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# taz.de -- Petition der Woche: Stadt vernachlässigt Antifa-Denkmal
> Im Juni beschädigten Unbekannte eine bosnische Gedenkstätte. Eine
> Petition fordert nun, den Fall aufzuarbeiten.
Bild: Das Mahnmal für antifaschistische Kämpfer:innen von Mostar im Januar 20…
Berlin taz | Die Stadt Mostar in Bosnien und Herzegowina ist weltbekannt
für die Stari Most, eine Brücke aus Stein, die bogenförmig den Fluss
Neretva überspannt. Kroatische Truppen zerstörten das Wahrzeichen 1993 im
Bosnienkrieg, 2004 wurde es vollständig wiederaufgebaut. Nur wenige
Kilometer entfernt liegt das zweite Wahrzeichen der Stadt: die
Partisanen-Nekropole des berühmten serbischen Architekten, ehemaligen
Belgrader Bürgermeisters [1][und Künstlers Bogdan Bogdanović].
Das Denkmal ist den antifaschistischen Kämpfer:innen von Mostar
gewidmet, die während des Zweiten Weltkriegs gegen die deutschen
Besatzer:innen und kroatischen Nationalsozialist:innen kämpften.
Das 1965 am Stadtrand erbaute Denkmal ist terrassenförmig angelegt und
wächst in diesen Stufen die Berge hoch, die Mostar umschließen.
Insgesamt beherbergt die Nekropole 700 Grabsteine, von denen jeder einzelne
an eine:n der ermordeten Partisan:innen erinnert. Seit dem 15. Juni
sind von den Grabsteinen aber nur noch Trümmer übrig. „Nicht einmal in der
Mitte des Krieges [Bosnienkriegs; Anm. d. Red.] haben lokale Faschisten den
Partisanenfriedhof so gründlich zerstört wie heute“, schreibt der
Historiker Dragan Markovina auf Facebook.
Wer für die Zerstörung verantwortlich ist, ist unbekannt. Im Nachbarland
Slowenien hat die [2][Galerie Dessa aus Ljubljana daher eine Petition]
aufgesetzt. Sie ruft die zuständigen Behörden dazu auf, die Untersuchung
der Vorfälle einzuleiten mit dem Ziel, die Täter strafrechtlich zu
verfolgen.
## Renoviert, aber ungepflegt
Das Denkmal wurde nicht zum ersten Mal attackiert. Das Ensemble ist eines
der größten antifaschistischen Denkmäler auf dem Balkan und seit Jahren
Ziel rechter Extremisten, die die Gedenksteine mit Hassbotschaften
schänden.
Die Forderungen der Petition klingen trivial, aber sie sind hochbrisant.
Denn trotz der ständigen Beschädigungen in der Vergangenheit ignorierte die
Stadtverwaltung die Gefährdungslage. Das Gelände wird nur nachts
videoüberwacht.
Im angrenzenden Stadtpark sieht das ganz anders aus: „Es gibt einen
24-Stunden-Wachdienst, es gibt Leute, die sich um die Bewässerung kümmern,
es hat eine Art ständigen Schutz, und das nationale Kulturdenkmal hat
nichts und wird ständig von Vandalen angegriffen“, erläutert der Historiker
Markovina im Interview mit der [3][bosnischen Nachrichtenseite Klix].
Die Anlage ist aber auch ganz ohne Vandalismus in sehr schlechtem Zustand.
Bilder von der Einweihung der Gedenkstätte 1965 zeigen gepflegte
Rasenflächen und elfenbeinweiße Steintreppen. Seit das Denkmal 1992 im
Bürgerkrieg schwer beschädigt wurde, ließ man es verfallen. Erst nachdem es
2005 unter Denkmalschutz gestellt wurde, veranlasste die Stadt die
Renovierung. Inzwischen sind die Terrassen jedoch wieder der Natur
ausgeliefert, von regelmäßiger Pflege: keine Spur.
Die Unterstützer:innen der Petition und Dragan Markovina hoffen, dass
die Stadt durch den Vorfall endlich aufwacht, die Täter:innen ausfindig
macht und das Denkmal in seiner ursprünglichen Form wieder herrichtet,
pflegt und schützt. Ein bisschen Hoffnung gibt es bereits: Immerhin
versprach der Bürgermeister von Mostar Hilfe, um die Gedenktafeln
wiederherzustellen.
17 Jul 2022
## LINKS
[1] /Ausstellung-ueber-Titos-Architekten/!5163956
[2] http://www.dessa.si/index.php?nav=102&sel_id=3929&jezik=EN
[3] https://www.klix.ba/vijesti/bih/dragan-markovina-partizansko-groblje-ovako-…
## AUTOREN
Johannes Runge
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