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# taz.de -- Arbeitskampf bei der Lufthansa: Ein richtiger Streik
> Das Lufthansa-Personal hat wegen der Coronakrise bereits viel Verzicht
> geleistet. Der Streik ist besonders für die Niedrigverdiener*innen
> nötig.
Bild: Pappschild mit klarer Botschaft: Streikender am Frankfurter Flughafen
Als wäre das Chaos an den Flughäfen nicht ohnehin groß genug: Erst
warnstreikt [1][Mitte vergangener Woche das Bodenpersonal], nun drohen auch
noch die Pilot:innen der Lufthansa mit Arbeitsniederlegung. Und das in
der Hauptreisezeit. „Egoistisch“, „maßlos“, „verantwortungslos“ und
„unverschämt“ sei das, rauscht es durch die Kommentarspalten der Republik.
Mal wieder.
Ob es um einen Flug-, einen Bahn- oder einen Kita-Streik geht: Es ist immer
das gleiche große Klagen. Das Verständnis für Arbeitskämpfende endet
schnell da, wo man selbst davon betroffen ist.
Sicherlich, in Deutschland mag man [2][am liebsten Arbeitskämpfe wie den
bei Amazon], mit dem Verdi seit 9 Jahren vergeblich versucht, den
Onlinekonzern zum Abschluss eines Tarifvertrags zu bewegen. Streiken ist
aber nicht nur dann ein Grundrecht, wenn das Päckchen trotzdem pünktlich
kommt. Tatsächlich war demgegenüber der Verdi-Warnstreik bei der Lufthansa
von Mittwoch- bis Donnerstagmorgen höchst effektiv: Von den mehr als 1.000
Flugausfällen waren rund 134.000 Passagier:innen betroffen.
Selbstverständlich ist das für Sitzengebliebene sehr ärgerlich. Allerdings
gilt das auch für die inzwischen weit mehr als 5.000 Flüge, die die
Lufthansa von sich aus im Juli und August wegen Personalmangels streicht.
Verdi wirft der Kranich-Linie zu Recht Missmanagement auf Kosten von
Fluggästen und Beschäftigten vor.
Verzicht auf Lohnerhöhungen, Wegfall des Urlaubs- und Weihnachtsgelds,
keine vollständige Aufstockung des Kurzarbeitergelds, Verringerung des
Arbeitsgeberanteils zur betrieblichen Altersvorsorge: In den Coronajahren
2020 und 2021 haben die Lufthansa-Beschäftigten einen erheblichen Anteil
zur Krisenbewältigung geleistet.
## Spohrs Eingeständnis
Das reichte dem Management aber noch nicht. Es hat zudem noch massiv
Personal abgebaut. Das rächt sich jetzt. Ende Juni hat sich Lufthansa-Chef
Carsten Spohr in einem Schreiben an die Belegschaft entschuldigt, dass es
der Vorstand „an der ein oder anderen Stelle“ mit dem Sparen übertrieben
habe. Die Führungsetage ist für das Flugchaos verantwortlich, nicht die
Gewerkschaft.
Anders als bei den Pilot:innen handelt es sich beim Bodenpersonal nicht
um Spitzenverdiener:innen. Mit dem Warnstreik hat Verdi demonstriert,
dass auch Beschäftigte mit einem geringen Einkommen einen enormen Wert für
die Aufrechterhaltung des Flugbetriebs haben. Wenn das dazu führt, dass mit
ihnen künftig besser umgegangen wird, dann hatte der Ausstand seine
Berechtigung. Dass es bei Lufthansa-Gesellschaften derzeit immer noch
Menschen gibt, die für einen Bruttostundenlohn von unter 12 Euro arbeiten
müssen, also unter dem ab Oktober geltenden gesetzlichen Mindestlohn, ist
empörend.
29 Jul 2022
## LINKS
[1] /Warnstreik-bei-Lufthansa/!5869975
[2] /Arbeitskampf-bei-Onlineversandhaendler/!5735262
## AUTOREN
Pascal Beucker
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