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# taz.de -- Alle Wettbüros in Bremen geschlossen: Nichts geht mehr
> Im Kampf gegen Geldwäsche will der Innensenator wissen, woher das
> Startkapital für Wettbüros kommt. Der Nachweis kam nicht – alle mussten
> schließen.
Bild: Sportwetten gelten in Bremen nun als illegales Glücksspiel
Bremen taz | Die Bildschirme bleiben dunkel, die Türen versperrt, die
Rollgitter unten: Alle Bremer Sportwettbüros haben aktuell geschlossen.
Wenn es nach Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) geht – und das tut es
momentan –, dann könnte das auf lange Zeit so bleiben. Das Land will
Geldwäsche verhindern – und gleichzeitig, als Nebeneffekt, auch der
Spielsucht etwas entgegensetzen.
Das Bremer Ordnungsamt hat Ende Juli [1][jedem einzelnen Wettbüro die
neuerdings benötigte Genehmigung] verwehrt; 32 Anträge hatte es gegeben.
Das Bremische Glücksspielgesetz sieht seit 2021 vor, dass
Betreiber*innen von Wettbüros erklären müssen, woher das Startkapital
für die Geschäftseröffnung stammt – auch dann, wenn die Eröffnung viele
Jahre zurückliegt. Aber: Keiner der 32 Antragssteller*innen konnte das
laut Innenbehörde ausreichend erklären.
Um ein Büro zu eröffnen und die Lizenzen der großen Wettanbieter, wie
Tipico, zu bezahlen, braucht es laut Innenbehörde ein Grundkapital von etwa
120.000 Euro. In anderen Branchen mögen ähnliche Summen fällig sein, doch
andere Branchen sind weniger anfällig für Geldwäsche: Beim Glücksspiel
wechseln oft hohe Summen in kurzer Zeit den Besitzer – bei Spielen
außerhalb des Internets eben gerne auch in bar, so dass die Herkunft von
Geld ganz schnell undurchsichtig wird.
Betreiber*innen sollen laut Geldwäschegesetz des Bundes regelmäßig
geschult werden, wie sie Geldwäsche erkennen und verhindern können. Das ist
zwar gut gemeint, wirkt im Ernstfall aber naiv. Ein paar Schulungen lösen
das Problem nicht, wenn Kriminelle selbst die Wettbüros betreiben.
## Wetten ist jetzt illegales Glücksspiel
Denn dass nicht nur das Wetten, sondern auch die Investition ins Wettbüro
der Geldwäsche aus kriminellen Aktivitäten dient, das schreibt auch die
B[2][undesregierung in einer Risikoanalyse von 2019.] „In diesen Fällen
wird der Betrieb nicht für Geldwäsche missbraucht, sondern er wird dafür
gebraucht“, schreibt die Pressesprecherin des Bremer Innensenators.
Mit dem Erhalt der Ablehnungsbescheide ist das weitere Wetten in den Büros
illegales Glücksspiel. Die Wettwirtschaft hat schnell reagiert und alle
Büros zum Wochenanfang geschlossen – das Risiko einer strafrechtlichen
Verfolgung wolle man nicht eingehen. Immerhin 19 haben jetzt noch einmal
Unterlagen nachgereicht – für einige könnte die Nachprüfung noch zu einer
Genehmigung führen.
Der letzte Akt dürfte aber auch das nicht sein: Der Deutsche
Sportwettenverband hat der taz bereits mitgeteilt, dass die Branche
momentan rechtliche Schritte vor den Verwaltungsgerichten prüfe; auch eine
Klage auf Schadenersatz komme im Anschluss in Frage.
## Bremens Innenressort kennt sich mit Prozessen aus
Das Risiko von Klagen hat man in Bremen offen eingerechnet: „Wir betreten
mit unserer Initiative rechtliches Neuland. Das ist immer ein gewisses
Risiko“, hatte Innensenator Mäurer in einer Pressekonferenz gesagt.
Mit langwierigen Prozessen auf „rechtlichem Neuland“ kennt die Behörde sich
aus: Bekannt geworden ist Bremens Forderung, dass die Deutsche Fußball Liga
(DFL) [3][die Kosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen übernehmen]
müsse. Nach fünf Jahren quer durch alle Instanzen ist der Fall erst jetzt
im Februar vom Bundesverwaltungsgericht entschieden worden: die
Innenbehörde hat Recht bekommen, sie darf der DFL Rechnungen schreiben.
5 Aug 2022
## LINKS
[1] /Kampf-gegen-Geldwaesche/!5867517
[2] https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/Broschueren_Bes…
[3] /Gewalt-bei-Fussballspielen/!5582783
## AUTOREN
Lotta Drügemöller
## TAGS
Schwerpunkt Stadtland
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Glücksspiel
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Oliver Kahn
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Cyberkriminalität
Glücksspiel
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