# taz.de -- Nach den Wahlen in Kenia: Ostafrika hält den Atem an | |
> Drohen in Kenias Ausschreitungen – wie nach der Wahl 2007? Die Nachbarn | |
> wappnen sich jedenfalls. So werden Warenströme teils umgeleitet. | |
Bild: Anspannung vor dem Ergebnis: Wahlurnen in Kenias Hauptstadt Nairobi | |
KAMPALA taz | Nach den [1][Wahlen in Kenia] am Dienstag hält die ganze | |
Region den Atem an. Seit den gewaltsamen Ausschreitungen rund um die Wahlen | |
2007 in Kenia, als Hunderte Menschen starben und etwa 600.000 Kenianer | |
vertrieben wurden, fürchtet die Region einen erneuten Gewaltausbruch in dem | |
wirtschaftlich wichtigen Land. | |
Ugandas Vize-Premierministerin Rebecca Kadaga hat in einer Pressekonferenz | |
die Kenianer aufgerufen, Frieden zu bewahren. „Das gemeinsame | |
Marktprotokoll fordert die Freiheit des Kapital-, Waren-, Dienstleistungs- | |
und Personenverkehrs“, betont sie. Die Bewegung innerhalb des | |
Handelskorridors dürfte nicht gestört werden. Die Länder sind Mitglieder | |
der Ostafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft, die zollfreien Handel und | |
Warenverkehr garantiert. | |
Kenias Lage am Indischen Ozean macht das Land für den Warenverkehr der | |
ganzen Region relevant: All das Benzin, das im Inneren des Kontinents | |
konsumiert wird, muss durch den Hafen im kenianischen Mombasa importiert | |
werden. Bricht in Kenia Chaos aus, könnte der Sprit knapp werden. | |
Ein Sprecher des ugandischen Energieministeriums verkündete am Tag vor den | |
Wahlen, Uganda habe alle Kraftstoffspeicher aufgefüllt, doch die Reserven | |
würden maximal zehn Tage reichen. Der Benzinpreis geht steil nach oben. | |
Dabei sind die Preise seit dem Ausbruch des Ukrainekrieges bereits auf | |
Rekordhöhe. | |
## Logistikunternehmen ändern ihre Importrouten | |
In den vergangenen Wochen haben zahlreiche Logistikunternehmen Ostafrikas | |
ihre Importrouten geändert. Statt über Mombasa zu importieren, nutzen sie | |
nun vermehrt den Hafen im tansanischen Daressalam. | |
Ugandas Energieministerium meldet, dass der Import über [2][Tansania]von 5 | |
auf 20 Prozent aller Waren gestiegen sei. Doch die Überlandroute von | |
Daressalam nach Uganda ist deutlich länger, alle Importwaren werden so noch | |
teurer. Immerhin hat Tansanias Regierung Uganda ein Zugeständnis gemacht: | |
Die Straßennutzungssteuer für Lastwagen wurde deutlich reduziert. | |
Der Vorsitzende des ugandischen Transportverbandes rät denen, die dennoch | |
die Kenia-Route nutzen wollen, ihre Fahrzeuge an sicheren Orten zu parken, | |
bis der Wahlprozess abgeschlossen sei. Bei [3][den Wahlen 2017] waren im | |
Zuge der Proteste auch ugandische Lastwagen geplündert worden. Bis heute | |
fordern die Ugander Entschädigungszahlungen. | |
Um ein Überschwappen möglicher Gewalt zu verhindern, hat Uganda seine Armee | |
entlang der Grenze zu Kenia aufgestellt, um die Grenzpolizei im Notfall zu | |
unterstützen. „Wir haben Informationen erhalten, dass einige Kriminelle aus | |
Kenia hier Chaos anstiften wollen“, so Fredmark Chesang, Polizeisprecher | |
der Grenzregion. | |
## Bisher bleiben die Grenzen geöffnet | |
Kenias Regierung hatte im Vorfeld zwar angekündigt, die Grenzen des Landes | |
schließen zu wollen, doch die meisten Grenzübergänge nach Uganda blieben | |
bislang geöffnet. Zahlreiche Kenianer, die in Uganda leben, reisten zum | |
Wählen zurück in ihre Heimat. | |
Die Spannung in der Region wird noch eine Weile anhalten. [4][Bei den | |
Wahlen 2007] war Präsident Mwai Kibaki mit 46 Prozent der Stimmen von der | |
Wahlkommission zum Sieger erklärt worden. Dessen Konkurrent, Raila Odinga, | |
ernannte sich aber selbst zum Sieger. Es kam zu Protesten und letztlich | |
auch zu ethnisch motivierten Konflikten. Die politische Krise konnte nur | |
eingedämmt werden, indem Odinga zum Premierminister ernannt wurde. Auch in | |
diesem Wahlgang kämpft er um das Präsidentenamt. | |
10 Aug 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Wahlen-in-Kenia/!5872734 | |
[2] /Maasai-in-Tansania/!5863802 | |
[3] https://www.dw.com/de/gewalt-%C3%BCberschattet-pr%C3%A4sidentenwahl-in-keni… | |
[4] https://www.zeit.de/online/2008/01/kenia-eskalation?utm_referrer=https%3A%2… | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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