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# taz.de -- Schließung von Wettbüros in Bremen: Wo die Wette gilt – und wo …
> Die meisten Bremer Wettbüros haben mittlerweile Unterlagen zur Herkunft
> ihres Startkapitals nachgereicht. Aber nicht alle dürfen wieder öffnen.
Bild: „Derzeit geschlossen“ – die meisten Bremer Wettbüros können so ei…
Bremen taz | Drei der 24 Bremer Wettbüros dürfen aktuell wieder öffnen.
Allen Sportwettstellen war Anfang August der Betrieb untersagt worden:
Keine hatte bis dahin die erforderlichen Unterlagen beibringen können, um
zu beweisen, dass ihr Startkapital aus legalen Quellen stammt. In Bremen
ist dieser Nachweis durch eine Änderung des Landesglücksspielgesetzes von
2021 verpflichtend. Das soll helfen, Geldwäsche zu verhindern.
Für 20 Läden sind mittlerweile Unterlagen nachgereicht worden. Bei drei
Läden ist die Prüfung schon abgeschlossen und gut gelaufen: In der
Neustadt, am Hauptbahnhof und in Vegesack darf aktuell jeweils ein Büro
wieder Wetten anbieten. In den meisten Fällen gibt es aber noch keine neue
Entscheidung: Teilweise wurden mehrere Hundert Seiten mit
Finanzierungsnachweisen eingereicht. Bis die laut Behörde „schnelle, aber
gründliche“ Prüfung abgeschlossen ist, gilt [1][der Status quo, also das
Verbot.]
Für einen der Betreiber steht schon heute fest: Er darf seine vier
Wettbüros nicht wieder eröffnen; auch für seine drei geplanten
Neueröffnungen wird es keine Genehmigung geben.
Allerdings nicht wegen fehlender Unterlagen, sondern weil er von der
Innenbehörde als unzuverlässiger Betreiber eingeschätzt wird: Ende Juli
waren in einem seiner Läden Drogen und Messer gefunden worden. „Auch wenn
er sie nicht selbst dort deponiert hat, muss er als Geschäftsführer dafür
Verantwortung übernehmen“, erklärt Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin des
Innenressorts. Der Mann ist zudem bereits wegen anderer Straftaten bekannt.
## Abstand muss größer werden
Fünf Klagen gegen die Schließungen sind derweil über Betreiber*innen
und Wettanbieterfirmen beim Verwaltungsgericht eingegangen. Damit [2][hatte
das Innenressort gerechnet:] Wenn man rechtliches Neuland betrete, riskiere
man immer Prozesse, hatte Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) klargemacht.
Sollten die Kläger*innen Eilrechtsschutz beantragen, könnte das Gericht
ihnen möglicherweise eine vorläufige Betriebserlaubnis erteilen.
Wie auch immer Prüfungen und Gerichtsverfahren ausgehen: Die Zahl der
Wettbüros dürfte sich in Bremen dauerhaft reduzieren. Das sichert eine
andere Regelung: Zwischen den Sportwettstätten sind Abstände
vorgeschrieben, 250 Meter sind es aktuell. Das war zwar schon so seit 2012,
aber bisher wurden Verstöße bundesweit geduldet. Erst seit der [3][neue
Glücksspielstaatsvertrag zwischen den Ländern in Kraft] ist, seit Juni
2021, müssen Wettbüros ihre Zulassung beantragen.
Die alten Regeln können jetzt greifen – auch bei bereits existierenden
Sportwettstätten. Auch unabhängig von der Zuverlässigkeit ihrer
Betreiber*innen oder dem nachträglichen Nachweis über die Herkunft des
Startkapitals könnte also für viele Wettbüros in den nächsten Wochen ein
Betriebsverbot drohen. Überall dort, wo mehrere (genehmigungsfähige)
Wettbüros um einen Standort konkurrieren, hat der*die Betreiber*in mit
der geringeren Zahl an Spielstätten den Vorrang. Bei Gleichstand
entscheidet das Los darüber, wer schließen muss.
Das Risiko zur Glücksspielsucht ist in benachteiligten Stadtteilen größer,
oft treten Wettbüros dort deshalb geballt auf; die Bremer Bahnhofsvorstadt
kann als ein Beispiel gelten. Ab Ende 2023 wird die Abstandsregel in Bremen
noch einmal verschärft: Dann muss ein Wettbüro mindestens 500 Meter
entfernt sein von allen weiterführenden Schulen, allen Spielhallen und
allen anderen Wettbüros.
Nicht alle Bundesländer legen den Staatsvertrag so streng aus:
Niedersachsen etwa sieht in seinem Gesetz zur Umsetzung grundsätzlich nur
einen Mindestabstand von 100 Metern vor. Kommunen dürfen dort davon
abweichen und größere, aber auch kleinere Abstände vorschreiben.
Hinweis der Redaktion: Der Online-Text wurde nachträglich geändert;
ursprünglich stand im Artikel, die neuen Abstandsregeln würden erst ab Ende
2023 greifen.
18 Aug 2022
## LINKS
[1] /Alle-Wettbueros-in-Bremen-geschlossen/!5870022
[2] /Kampf-gegen-Geldwaesche/!5867517
[3] /Legalisierung-von-Gluecksspiel/!5777924
## AUTOREN
Lotta Drügemöller
## TAGS
Bremen
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