Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Bundesverdienstkreuz für Wattschützer: Killer of the Fishermen
> Seit über 40 Jahren setzt sich Umweltingenieur Holger Wesemüller für den
> Schutz des Wattenmeeres ein. Nun wurde er für sein Lebenswerk geehrt.
Bild: Was geht vor? Umweltschutz oder Fischerei, wie hier in der Nordsee vor Pe…
Hamburg taz | In den Niederlanden wurde er einst „killer of the fishermen“
genannt, weil er sich für Schutzgebiete an der Küste einsetzte und sich die
Fischer:innen um ihre Existenz sorgten: Am Montag wurde ebenjenem Killer
das Bundesverdienstkreuz überreicht. Naturschützer Holger Wesemüller wurde
in den über 40 Jahren, in denen er sich für den Schutz des Wattenmeeres
engagiert, von vielen Seiten angefeindet. Auch manchen
Naturschützer:innen war er ein Dorn im Auge – wegen seiner
Kompromissbereitschaft, wie er selbst sagt.
Wesemüller sitzt im Beirat des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer
und hat den Fachbereich Meere und Küsten der Umweltschutzorganisation WWF
aufgebaut. [1][Der Schutz des Wattenmeers] ist seine Leidenschaft. Wenn es
um das Thema geht, wird Wesemüller „fast schon Märchenerzähler“, wie er
sagt. Und so ist es. Die jahrzehntelange Arbeit schlägt sich in Anekdoten
nieder, die kaum Nachfragen zulassen. Als ehemaliger Umweltlobbyist ist
Wesemüller ein geübter Redner. Er erzählt humorvoll, gespickt mit
enzyklopädischem Fachwissen und einer gehörigen Portion Selbstsicherheit.
Der gebürtige Bremer kennt seine Erfolge. Dass das [2][niedersächsische
Wattenmeer heute Nationalpark] und Unesco-Weltnaturerbe ist, geht mit auf
seine Kappe. Für ihn ist es ein Grund großer Freude, dass seine
„Lebensleistung“ nun anerkannt wird. „Der Zuspruch, den ich bekomme, ist
enorm. Nicht nur aus der Region, sondern auch international“, sagt er.
Dafür, so erinnert sich der 74-Jährige gern, hat er viele Stunden in
politischen Gremien verbracht, verhandelt – und wenn nichts mehr half, auch
gemeinsam ein paar Schnäpse getrunken. Wesemüller erzählt solche
Geschichten gern, ist aber nicht im Gestern verhaftet. Er will sich weiter
für das Wattenmeer einsetzen. Problematisch sind aus seiner Sicht etwa die
Zuflussvertiefungen in Elbe, Weser und Ems. Nur an Mitkämpfer:innen, da
mangele es: Beim Nachwuchs beklagt er fehlenden Einsatz, es herrsche eine
„Stechuhrmentalität“.
Nachvollziehen kann Wesemüller das nicht, darum arbeitet er weiter.
Mindestens die Hälfte des Bundesverdienstkreuzes gehöre seiner Frau. „Ohne
sie hätte ich alt ausgesehen.“ Seine Familie habe generell einiges
aushalten müssen: Neben verbalen Angriffen und Telefonterror seien ihnen
auch mehrmals die Reifen zerstochen worden. „Auch von Naturschützern.“ Die
hätten ihm seine Kompromissbereitschaft zum Vorwurf gemacht. Als
[3][Vorsitzender des Nationalparkbeirats] vertritt er auch die Interessen
der Anrainer:innen. Wesemüller ist Vermittler. Für ihn kann es ein
ökologisches Zusammenleben von Naturschutz, Wirtschaft und Freizeit geben.
In manchen Punkten allerdings bleibt Wesemüller hart: Freizeitjagd hält er
für „einfach nur überflüssig“. Für den Klimaschutz hingegen würde er s…
küstennahe Windkraftanlagen in Kauf nehmen. Für das Wattenmeer seien der
Klimawandel und die Energiekrise große Bedrohungen. „Ich bin ja von Haus
aus Optimist, auch wenn es schwer ist.“
Trotz seiner Expertise holt Wesemüller auch jene ab, die nur
Laien-Kenntnisse haben. Ein Gespräch mit ihm fühlt sich nach
Bundestagsabgeordnetem auf Wahlkreistour an. Zwischen Bratwurst und Senf
wartet der Umweltingenieur auf das nächste Problem, für das er schon eine
Lösung bereithält.
16 Sep 2022
## LINKS
[1] /Umweltverbaende-ziehen-vor-Gericht/!5868789
[2] /Gasfoerderung-in-der-Nordsee/!5840006
[3] https://www.nationalpark-wattenmeer.de/wissensbeitrag/nationalpark-beirat/
## AUTOREN
Marco Fründt
## TAGS
Niedersachsen
Bundesverdienstkreuz
Fischerei
Naturschutz
Wattenmeer
Ems
Nationalparks
Landtagswahl in Niedersachsen
Helgoland
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
## ARTIKEL ZUM THEMA
Umweltverbände kritisieren Ems-Vertiefung: „Tote Zonen im Fluss“
Niedersachsen will bald mit dem Genehmigungsverfahren zur Vertiefung der
Ems beginnen. Die Umweltverbände warnen vor noch mehr Verschlickung.
Konferenz zum Schutz des Wattenmeeres: Welterbe hüten
Drei Länder schützen gemeinsam das Wattenmeer, eine von 50 maritimen
Welterbestätten. Dessen Erhaltung ist auch für den Klimaschutz bedeutsam.
Niedersachsen vor der Landtagswahl: Wohnungsnot am Wasser
Urlaub auf Norderney wird immer beliebter, immer mehr Ferienwohnungen
entstehen. Der Wohnraum für Einheimische wird schier unerschwinglich.
Vogelgrippe an der Nordseeküste: Neuerdings auch im Sommer
Erstmals tritt der H5N1-Virus an der Nordseeküste zur Brutzeit auf. Seine
Ausbreitung könnte gravierende Folgen für die Brutbestände haben.
Umweltverbände ziehen vor Gericht: Klage gegen Nordsee-Gasbohrungen
Ein niederländisches Unternehmen will kurz vor der Insel Borkum Gas
fördern. Dagegen hat sich ein Klagebündnis formiert.
Klimaschutz in Zeiten des Ukrainekrieges: Eine zynische Rechtfertigung
Energiekonzerne nutzen die gestiegenen Kosten und den Krieg als Ausrede, um
mehr Öl zu fördern. Das 1,5-Grad-Ziel wird so verfehlt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.