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# taz.de -- Ministerien-Zuschnitt von Schwarz-Grün: Männerstreit vorprogrammi…
> In Schleswig-Holstein gibt es künftig wieder getrennte Ministerien für
> Landwirtschaft und Umwelt: Das dürfte die Umweltpolitik der Grünen
> bremsen.
Bild: Bislang Bauernverband-Präsident, nun Landwirtschaftsminister in Schleswi…
Neumünster taz | Die letzte Hürde ist genommen: Am Montagabend gaben auch
die schleswig-holsteinischen Landesparteitage der CDU und der Grünen ihr
Okay zum [1][Koalitionsvertrag], zum Zuschnitt der Ministerien und zu den
Personen, die künftig die Häuser übernehmen sollen. Doch eine Reibungslinie
lässt sich bereits ausmachen: Die Bereiche Landwirtschaft und Umwelt, die
fast 20 Jahre lang unter einem ministeriellen Dach gemeinsam verantwortet
wurden, sind künftig wieder getrennt. Selbst die beiden neuen Amtsinhaber
sind nicht glücklich darüber.
„Ich bin jemand, der Landwirtschaft und Naturschutz zusammendenkt“, sagte
Tobias Goldschmidt, der am Mittwoch als Umweltminister vereidigt wird, in
einem Interview mit dem Flensburger Tagesblatt. Er machte klar, dass die
Grünen beide Bereiche gern in einem Ministerium behalten hätten.
Goldschmidt kennt das Haus genau: Seit 2012 arbeitet er in verschiedenen
Funktionen im Ministerium, in den vergangenen fünf Jahren war er
Staatssekretär. Die Grünen hatten den Politikwissenschaftler aus dem
niedersächsischen Haselünne im Frühjahr als möglichen Minister benannt.
Sein Amtsvorgänger Jan-Philipp Albrecht hat Kiel bereits verlassen, um
seinen neuen Posten als Vorstand der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung
anzutreten.
„Melund“ wurde das Ministerium zuletzt abgekürzt und war für Energiewende,
Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung zuständig. Künftig wird
das L fehlen: Die CDU setzte ein eigenes Landwirtschaftsministerium durch.
Dessen Leitung soll Werner Schwarz übernehmen, so [2][vermeldete die SHZ].
Bis Redaktionsschluss der taz gab es dafür noch keine offizielle
Bestätigung, aber die Personalie passt: Der gelernte Landwirt führt seit
1994 den elterlichen Acker- und Schweinemastbetrieb nahe Bad Oldesloe. Vor
allem aber ist er seit 2008 Präsident des Bauernverbandes
Schleswig-Holstein. In dieser Funktion hatte er sich vor kurzem kritisch
zur Aufteilung des Ministeriums geäußert: Durch die Trennung bestehe die
Gefahr einer Blockade wichtiger Entscheidungen.
Schleswig-Holstein hatte bisher sieben Ministerien, die im Lauf der Jahre
immer mehr Aufgaben erhielten. Die Größe der Häuser hatte Ministerpräsident
Daniel Günther (CDU) bei der Vorstellung des [3][Koalitionsvertrags] als
einen Grund für die neuen Zuschnitte genannt. Auch getrennt sind nun die
Bereiche Gesundheit und Soziales.
Übernimmt Schwarz das neue Ministerium, das auch für Europa und
Verbraucherschutz zuständig sein soll, ist Streit mit Goldschmidt
vorprogrammiert. Der Grüne stellt Klimaschutz obenan, will unter anderem
die Zahl der Windräder erhöhen und einen Nationalpark Ostsee einrichten,
was Schutzzonen im Wasser und am Ufer bedeutet.
Obwohl der Bauernverband den Klimawandel bereits spürt und diese Bedrohung
durchaus ernst nimmt, lehnen seine – überwiegend männlichen –
Funktionär*innen in der Regel alle Einschränkungen der konventionellem
Bewirtschaftungsweise ab. Kritik, die 2020 etwa an zu hohen Emissionen
durch Viehhaltung und Belastung durch Dünger laut wurde, wies der
Bauernverbandspräsident als „unfair“ zurück: „Die Bauern gehen beim
Klimaschutz voran“, sagte Schwarz – obwohl die Datenlage zeigt, dass die
Werte keineswegs gesunken sind.
Schwarz, der auch zehn Jahre lang Vizepräsident des Bundes-Bauernverbandes
war, stammt aus einer politisch engagierten Familie: Sein Großvater
gleichen Namens war in den 60er-Jahren Bundeslandwirtschaftsminister, ein
Großonkel war Landesjustizminister und kommissarischer Ministerpräsident
nach der Barschel-Affäre. Die heutige Innenministerin Sabine
Sütterlin-Waack (CDU) ist eine Cousine von Werner Schwarz.
28 Jun 2022
## LINKS
[1] /Koalition-in-Schleswig-Holstein/!5859705
[2] https://www.shz.de/deutschland-welt/schleswig-holstein/artikel/werner-schwa…
[3] /Regierungsmodell-Schwarz-Gruen/!5860828
## AUTOREN
Esther Geißlinger
## TAGS
Landwirtschaft
Energiewende
Schwerpunkt Klimawandel
Schleswig-Holstein
Landtagswahl in Schleswig-Holstein 2022
CDU Schleswig-Holstein
Grüne Schleswig-Holstein
Nordrhein-Westfalen
Daniel Günther
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