| # taz.de -- Gewinnsprung bei RWE: Mit Plus durch die Krise | |
| > Der Energiekonzern RWE profitiert von stark gestiegenen Strompreisen. Die | |
| > Gasumlage will der Vorstand darum nicht in Anspruch nehmen. | |
| Bild: Blick auf den Tagebau Garzweiler von RWE: Dort wird weiter Kohle abgebaut | |
| Berlin taz | Der starke Anstieg der Energiepreise aufgrund des russischen | |
| Angriffskriegs gegen die Ukraine sorgt beim deutschen Energiekonzern RWE | |
| für ein deutliches Wachstum der Gewinne: Wie das Unternehmen am Donnerstag | |
| mitteilte, lag das Ergebnis nach Steuern im ersten Halbjahr 2022 bei 2,2 | |
| Milliarden Euro; das sind satte 54 Prozent mehr als im ersten Halbjahr | |
| 2021. | |
| Dabei liefen die Geschäfte sowohl mit konventioneller als auch mit | |
| erneuerbarer Energie gut: Der Gewinn der Kohle- und Atomsparte (bereinigtes | |
| EBIT) stieg um 7 Prozent auf 445 Millionen Euro, obwohl die Stromproduktion | |
| dort aufgrund von Kraftwerksstilllegungen um 8 Prozent zurückging. Noch | |
| besser sind die Zahlen bei Wind und Solar: Dort stiegen die Gewinne auf gut | |
| 600 Millionen Euro. Auch in der Sparte, in der Wasser, Biomasse und Gas | |
| zusammengefasst sind, gab es einen starken Anstieg des Gewinns auf knapp | |
| 600 Millionen Euro. | |
| Grund dafür ist, dass die stark gestiegenen Gaspreise auch zu höheren | |
| Strompreisen an der Börse führen, denn dort legt das jeweils teuerste | |
| Kraftwerk den Preis für den gesamten Strom fest, der zu einem bestimmten | |
| Zeitpunkt gehandelt wird. In Deutschland ist der sogenannte Marktwert für | |
| Solarstrom in Deutschland zuletzt auf 26 Cent pro Kilowattstunde gestiegen, | |
| bei Windstrom sind es 28 Cent. Vor einem Jahr lagen diese Werte noch bei | |
| weniger als 8 Cent. | |
| Betreiber großer Wind- und Solarparks, die keine Festvergütung erhalten, | |
| sondern ihren Strom am Markt verkaufen, erhalten aktuell also derzeit | |
| weitaus mehr Geld als in der Vergangenheit, ohne dass ihre Kosten gestiegen | |
| sind. Gleiches gilt für Atom- und Braunkohlekraftwerke, sofern sie ihren | |
| Strom nicht im Voraus zu niedrigeren Preisen verkauft haben. | |
| ## RWE will Gewinne in Erneuerbare stecken | |
| Die hohen Zusatzgewinne dürften die Debatte über eine [1][Übergewinnsteuer] | |
| weiter anheizen. Wohl um dem entgegenzuwirken, betonte der | |
| RWE-Vorstandsvorsitzende Markus Krebber am Donnerstag, dass das Unternehmen | |
| einen großen Teil der Gewinne in den weiteren Ausbau der erneuerbaren | |
| Energien stecken will: Die Investitionen in diesem Bereich sollen um 30 | |
| Prozent auf 5 Milliarden Euro erhöht werden. „Das Ergebnis, das wir | |
| erwirtschaften, wird der Energiewende zugutekommen“, sagte Krebber. Zudem | |
| kündigte er an, dass RWE die neue Umlage, mit der Gas-Importeure ihre | |
| Zusatzkosten durch den Ausfall russischer Gaslieferungen künftig auf die | |
| Verbraucher*innen umlegen können, nicht in Anspruch nehmen will. Diese | |
| sei gedacht für Unternehmen, die durch die Ersatzbeschaffung „in | |
| wirtschaftliche Not geraten“; das sei bei RWE nicht der Fall. | |
| Zurückhaltend äußerte sich der RWE-Chef zur Frage einer [2][möglichen | |
| Laufzeitverlängerung] für das letzte noch laufende Atomkraftwerk des | |
| Unternehmens im niedersächsischen Lingen. „Wir haben früher schon gesagt, | |
| die Kapazität der Anlagen, die zur Verfügung stehen würde, ist | |
| überschaubar“, sagte Krebber. „Der Effekt aufs Gassparen ist auch | |
| überschaubar.“ Zudem gebe es „rechtliche und regulatorische Hürden“. | |
| Zweifel am Ökokurs von RWE äußerte am Donnerstag die Umwelt- und | |
| Menschenrechtsorganisation Urgewald. Während sich das Unternehmen als grün | |
| präsentiere, würden immer noch 68 Prozent seines Stroms aus Kohle und Gas | |
| produziert, kritisierte Energie-Campaignerin Sonja Meister. Zudem klage das | |
| Unternehmen weiterhin auf Grundlage des Energiecharta-Vertrags gegen den | |
| Kohleausstieg in den Niederlanden. Klimaschützer*innen kritisieren | |
| zudem, dass RWE derzeit das Dorf Lützerath in Nordrhein-Westfalen für den | |
| Braunkohleabbau abreißen lassen will, obwohl sich der Bundestag kürzlich | |
| noch für dessen Erhalt ausgesprochen hatte. | |
| 11 Aug 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
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