| # taz.de -- Koalition in Schleswig-Holstein: Schwarz-Grün steht | |
| > Das Bündnis legt seinen Koalitionsvertrag vor. Das Land soll bis 2040 | |
| > klimaneutral werden. Die Grünen wollten es ambitionierter. | |
| Bild: Gute Stimmung zwischen der CDU und den Grünen in Schleswig-Holstein | |
| Kiel taz | Gut sechs Wochen nach der [1][Landtagswahl Anfang Mai] haben | |
| sich CDU und Grüne in Schleswig-Holstein auf einen Fahrplan für die | |
| gemeinsame Regierung geeinigt. In den kommenden fünf Jahren wollen beide | |
| Parteien „die großen Themen angehen“, so hatte Ministerpräsident und | |
| CDU-Landeschef [2][Daniel Günther] bereits im Vorfeld versprochen. | |
| Schleswig-Holstein soll zum „ersten klimaneutralen Industrieland in | |
| Deutschland“ werden – allerdings langsamer, als die Grünen es sich | |
| wünschen. | |
| Zu dritt steigen Daniel Günther und die grünen Spitzenkandidatinnen Monika | |
| Heinold und Aminata Touré am Mittwoch die lange Treppe zum Casino der | |
| Kieler Arena hinauf, wo sie gleich den Koalitionsvertrag unterschreiben | |
| wollen. Die Mienen sind entspannt, der Umgangston freundlich. | |
| Ministerpräsident Günther überlässt Touré das Wort, die von guten | |
| Verhandlungen berichtet. Heinold scherzt: „Endlich mehr Zeit für die Kieler | |
| Woche“ – in der Landeshauptstadt findet das internationale Segel- und | |
| Stadtfest statt. | |
| Günther verweist darauf, dass der gesetzte Zeitplan eingehalten wurde. Er | |
| habe ein „sehr, sehr gutes Gefühl“, sagt er zu dem rund 240 Seiten starken | |
| Koalitionsvertrag, der unter dem Motto „Ideen verbinden – Chancen nutzen“ | |
| steht. | |
| „Mal freuen wir uns über die anderen, mal sind wir ein bisschen grummelig, | |
| aber wir wissen, wir kommen zu einer guten Lösung“, so fasste Monika | |
| Heinold nach der letzten gemeinsamen Verhandlungsrunde am Dienstag die | |
| Stimmung zusammen. „Auf der Kippe stand es nie.“ | |
| ## Grüne zwangen Günther zum Zweierbündnis | |
| Ähnliche Statements gab es in den vergangenen Wochen von beiden Seiten. | |
| Tatsächlich waren die Parteien [3][mit dem festen Willen zum Erfolg in die | |
| Gespräche] gestartet. Beide hatten zuvor in einer Jamaika-Regierung | |
| zusammengearbeitet, beide legten bei den Wahlen deutlich zu, vor allem die | |
| CDU, der nur ein Sitz bis zur absoluten Landtag-Mehrheit fehlt. Verloren | |
| hatte dagegen die dritte Jamaika-Partnerin FDP. Günther hätte die | |
| Dreierkoalition dennoch gern fortgesetzt, die Grünen zwangen ihn aber zur | |
| Entscheidung für eine Seite – und Günther entschied sich gegen das | |
| klassisch bürgerliche Bündnis. | |
| Schwarz-Grün ist für Schleswig-Holstein neu. Dennoch bleibt vieles beim | |
| Alten, angefangen bei Personen. Auch wenn die Minister*innen offiziell | |
| erst nach bevorstehenden Parteitagen bekannt gegeben werden, kursieren | |
| bereits Namen: Bleiben werden Ministerpräsident Daniel Günther, | |
| Bildungsministerin [4][Karin Prien], Innenministerin [5][Sabine | |
| Sütterlin-Waack] (alle CDU) sowie von Seiten der Grünen Finanzministerin | |
| Heinold und Tobias Goldschmidt, der vom Umwelt-Staatssekretär zum Minister | |
| aufsteigt. Sein Ressort soll allerdings die Zuständigkeit für die | |
| Landwirtschaft verlieren, die in ein neues, CDU-geführtes Ministerium | |
| übergeht. | |
| Dagegen gab es schon während der Verhandlungen erstaunlich einmütigen | |
| Protest von Bauern- wie Umweltverbänden – genützt hat das offenbar nichts. | |
| Dafür wird die Berufliche Bildung offenbar dem Bildungsministerium | |
| zugeschlagen, bislang war dafür das Wirtschaftsministerium zuständig. Neu | |
| zugeschnitten wird auch das Sozialministerium, für dessen Leitung die grüne | |
| Co-Spitzenvorsitzende und bisherige Landtagsvizepräsidentin [6][Aminata | |
| Touré] im Gespräch ist. Das Haus soll den Bereich Integration erhalten, | |
| gibt aber dafür die Gesundheitsversorgung ab. Dieses Ressort wird wohl dem | |
| Justizministerium zugeschlagen. | |
| ## Klimaneutral bis 2040 – die Grünen hatten 2035 angepeilt | |
| Ihre Klima- und Wirtschaftsziele erreichen will die Regierung unter anderem | |
| mit kommunalen Klimaschutzprojekten, mehr Photovoltaik in Privathäusern, | |
| einem „Mobilitätspakt“ mit den Kommunen. Klimaneutralität soll 2040 | |
| erreicht sein – laut Grünen-Parteiprogramm sollte es „spätestens 2035“ … | |
| weit sein. Konkret sollen bis 2030 40 bis 45 Terrawattstunden Strom pro | |
| Jahr aus erneuerbaren Energien erzeugt werden – das wäre eine beachtliche | |
| Steigerung gegenüber 2020. Allerdings verweist Schwarz-Grün auf den Bund, | |
| der die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen müsse. Der | |
| Koalitionsvertrag enthält jedoch auch ein Bekenntnis zum Weiterbau der | |
| Autobahn 21, das den Grünen nicht leichtgefallen sein dürfte. | |
| 22 Jun 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Esther Geißlinger | |
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