| # taz.de -- Kürzungen bei der Bildung in Berlin: Schlechte Noten für Bildungs… | |
| > Die Bildungsexpert*innen der Koalitionsfraktionen befürchten | |
| > Kürzungen im Bildungshaushalt. Sie machen eine Mahnwache ab Donnerstag. | |
| Bild: Braucht dringend mehr Plätze: Berliner Schulen | |
| Berlin taz | Die Bildungsexpert*innen in der rot-grün-roten Koalition | |
| sind sauer. Die geplanten Kürzungen im aktuellen Haushaltsentwurf seien | |
| „kontraproduktiv“, schreiben die Sprecher*innen der | |
| Landesarbeitsgemeinschaften der drei Koalitionsfraktionen in einem | |
| gemeinsamen Schreiben an die Fraktionsspitzen ihrer Parteien. Als Betreff | |
| des Schreibens, das der taz vorliegt, haben sie gewählt: „Quo vadis Schule | |
| in Berlin?“ „Wir empfehlen euch“, heißt es mit Blick auf die befürchtet… | |
| Sparmaßnahmen, „deren Korrektur“. | |
| Am Freitag kommt der Bildungsausschuss im Abgeordnetenhaus zur | |
| entscheidenden Lesung über den Bildungshaushalt für dieses und das kommende | |
| Jahr zusammen – und der Druck auf die Abgeordneten erhöht sich, | |
| befürchteten Kürzungen für den Schulbereich im [1][rot-grün-roten | |
| Haushaltsentwurf] entgegenzusteuern. Von allen Seiten erreichten die | |
| Bildungspolitiker*innen von SPD, Grünen und Linken in den | |
| vergangenen Tagen Appelle, sich gegen die teils drastischen Kürzungen etwa | |
| im Bereich Schulneubau oder beim Personal für die Inklusion einzusetzen. | |
| Im Neubauprogramm für die Grundschulen etwa sind rund 83 Millionen Euro | |
| weniger eingeplant als ursprünglich im Haushaltsentwurf für 2022/23 des | |
| Landes für diesen Zeitraum vorgesehen. Bei den Modularen Ergänzungsbauten, | |
| mit denen an bereits bestehenden Schulstandorten schnell zusätzliche Plätze | |
| geschaffen werden sollen, sieht es ähnlich aus: Statt 170 Millionen Euro | |
| soll es nur noch 130 Millionen Euro geben. | |
| Die Finanzverwaltung begründet das nach taz-Informationen zum einen damit, | |
| dass man die Budgets an den tatsächlichen Mittelabfluss der letzten Jahre | |
| angepasst habe. Man wolle die Titel nicht „überzeichnen“, denn schließlich | |
| werde Geld auch an vielen anderen Stellen dringend gebraucht. | |
| ## Raumkapazitäten schon vor Ukraine-Krise ausgelastet | |
| Zum anderen verlangt die Finanzverwaltung, [2][wie die taz berichtet | |
| hatte], von der Bildungsverwaltung genauere Prognosen zur | |
| Schüler*innenzahl in den kommenden Jahren bis 2030. Weil in einigen | |
| Bezirken wie etwa Mitte die Prognosezahlen sogar leicht rückläufig sind, | |
| tut man sich offenbar schwer, mehr Geld herauszurücken. | |
| Die mangelhafte Zahlengrundlage frustrierte zuletzt auch die an den | |
| Haushaltsverhandlungen beteiligten Abgeordneten: „Jede Senatsverwaltung | |
| präsentiert uns andere Zahlen“, hatte Louis Krüger, schulpolitischer | |
| Sprecher der Grünen-Fraktion, der taz gesagt. Das erschwere eine gute | |
| Verhandlungspostion gegenüber der Finanzverwaltung. Die beteiligten | |
| Verwaltungen wollten sich deshalb auch diese Woche nochmal zu klärenden | |
| Gesprächen über die tatsächlichen Bedarfszahlen zusammensetzen. | |
| Der Unmut sämtlicher Akteur*innen im bildungspolitischen Bereich dieser | |
| Stadt ist inzwischen jedenfalls beträchtlich. Auch sämtliche großen | |
| Schulleiter*innenverbände hatten sich am Mittwoch in einem | |
| gemeinsamen Schreiben an die Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) | |
| und die Fraktionsspitzen der Koalition zu Wort gemeldet. Die Schulen seien | |
| bereits seit vielen Jahren „über ihre Raumkapazität ausgelastet“. Nun kom… | |
| auch noch die Ukraine-Krise dazu mit vielen geflüchteten Kindern, die | |
| ebenfalls und nicht nur kurzfristig mit Schulplätzen versorgt werden | |
| sollen. | |
| „Eine weitere Verdichtung des schulischen Lebens ist nicht möglich“, | |
| schreiben die Schulleiter*innen. Neue, zusätzliche Gebäude würden „dringend | |
| und zeitnah benötigt“. Dafür bedürfe es in den kommenden Jahren statt | |
| Sparrunden „sogar einer weiteren Erhöhung der Mittel für den Schulneubau“. | |
| ## Zweiter Aufreger: Schulsozialarbeit | |
| Zweites großes Aufregerthema, neben den fehlenden Neubaumitteln, sind für | |
| die Schulen die Mittel für die Schulsozialarbeit und -psychologie. | |
| „Multiprofessionelle Teams“ heißt das im Koalitionsvertrag, ein erklärtes | |
| Ziel von Rot-Grün-Rot. Gemeint sind damit quasi alle Stellen an Schulen, | |
| die nicht Lehrkräfte sind. | |
| Man vermisse „eine nennenswerte Erhöhung der Kapazitäten bei pädagogischen | |
| Unterrichtshilfen, Betreuer*innen, Schulassistenzen oder weiteren Gruppen, | |
| die den Schulalltag für alle erleichtern würden“, heißt es von den | |
| Landesarbeitsgemeinschaften Bildung. 1,3 Millionen Euro sind im | |
| Haushaltsentwurf vorgesehen – 15 Millionen wären aus Sicht der | |
| LAG-Sprecher*innen schon eher ein Zeichen gewesen, „dass Inklusion ein | |
| ernsthaftes Anliegen der Koalition ist.“ | |
| Auch die Schulleiter*innen sagen: Gerade nach der Pandemie und im | |
| Angesicht der vielen geflüchteten Kinder mit Hilfebedarf ist zu wenig Geld | |
| da für einen „Blick nach vorn“. | |
| Am Donnerstagnachmittag ab 17 Uhr bis Freitagnachmittag protestiert das | |
| [3][Bürger*innenbündnis „Schule muss anderes“] gemeinsam mit dem | |
| Landeselternauschuss und der Gewerkschaft GEW vor dem Abgeordnetenhaus | |
| gegen die Mittelkürzungen. Am Freitag um 15.30 Uhr soll auf einer | |
| Kundgebung ein Offener Brief an die Abgeordneten übergeben werden. | |
| Am 8. Juni wird der Hauptausschuss die letzten finalen Änderungen im | |
| Gesamt-Haushalt beschließen. Dann hat am 23. Juni das Parlament das letzte | |
| Wort und muss den Doppelhaushalt für die Jahre 22/23 verabschieden. | |
| 19 May 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Etatdebatte-im-Abgeordnetenhaus/!5840475 | |
| [2] /Kuerzungen-bei-Schulbau-befuerchtet/!5852435 | |
| [3] https://schule-muss-anders.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Klöpper | |
| ## TAGS | |
| Schulbau | |
| Berlin | |
| Astrid-Sabine Busse | |
| Schule | |
| Schulbau | |
| Kitaplätze | |
| Berlin | |
| Schulbau | |
| Schulbau | |
| Inklusion | |
| Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Bildung in Berlin: Plattmachen ohne Plan | |
| Ende September muss das „Klassenzimmer der Zukunft“ in Hellersdorf | |
| schließen. Es soll einem Schulneubau weichen, dessen Baubeginn noch in | |
| weiter Ferne liegt. | |
| Schulplatzmangel spitzt sich zu: Weite Wege zum sicheren Schulplatz | |
| Viele Schüler wissen noch nicht, wo sie nächstes Schuljahr nach der | |
| Grundschule landen werden. Allein in drei Bezirken fehlen fast 200 | |
| Schulplätze. | |
| Inflation bremst Kitaplatzausbau: Kitas dürfen nur ein bisschen wachsen | |
| Für den Kitaplatzausbau stellt Rot-Grün-Rot 15 Millionen Euro mehr zur | |
| Verfügung. Das sei angesichts der Inflation zu wenig, fürchten | |
| Expert*innen. | |
| Fast 1.000 Lehrkräfte fehlen in Berlin: Kampf gegen die Lücke | |
| Im kommenden Schuljahr fehlen 920 Lehrkräfte, prognostiziert die | |
| Bildungsverwaltung. Jetzt soll ein stadtweites „Bewerbermanagement“ kommen. | |
| Mehr Geld für Bildung im Haushalt: Gerade nochmal gerettet | |
| 200 Millionen Euro mehr alleine für den Schulbau – und für die | |
| angeschlagene Senatorin Busse (SPD). Die braucht dennoch dringend einen | |
| eigenen Erfolg. | |
| Kürzungen bei Schulbau befürchtet: Eine Verlustrechnung | |
| Um die Haushaltsmittel für den Schulbau wird hart gerungen. Als Bedingung | |
| für mehr Geld verlangt die Finanzverwaltung jetzt genauere Bedarfszahlen. | |
| Inklusion an Berliner Schulen: Immer noch eine exklusive Sache | |
| Ein Berliner Bündnis fürchtet Mittelkürzungen im Haushalt. Am Donnerstag | |
| ist eine Protestkundgebung vor der Bildungsverwaltung geplant. | |
| Geflüchtete aus der Ukraine: Es geht ums Ankommen | |
| Sozialsenatorin Kipping (Linke) sieht Wendepunkt bei der Aufnahme von | |
| Geflüchteten. Mehr als „Akuthilfe“ sei jetzt langfristige Integration | |
| wichtig. |