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# taz.de -- Australien will CO2-Emissionen reduzieren: Klimaziel deutlich versc…
> Die neue Regierung in Canberra ist erst wenige Tage im Amt. Nun will sie
> den CO2-Ausstoß im Vergleich zu 2005 um 43 Prozent senken.
Bild: Australiens neuer Premierminister Anthony Albanese in Perth
Canberra taz | Einer der weltweit führenden Klimasünder scheint die
[1][schleichende globale Klimakatastroph]e endlich ernst zu nehmen. Der
neue Premierminister Anthony Albanese hat Australien am Donnerstag auf ein
strengeres Emissionsreduktionsziel verpflichtet. Danach soll der Ausstoß
von CO2 bis 2030 nun im Vergleich zu 2005 um 43 Prozent sinken. Australien
habe die UN-Klimachefin Patricia Espinosa entsprechend informiert, sagte
Albanese.
Die Ankündigung kommt nicht völlig überraschend. [2][Albanese hatte im
Vorfeld der Parlamentswahlen im Mai versprochen, die Klimaziele zu
erhöhen], und zugesichert, vermehrt in erneuerbare Energien zu investieren.
Die konservative Vorgängerregierung unter Ex-Premierminister Scott Morrison
hatte nur eine Reduktion von 26 bis 28 Prozent bis 2030 vorgesehen. Noch
vor den Parlamentswahlen im Mai hatte Morrison es abgelehnt, schärfere
Ziele vorzugeben. Australien werde erst bis 2050 Klimaneutralität
erreichen, hatte er erklärt.
Dafür, dass sich Morrisons Regierung trotz des seit Jahren wachsenden
internationalen Drucks geweigert hatte, mehr Maßnahmen zum Schutz des
Klimas einzuführen, machen Kritiker den starken Einfluss der Kohleindustrie
auf die konservativen Parteien und einzelne Politiker verantwortlich. Denn
in erster Linie muss Australien die Kohleförderung reduzieren.
## Alles beherrschende Kohlelobby
[3][Australien ist einer der größten Kohleexporteure und hat pro Kopf eine
der höchsten CO2-Emissionsraten der Welt]. Trotz der eskalierenden
Erwärmung der Erdatmosphäre und apokalyptischer Zukunftsprognosen sprach
sich Morrison stets resolut dafür aus, weiter Kohle zu fördern. „Wir werden
weiterhin jene Ressourcen abbauen, die wir auf dem Weltmarkt verkaufen
können“, sagte er etwa als Reaktion auf eine Studie, nach der 89 Prozent
der weltweiten Kohlereserven und 95 Prozent der australischen Mineralien im
Boden bleiben müssen, wenn die Welt die Klimakrise noch in den Griff
bekommen sollte.
Wie kaum ein anderes Industrieland spürt Australien bereits die Folgen des
sich verändernden Klimas. [4][Massive Waldbrände], Wirbelstürme,
Überflutungen und [5][die Zerstörung des Great Barrier-Riffs durch die
Ausbleichung der Korallen] werden von Wissenschaftlern regelmäßig in
Verbindung mit der von Menschen verursachten globalen Erwärmung gebracht.
## Klimawahl im Mai
Die Katastrophen der letzten Jahre dürften mit dazu beigetragen haben, dass
sich das australische Volk bei den Wahlen am 21. Mai nach fast einem
Jahrzehnt gegen die klimaskeptische konservative Koalition entschieden
hatte. Die sozialdemokratische Labour-Partei unter Albanese konnte zwar
eine Regierung bilden, die wirklichen Gewinner aber waren eine Reihe von
unabhängigen und grünen Abgeordneten, die neu im Parlament sitzen werden.
Sie hatten im Wahlkampf primär besseren Klimaschutz gefordert. Vereinzelt
wurden am Donnerstag Stimmen der Enttäuschung über die „immer noch
bescheidenen Ziele“ laut.
Doch für Albanese ist der Entscheid in Stein gemeißelt. Seine Regierung
werde sich nicht auf Diskussionen über eine mögliche weitere Erhöhung
einlassen, meinte er. Falls 43 Prozent CO2-Reduktion den progressiven
Kräften zu niedrig seien, werde er das neue Ziel ohne Zustimmung des
Parlaments umsetzen.
16 Jun 2022
## LINKS
[1] /UN-zum-Fortschreiten-der-Erderhitzung/!5850779
[2] /Parlamentswahlen-in-Australien/!5856131
[3] /Kohleausstieg-bei-der-Klimakonferenz/!5812786
[4] /Australien-zwei-Jahre-nach-den-Braenden/!5845291
[5] /Korallensterben-in-Australien/!5843810
## AUTOREN
Urs Wälterlin
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