerschaft zwischen Deutschland und Israel. | |
„Die Zukunft gehört uns, sie muss uns beiden gehören“, sagte Herzog vor d… | |
Abgeordneten. Und er betonte: Der Holocaust werde immer eine zentrale Rolle | |
im deutsch-israelischen Verhältnis spielen – „das jüdische Volk vergisst | |
nicht.“ | |
Er mahnte, dass die Erinnerung an die Ermordung der Juden im | |
Nationalsozialismus wachgehalten werden müsse – und würdigte die | |
Anstrengungen Deutschlands. Den Holocaust bezeichnete der israelische | |
Präsident als „tiefsten Abgrund der Geschichte des menschlichen | |
Zusammenlebens“. | |
Herzog war vor allem [1][anlässlich der Gedenkfeier zum Olympia-Attentat] | |
vor 50 Jahren nach Deutschland gereist. Damals waren 1972 elf israelische | |
Sportler von einem palästinensischen Terrorkommando getötet worden. Am | |
Montag fanden sich am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck neben Herzog unter | |
anderem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundesinnenministerin | |
Nancy Faeser sowie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder dort ein, | |
um der Opfer zu gedenken. Vor allem aber nahmen zahlreiche Hinterbliebene | |
der Opfer der Terrortat an den Feierlichkeiten teil. | |
[2][Bundespräsident Steinmeier hatte in seiner Rede am Fliegerhorst die | |
Angehörigen um Vergebung gebeten] für das politische Versagen vor 50 | |
Jahren, für den fehlenden Schutz der israelischen Athleten, für | |
Versäumnisse und die mangelnde Aufarbeitung der Ereignisse. Bis vor wenigen | |
Tagen war unklar, ob die Hinterbliebenen an der Gedenkfeier teilnehmen. | |
Nach zähen Verhandlungen konnte schließlich eine [3][Einigung zu | |
Entschädigungszahlungen] erzielt werden. Zudem soll eine | |
israelisch-deutsche Historiker:innenkommission Akten auswerten und | |
Dokumente sichten, die noch unter Verschluss lagen. | |
## Keine Entschädigung kann die Wunden heilen | |
Herzog bedankte sich für die „bewegende Zeremonie“ in Fürstenfeldbruck. | |
Durch die „Übernahme der Verantwortung“ leiste Deutschland einen Beitrag | |
für „eine gewisse Linderung des Schmerzes der Angehörigen“. Auch | |
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas folgte in ihrer Eröffnungsrede der | |
Plenarsitzung im Bundestag dem Beispiel Steinmeiers und bat um Vergebung. | |
Sie sei froh, dass die Bundesregierung und die Angehörigen der Opfer eine | |
Einigung gefunden hätten. Aber: „Keine Entschädigungszahlung kann diese | |
Morde ungeschehen machen oder die tiefen Wunden der Angehörigen heilen“, | |
sagte Bas. | |
Sowohl die Bundestagspräsidentin als auch der Bundespräsident bekräftigten | |
mehrfach in ihren Reden ihren entschlossenen Kampf gegen jegliche Form von | |
Antisemitismus. „Wir alle müssen entschieden gegen diesen Hass und diese | |
Hetze vorgehen. Mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen“, sagte | |
Bas. Für sie ist der persönliche Dialog zwischen Menschen in Deutschland | |
und Israel ausschlaggebend für eine Aussöhnung. Bas sprach sich zudem für | |
die Gründung eines deutsch-israelischen Jugendwerks aus. | |
Nach seiner Rede im Bundestag besuchte Herzog das Denkmal für die | |
ermordeten Juden Europas in Berlin und legte dort einen Kranz nieder. Am | |
Nachmittag wollten er und Bundespräsident Steinmeier in die Gedenkstätte im | |
einstigen KZ Bergen-Belsen reisen. Unter der Nazi-Herrschaft wurden dort | |
mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene ermordet, | |
darunter auch Anne Frank. Herzogs Vater Chaim Herzog, der von 1983 bis 1993 | |
ebenfalls israelischer Staatspräsident war, gehörte 1945 als britischer | |
Offizier zu den Soldaten, die das KZ Bergen-Belsen befreiten. | |
6 Sep 2022 | |
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## AUTOREN | |
Tanja Tricarico | |
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