# taz.de -- Klimaschutz in Zeiten des Ukrainekrieges: Eine zynische Rechtfertig… | |
> Energiekonzerne nutzen die gestiegenen Kosten und den Krieg als Ausrede, | |
> um mehr Öl zu fördern. Das 1,5-Grad-Ziel wird so verfehlt. | |
Bild: Greta Thunberg auf einer Pressekonferenz | |
Laut dem Scripps Institute wurde im letzten April eine so hohe CO2-Dichte | |
in der Atmosphäre gemessen wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen: ein | |
trauriger, aber kaum überraschender Rekord, der erstaunlich wenig | |
Schlagzeilen gemacht hat. | |
Dass wir uns beim Klimaschutz beeilen müssen, ist keine Neuigkeit. [1][Die | |
Nachrichten], welche diesbezüglich in den letzten Wochen erschienen sind, | |
wiegen dennoch schwer. Die Weltwetterorganisation hat vor Kurzem | |
verkündet, dass [2][die 1,5-Grad-Schwelle] schon 2026 überschritten werden | |
könnte. Unter diesen Umständen würden selbst die Vorschläge von Fridays for | |
Future nicht ausreichen, um das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten. | |
Gleichzeitig hat der Guardian aufgedeckt, dass Energiekonzerne weltweit | |
Milliarden in neue Projekte fließen lassen, mit denen sie die Erderwärmung | |
weiter beschleunigen. In diesem Augenblick sind Investitionen in Planung, | |
um 116 Billionen Barrel Öl zu fördern. Wäre man an der Einhaltung des | |
Pariser Abkommens interessiert, wäre dies reine Geldverschwendung. | |
Mit dem Ukrainekrieg haben Qatar Energy, Gazprom, Shell und Co dafür eine | |
zynische Rechtfertigung gefunden: Gegen steigende Energiepreise würden | |
kurzfristig neue Ölquellen helfen. Natürlich nur, bis es genug erneuerbare | |
Energien gibt. Dass es Jahre dauert, um mehr Öl zu erschließen? Geschenkt. | |
Im Wahlkampf sprach sich Joe Biden noch gegen neue Ölfelder aus, nun aber | |
vergibt seine Regierung mehr Genehmigungen als die Trump-Administration. In | |
Schleswig-Holstein folgten selbst die Grünen der Angst vor zu hohen | |
Energiepreisen und befürworten neue Ölfelder im Wattenmeer. | |
Anstatt jetzt erst recht in erneuerbare Energien zu investieren, | |
signalisieren einige Akteure, der Klimaschutz müsse sich hinten anstellen, | |
bis der Ukrainekrieg vorbei ist. Eine radikale Veränderung im | |
Energiemarkt wird nicht für einen [3][historischen Kraftakt] genutzt, | |
sondern dazu, die Zukunft der Erde endgültig zu besiegeln – durch die | |
fatale Fokussierung auf den Krieg. | |
30 May 2022 | |
## LINKS | |
[1] /taz-Podcast-klima-update/!5856073 | |
[2] /Bewaffnete-Konflikte-um-Ressourcen/!5852646 | |
[3] /CO2-Abgabe-fuer-Gebaeude/!5857212 | |
## AUTOREN | |
Tim Vollert | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Ukraine-Konflikt | |
Klimaschutzziele | |
Niedersachsen | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Bundesverdienstkreuz für Wattschützer: Killer of the Fishermen | |
Seit über 40 Jahren setzt sich Umweltingenieur Holger Wesemüller für den | |
Schutz des Wattenmeeres ein. Nun wurde er für sein Lebenswerk geehrt. | |
Trotz Kritik der FDP: Sozialminister Heil plant Klimageld | |
Die Energie- und Lebensmittelpreise steigen weiter. Der Sozialminister | |
schlägt deshalb neue Entlastungen für niedrige und mittlere Einkommen vor. | |
CO2-Abgabe für Gebäude: Vermieter zahlen fürs Klima mit | |
Das Kabinett beschließt Entlastungen für Millionen von Mietern bei der | |
Klimaabgabe für Wohngebäude: Vermieter sollen sich künftig beteiligen. | |
Extreme Hitze in Indien und Pakistan: Gelebte Klimakrise | |
Südasien ächzt unter einer Hitzewelle. Laut Studie hat der Klimawandel das | |
Extremwetter viel wahrscheinlicher gemacht. |