# taz.de -- Umweltverbände ziehen vor Gericht: Klage gegen Nordsee-Gasbohrungen | |
> Ein niederländisches Unternehmen will kurz vor der Insel Borkum Gas | |
> fördern. Dagegen hat sich ein Klagebündnis formiert. | |
Bild: Vielleicht bohrende Blicke, aber keine Bohrer: Noch haben die Kegelrobben… | |
Borkum dpa | Ein Bündnis um die Deutsche Umwelthilfe geht gerichtlich gegen | |
die umstrittene, geplante [1][Erdgasförderung in der Nordsee nahe der Insel | |
Borkum] vor. Zusammen mit der niederländischen Umweltorganisation | |
Mobilisation for the Environment (MOB) und der Bürgerinitiative Saubere | |
Luft Ostfriesland sei bei dem zuständigen Gericht, der Rechtbank in Den | |
Haag, eine Klage eingereicht worden, teilte die Umwelthilfe am Freitag mit. | |
Das Bündnis fürchtet durch die Bohrungen Umweltfolgen für die Insel Borkum, | |
die Nordsee und den nahegelegenen Nationalpark Niedersächsisches | |
Wattenmeer. Außerdem kritisiert das Bündnis, eine verlängerte Abhängigkeit | |
von fossilem Gas. Die Förderpläne des niederländischen Unternehmens | |
One-Dyas seien „völlig aus der Zeit gefallen“. | |
„Mit Energiesicherheit haben die Pläne nicht das Geringste zu tun: | |
Frühestens ab 2024 soll eine geringe Menge an fossilem Gas gefördert | |
werden“, sagte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Sascha | |
Müller-Kraenner. „Dagegen entsteht mit dem Bau einer neuen Plattform in der | |
Nordsee eine neue Infrastruktur, die unsere langfristige Abhängigkeit von | |
fossiler Energie noch vergrößern wird.“ | |
Nicht nur Umweltverbände, sondern auch Nordseeinseln sehen das Vorhaben | |
kritisch, allen voran Borkum. Auch die Stadt will gegen die Erdgasförderung | |
klagen. Eine Klage soll am Freitag bei dem Gericht in den Niederlanden | |
eingereicht werden. Zuvor hatte sich bereits eine Mehrheit im | |
Verwaltungsausschuss der Stadt für eine Klage ausgesprochen. An diesem | |
Freitag endet die Frist für Klagen. | |
## Niederländische Behörden genehmigten Bohrungen | |
[2][One-Dyas und seine Partner] planen, eine Plattform auf See zu errichten | |
und Erdgas aus einem Feld zwischen den Inseln Schiermonnikoog (Niederlande) | |
und Borkum zu fördern. Die Plattform soll im niederländischen Küstenmeer | |
liegen, aber nur etwa 500 Meter von den deutschen Hoheitsgewässern entfernt | |
und ungefähr 20 Kilometer vor der Küste Borkums. | |
Das Gasfeld soll ein förderbares Gesamtvolumen von bis zu 13 Milliarden | |
Kubikmeter Erdgas haben. Zusammen mit weiteren, umliegenden Gebieten werden | |
insgesamt bis zu 60 Milliarden Kubikmeter vermutet – rund die Hälfte auf | |
deutschem Hoheitsgebiet. | |
Auf niederländischer Seite hatten die Behörden Anfang Juni grünes Licht für | |
die Förderung gegeben. Nach Angaben des zuständigen Wirtschaftsministerium | |
in Den Haag wurden die möglichen Effekte auf die Umwelt untersucht. Die | |
vorgelegten Pläne erfüllten alle Vorbedingungen. Dennoch seien die Auflagen | |
wegen der Bedenken von Umweltschützern verschärft worden, hieß es damals. | |
Eine Genehmigung für die Förderung auf niedersächsischer Seite, die laut | |
One-Dyas frühestens Ende 2024 beginnen kann, steht noch aus. Dazu läuft | |
zurzeit ein Planfeststellungsverfahren. Niedersachsens Landesregierung | |
hatte unter dem Eindruck der Energiekrise durch den [3][Ukraine-Krieg] erst | |
kürzlich einen ursprünglichen Beschluss gegen die Produktion rückgängig | |
gemacht. | |
15 Jul 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Niederlande-wollen-fossilen-Brennstoff/!5856565 | |
[2] /Gasfoerderung-in-der-Nordsee/!5840006 | |
[3] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150 | |
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